Ich lag im Schatten der Lichtung. Die Sonne beschien mein Gesicht und ein Lüftchen hauchte durch die Bäume, die die Lichtung abgrenzten. Hier war alles so friedlich. So ruhig und einfach schön. Ich liebte diese Lichtung. Sie war mein Rückzugsort – mein zu Hause. Mein eigentliches zu Hause war in der imposanten Villa am Strand. Doch dort wohnte ein Geschäftsmann mit seiner Frau und eigentlich hätte ich da auch wohnen sollen, aber wer würde schon gerne bei Eltern leben, die einen schlugen?! Niemand ahnte etwas davon. In den Augen der anderen Stadtbewohner waren wir eine Musterfamilie. Uns alle drei zusammen bekam man zwar eigentlich nie zu sehen, weil das „verwöhnte Einzelkind“, wie man mich nannte, lieber verschwand, aber eine Musterfamilie blieben wir trotzdem, was ich noch nie so wirklich verstanden habe. Ich war und blieb eine 15-jährige Einzelgängerin.
Jedenfalls, jetzt lag ich mit dem Rücken im duftenden Frühlingsgras und träumte von einem besseren Leben. Mit Freunden, die immer für einen da wären, egal wie es einem geht. Und einer besseren Familie. Um mich herum zwitscherten die Vögel und der Wind strich durch das Gras.
Plötzlich wurde es ruhig. Von einem Schlag auf den anderen. Erschrocken fuhr ich hoch. Die Sonne war hinter einer dunklen Wolke verschwunden und die Vögel waren verstummt. Selbst der Wind wehte nicht mehr durch die Bäume und das Gras neben mir. Eine unheimliche Stille hatte sich in der sonst so lebhaften Lichtung ausgebreitet.