Die Zeit der Hexenverfolgung

Teil 1

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Der Legende nach versammeln sich die Hexen zur "Walpurgisnacht" am 1. Mai auf dem Blocksberg, um ein unheimliches Hexenfest zu feiern und im Bund mit dem Teufel neue Zauberkräfte zu erlangen. In der Vorstellung sind Hexen oft alte Frauen mit Buckel und Warze, die andere mit Zaubersprüchen verhexen. In der Kristallkugel sehen Hexen in die Zukunft und beobachten das Geschehen an anderen Orten - oder sie mischen aus unappetitlichen Zutaten wie Spinnenbeinen und Froschaugen einen Hexentrunk, der Zauberkräfte entfaltet. Das Bild von der Hexe wurde geschaffen, um unerklärbaren Dingen einen Namen zu geben - aber auch, um einen "Sündenbock" zu haben, der das Böse verkörperte. Die grausame Hexenverfolgung ist ein dunkles Kapitel in der europäischen Geschichte


Nach und nach setzte sich das Bild von der bösen Hexe durch, die auf einem Besen durch die Nacht reitet.
Pixelio
Fast jeder kennt die Legende von der "Walpurgisnacht" am 1. Mai, in der böse Hexen im Bund mit dem Teufel ein unheimliches Fest auf dem Blocksberg feiern. In vielen Geschichten wird das berühmte Hexenfest aufgegriffen - etwa in Goethes Klassiker "Faust" oder auch in Otfried Preußlers Kinderbuch "Die kleine Hexe". Der "Blocksberg" heißt eigentlich Brocken und liegt im Harzgebirge. Die Walpurgisnacht hat ihre Ursprünge im keltischen Glauben. Zum Fest "Beltane" wurde der kommende Frühling mit einem großen Feuer begrüßt. Es wurden Fruchtbarkeitsrituale abgehalten, um das Erwachen der Natur zu zelebrieren.

Diese Bräuche des "Heidentums" - gemeint sind Völker, die nicht einer Religion mit dem Glauben an einen einzigen Gott angehören - verdammte die christliche Kirche und stellte sie als "Teufelswerk" dar. Aus dem Frühjahrsfest entstand schließlich die Legende der Walpurgisnacht, der 1. Mai galt als Namensfest der heiligen Walburga. Es hieß, dass die Schutzpatronin Walburga die Menschen vor den Hexen und dunklen Mächten bewahrte. Nun sollten in der Nacht auf den 1. Mai die bösen Hexen mit furchterregenden Kostümen und Masken vertrieben werden.

Noch heute wird diese Nacht vielerorts als "Tanz in den Mai" gefeiert, die Menschen verkleiden sich als Hexen und es werden Partys veranstaltet oder große "Maifeuer" entfacht. Es gibt in den einzelnen Regionen unterschiedliche Bräuche zum Maifeiertag, bei denen das Zelebrieren der Fruchtbarkeit und des Frühlings im Vordergrund steht, der mit geschmückten Bäumen, Tänzen und Feiern begrüßt wird. Mit der Tradition der Hexenvertreibung hat das nichts mehr zu tun, obwohl die heutigen Bräuche sowohl von alten heidnischen als auch christlichen Ritualen und vom Mythos der Walpurgisnacht geprägt wurden. Wie entstand nun eigentlich das Bild der bösen Hexe?

Das Bild der Hexe

Bild einer dämonischen Hexenküche.
Wikipedia

Das Wort "Hexe" kann ganz unterschiedlich ausgelegt werden. So gibt es die böse Märchenhexe, die weise Kräuterfrau und die "moderne Hexe", die die Kräfte der Natur einsetzt und sich mit spirituellen Dingen beschäftigt. Hexen bezeichnen nicht unbedingt dämonische Wesen. Im Heidentum entsprach dem Hexenbild ein Mensch - meistens weiblichen Geschlechts - mit übernatürlichen Fähigkeiten und besonderem Naturheilwissen, der oft dem Priesterstand angehörte.

Die Göttin Freya und andere Göttinnen übertrugen demnach ihre Zauberkraft und Weisheit auf ihre Priesterinnen. Als sich das Christentum mehr und mehr verbreitete, wurden diese heidnischen Lehren und deren Anhänger zunehmend dämonisiert und verteufelt. In Nord- und Mitteleuropa waren die Germanen noch davon überzeugt, dass in den Wäldern Hexen lebten, die für das Wetter und die Kräfte der Natur verantwortlich waren. Die Menschen waren damals noch viel abhängiger vom Wetter.

So bestimmten Dürren oder Unwetter über die Ernte und somit darüber, ob die Menschen Hunger litten oder satt wurden. Katastrophen wurden den Hexen zugeschrieben, die bald nur noch für das Böse verantwortlich waren. Diese Hexen ritten in der Vorstellung der Menschen damals auf einem Zaun. Dies wandelte sich später in das Bild von Hexen, die auf einem Besen reiten. Bereits zum Ende des dunklen Mittelalters wurden viele Frauen als "Hexen" bezeichnet und auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Ihnen schrieb man übernatürliche, teuflische Kräfte zu. Die Menschen dachten, sie seien mit bösen Dämonen verbündet.

Düstere Zeit der Hexenverfolgung

Mittelalterliche Schrift über die Hexenverfolgung.
Wikipedia

In Wirklichkeit kannten sich viele dieser Frauen einfach nur gut aus - sie wussten zum Beispiel, wie sie Wildkräuter für die Heilung von Krankheiten einsetzen können. Einige haben auch andere Frauen, die schwanger waren, eine Schwangerschaft verhindern wollten oder ein Kind bekamen, beraten. In einer Zeit, in der wenig darüber bekannt war, wie ein Kind gezeugt wird und im Bauch der Mutter heranwächst, war dieses Wissen vielen unheimlich. Viele Frauen wurden als "Hexen" angesehen, weil sie mehr wussten als andere, weil sie eine besondere Wirkung hatten, einfach anders waren oder sonst irgendwie durch ihre Erscheinung auffielen.

Oft war es aber auch lediglich Rache, Neid oder persönliche Bereicherung, was Menschen dazu trieb, andere der Hexerei zu bezichtigen. Frauen hatten vor allem in den niedrigeren Ständen viel weniger Rechte als Männer, galten als weniger intelligent - und nicht selten als "hysterisch". Vor allem starke, weise, kluge und einflussreiche Frauen passten nicht in das damalige weibliche Rollenbild und wurden gefürchtet oder verleumdet. Seit jeher suchten Menschen nach einem Sündenbock, dem alles Negative zugeschrieben und der für ihr Elend oder Unglück verantwortlich gemacht werden kann.

Sündenbock für die dunklen Fantasien der Menschen

Zur Zeit des christlichen Mittelalters und der frühen Neuzeit war das Bild von "sündigen Frauen" vorherrschend, die Zaubertränke brauen und Hexenfeste feiern.
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Hatte man einen Schuldigen gefunden, der all die dunklen Fantasien der Menschen in sich vereinigte, konnte man sich selbst "in Unschuld waschen" und mit dem Finger auf andere zeigen. Hexen wurden von der Kirche verfolgt, weil sie angeblich im Bund mit dem Teufel standen und in den Augen der Religion "unchristlich" waren. Das dunkle Kapitel der europäischen Hexenverfolgung fand vom 13. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert statt. Es wird geschätzt, dass die Verfolgung in ganz Europa zwischen 40.000 bis 60.000 Todesopfer forderte.

Den Höhepunkt hatte die Ermordung der Frauen in der Zeit des 30jährigen Krieges von 1618 bis 1648. Der Krieg und ein ungewöhnlich kaltes Klima hatten dafür gesorgt, dass die Häuser zerstört, die Felder verwüstet waren und die Bevölkerung durch Hunger und Krankheit starb. Viele Menschen schrieben den "bösen Hexen" die schlimmen Zustände zu. In den Verdacht, eine Hexe zu sein, geriet man schnell. Schließlich genügte es, wenn einem Nachbarn die Nase nicht gefiel oder er sonst etwas angeblich "Absonderliches" fand. Eine Frau galt auch als verdächtig, wenn sie außergewöhnlich war - sei es, weil sie von vielen Männern begehrt wurde.

Vor allem im christlichen Spätmittelalter und der frühen Neuzeit wurde nämlich das Bild von der "sündigen Verführerin" geprägt, die ihre Wirkung auf Männer ausnutzte, welche ihr ahnungslos verfallen würden. Damals stellte man sich Hexen nicht unbedingt als hässliche, alte Frauen, sondern auch als verführerische Schönheiten vor. Man zeigte die vermeintliche Hexe an - und unter qualvoller Folter sagten die Frauen schließlich das, was ihre Peiniger hören wollten. Durch den Tod auf dem Scheiterhaufen kamen viele Tausend Menschen ums Leben. Vor allem Frauen wurden verfolgt, man bezeichnete mitunter aber auch Männer als "Hexer". Es wurden sogar Kinder und Tiere der Hexerei bezichtigt und getötet.

Verrat von Mitmenschen und grausame Folterei

Angebliche Hexen wurden verfolgt, eingesperrt, gefoltert, verurteilt und schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
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Ausschlaggebend war auch, dass so genannte "Denunzianten", die die "Hexen" anzeigten, den Beschuldigten nicht preisgegeben wurden. Sie hatten also nichts zu befürchten. Auch weitere angebliche Zeugen wurden dann gesucht, die sich an der Verschwörung beteiligten. Im Falle einer Verurteilung erhielten sie Belohnungen: Der Denunziant hatte Aussicht auf ein Drittel des Vermögens - mindestens aber zwei Gulden.

Die Anklage basierte meist auf reinen Gerüchten und Hetzreden. Die beschuldigten Frauen hatten in der Regel nicht das Recht, sich zu verteidigen. Sie wurden in Kellerverliese und dunkle Türme gesperrt, um auf ihr Urteil zu warten. Gestanden sie nicht freiwillig, erzwang man ihr Schuldeingeständnis unter Misshandlungen.

Bei der Erfindung von besonders quälenden Foltereien war die grausame Fantasie der Menschen damals unbegrenzt. Auch "Hexenproben" wurden angewandt, um eine angebliche Hexe zu erkennen. Man setzte sie der Lebensgefahr aus, um zu testen, ob sie sich aus dieser auswegslosen Situation durch ihre "magischen Kräfte" retten konnte. Zum Beispeil warf man sie in einen reißenden Fluss und prüfte, ob sie überleben konnte. Starb sie, dann war sie keine Hexe gewesen - blieb sie am Leben, wurde sie als Hexe verbrannt.

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letzte Aktualisierung: 23.05.2023

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