Früher hatte sie Angst vor der Dunkelheit.
Sie konnte nicht schlafen wenn die Tür zum Flur geschlossen war und bekam heulkrämpfe wenn sie alleine durch die Nacht laufen musste um zum Beispiel auf Toilette zu gehen.
Auch konnte sie zeitweise das Badezimmer nicht verlassen ehe die Spülung der Toilette nicht verklungen war.
An besonders schlimmen Tagen zwang ihr Hirn sie, auf den Badewannenrand zu springen bis die Spülung schwieg.
Es gab Tage an denen verdeckte sie ihre Haare unter Kopftüchern und versteckte es in dicken Zöpfen unter Kapuzen.
Ihr Haar musste nicht fettig sein, sie schützte es auch nicht vor dem Regen, aber sie fühlte sich wohler, so eingepackt, obwohl sie nicht sagen konnte, wovor sie Angst hatte, aber doch, es war Angst die sie dazu zwang, all diesen Ticks und Angewohnheiten und Zwängen zu unterliegen.
Lange konnte die anderen Menschen nicht in die Augen sehen und starrte ständig auf den Boden.
Das war die Zeit in der sie anfing, an den Fingernägeln zu knabbern.
Ihre Mutter legte in diesen Jahren viele wertvollen Bücher in den Halter im Badezimmer, und sie gab immer vor, die Bücher nicht zu lesen, doch sie tat es doch.
Und es waren bescheuerte Tipps.
Sprechen vor dem Spiegel üben und so.
Sie folgte den Anweisungen nicht, setzte sich aber fortan öfter vor den Spiegel und starrte sich selbst in die Augen.
Irgendwann schaffte sie es, sich selbst nicht mehr auszuweichen, und fortan sah sie immer auf die Nase der anderen.
Trotzdem ging es ihr schlecht.
Besieht man sich heute ihre Finger so sieht man kaputte Haut, Risswunden, viel zu kurze Nägel.
Als sie damals lernte, den Leuten auf die Nase zu sehen, wurde es besser.
Ticks und Zwänge wurden schwächer und verabschiedeten sich, sie sah nicht mehr so oft auf den Boden.
Seit einiger Zeit kehren die Zwänge zurück.
Sie hat Angst auf Holzboden zu stehen wenn die Spülung verklingt.
Sie fasst auch keine öffentlichen Türen/Wasserhähne/Stühle an. Unbewusst.