Thema: Irgendwo im Nirgendwo

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aus tja...

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#1

Irgendwo im Nirgendwo

 

Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Nein, nicht irgendeine. Eine ganz besondere. Eine wahre, die wirklich so passiert. Es ist meine Geschichte.

 

„Riiiiiing!!!“ pünktlich um 5 Uhr morgens. Mein Wecker. Müde öffne ich ein Auge, taste verschlafen mit einer Hand nach diesem ätzenden Gerät und haue kräftig obendrauf, nur um diesen nervigen Ton abzustellen. Na bitte, er schweigt. Einen Lichtblick später habe ich mich schon wieder gemütlich in mein Bett eingerollt und schlafe wie ein kleines Kaninchen. Das sagt meine Freundin immer. Lara. Die beste ABFF die es überhaupt im Universum gibt.

 

„Ba-ba-ba, ba-banana, ba-ba-ba, ba-banana“, dröhnt es auf einmal direkt unter meinem Ohr los. Na super, mein Handywecker. Stöhnend schlage ich meine Decke zurück. Ich stehe auf, natürlich nicht ohne zu gähnen, und  tapse schläfrig zum Fenster. Als ich den Vorhang öffne, fallen die ersten Sonnenstrahlen in mein Gesicht. Mein Blick fällt auf meine Uhr über der Tür. Was? Schon gleich halb sechs? Oh nein!! Schnell reiße ich die Tür von meinem Kleiderschrank auf, kralle mir die erstbesten Klamotten, rase ins Bad und spritze mir im Vorbeirennen schnell ein bisschen Wasser ins Gesicht. Fünf Minuten später stehe ich halbwegs fertig an der Haustür, bereit, mal wieder einen neuen Weltrekord im Sprint aufzustellen.

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S.M.arty (24) aus tja...

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#3

Sanft erwache ich aus meinen Tagträumen und kehre allmählich in die Realität. Meine Pferdebürste fährt ruhig durch Ardanwns glänzendes Haar. Mit einem kleinen Kuss auf die Stirn verabschiede ich mich schließlich traurig. Puh, jetzt noch 24 weitere Pferde…

 

Eine Stunde später trete ich nassgeschwitzt aus dem Stall. Mist, nur noch 20 Minuten bis mein Schulbus fährt! Schnell renne ich nach Hause, nicht ohne mich mit Larry für heute Nachmittag verabredet zu haben. Als ich in die Küche geflitzt komme, stutze ich. Irgendwas stimmt hier doch nicht. Auf einmal schießt es mir in den Kopf: „Dad! Was machst du denn hier?“ Mein Vater arbeitet seit einem halben Jahr im Schwarzwald, am Ende der Welt, wie Mum immer sagt. Darum kommt er leider nur noch jedes zweite Wochenende zu uns nach Bolzum. Aber heute ist Dienstag. Nicht Freitag, Samstag oder Sonntag. Verwundert starre ich ihn an. „Neuigkeiten“, murmelt er, „Es gibt Neuigkeiten.“ Langsam verstehe ich gar nichts mehr. „Neuigkeiten? Was denn bitte sehr?“ Ich lasse mich nebenbei auf einen Stuhl fallen und gieße mir ein Glaß Orangensaft ein. Mein Dad wendet seinen Blick nach draußen in die sich im Wind wiegenden Kronen der alten Bäume in unserem Garten. Ich ahne Böses. Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl herum: „Jetzt sag schon, Daddy!“. Meine Mutter weicht meinem Blick aus, als wüsste sie schon, was er jetzt sagt. Dad dreht sich langsam zu mir um. „Jobangebote“, platzt er auf einmal heraus. Ein breites Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Eine Welle der Erleichterung durchflutet mich. „Wow, das ist ja cool! Kommst du jetzt wieder zu uns?“. Voller Hoffnung richte ich mich auf. „Nein. Also, naja, jein. Wir ziehen wieder zusammen. Aber nicht hier.“ „What? Nein, ich ziehe nicht um, das kannst du vergessen!“ überstürzt unterbreche ich meinen Vater. Er legt seine Hand auf meine Schulter und zieht mich langsam an sich heran. „Hey, Soph“, redet er beruhigend auf mich ein, seine sanften, braunen Augen ruhen in meinem Blick, „wart doch erstmal ab, wohin wir ziehen!“ Dad greift in seine rechte Hosentasche und zieht eine zerknitterte Landkarte hervor. „Australien“, lese ich verwundert die Überschrift. „Ganz genau!“ stolz faltet Dad die Karte auseinander und deutet auf zwei mit pinkem Textmarker markierte Punkte, „und zwar entweder hier oder dort, Cooktown oder Tennant Creek, Dschungel oder Wüste!“ Meine Eltern blicken mich an, als ob sie Begeistrungsstürme von mir erwarten. Aber ich bin einfach nur geschockt. Hallo? Was soll ich denn bitte in Australien? Also, Sydney oder Melbourne wäre ja noch ok…aber Cooktown? Oder dieses Tannen-Dings? Das hört sich ja an als ob man da nicht mal tot überm Zaun hängen möchte! Und vor allem: Was ist mit meinem Leben hier? Meine Freunde, Ardanwan. Soll ich das jetzt etwa alles aufgeben um im Nichts zu leben? Das sollen die sich mal nicht einbilden! Ohne es bewusst zu merken breche ich in Tränen aus. Ich spüre nicht, wie meine Mum ihren Arm um mich legt, höre nicht, was meine Eltern sagen, sehe nur durch einen Tränenschleier die verzerrten Mundbewegungen. Mein Leben ist zu Ende. Ich werde im Dschungel von irgendeiner blöden Giftschlange gebissen werden und elendig eines qualvollen Todes sterben. Alles besser, als dort leben zu müssen. Sollten Mum und Dad doch sehen, was sie davon haben.

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S.M.arty (24) aus tja...

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schrieb :

#2

5:32. Lara steht vor dem Pferdestall, mit einer Mistgabel in der Hand. Ungeduldig schaut sie auf ihre Armbanduhr und schaut zu, wie der Sekundenzeiger seine Runden dreht. Als sie mich sieht, rennt sie mir entgegen und umarmt mich stürmisch. „Wow, Soph, neuer Rekord!! Bist genau 17 Minuten und 47,2 Sekunden zu spät!“ Ich muss grinsen. Mal wieder ein typischer Morgen. Lara nimmt meine Hand und zerrt mich Richtung Stall. „ Los, jetzt komm schon! Wir müssen uns beeilen!“ Hastig drückt sie mir eine Pferdebürste in die Hand und verschwindet Richtung Misthaufen.

 

Langsam, mit einem Knarzen in den Türangeln, öffne ich die Stalltür aus verwittertem Eichenholz. In das Dämmerlicht des Stalls getaucht schließe ich meine Augen und atme tief ein. Der Duft nach frischem Heu, nach den Pferden. Jeden Morgen genieße ich die diesen Augenblick. Jeden Morgen, wenn ich Larry und ihrem Dad im Stall helfe. Schlurchend laufe ich durch die Stallgasse, stelle nebenbei fest, dass ich zwei verschiedene Schuhe anhabe und bleibe schließlich vor einer Box stehen.

 

Nein, es ist nicht irgendeine x-beliebige Pferdebox. Es ist Ardanwans Box. Der schwarze Araber erwartet mich schon. Er wiehert sanft, als ich meinen Kopf an sein warmes Fell schmiege. Ich kenne ihn schon ewig. Er ist einer meiner besten Freunde. Ardanwan versteht mich. Meine Gedanken schweifen ab und ich erinnere mich an den Tag, wo ich todtraurig in seiner Box gelegen hatte, weil ich nicht wusste, ob Max in mich verliebt war. Oder damals, als Ardanwan mich vor Pias Großtante gerettet hatte. Sie lief hinter mir her, drohend mit ihrem Spazierstock schwingend, weil ich aus Versehen einen Fußball mitten in ihr wohlgehütetes Gemüsebeet geschossen hatte und dabei angeblich einige ihrer schönsten Kohlköpfe zerstört wurden. In panischer Angst rannte ich in den Stall, zu Ardanwan, und als Frau Schrader dann angehechelt kam, stellte er sich so vor mich, dass sie nicht an mich herankam, bis sie nach einiger Zeit (mir kam es vor wie eine Ewigkeit) schnaufend und vor sich hinschimpfend abzog.

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