Dichter und Universalgenie: Johann Wolfgang von Goethe

Teil 1: Das Leben Goethes

Teil 1 von 2

von Tanja Lindauer

Schon in der Schule kommt man kaum drumherum, sich mit Goethe zu beschäftigen - berühmt sind viele seiner Gedichte und Balladen sowie Romane wie "Werther" oder Dramen wie "Faust". Johann Wolfgang von Goethe interessierte sich nicht nur für Literatur, sondern auch für die Naturwissenschaften. Er war nicht nur Dichter, sondern auch Jurist und Minister. Das Universalgenie war so berühmt, dass es sogar einer ganzen Epoche seinen Namen gab: die Goethezeit.

Johann Wolfgang Goethe war Dichter, Jurist und Minister. Er war so berühmt, dass er sogar einer ganzen Epoche seinen Namen gab: die Goethezeit. (Quelle: Wikimedia Commons)

Das wohl berühmteste Stück von Johann Wolfgang von Goethe ist zweifelsohne Faust. Fast 60 Jahre schrieb es an den beiden Teilen. Aber auch andere Werke von Goethe gehören zur Weltliteratur. In der Schule kommt man eigentlich nicht drumherum, etwas von dem berühmten Dichter und Denker Johann Wolfgang von Goethe gelesen zu haben. Er ist unbestritten einer der großen Autoren der deutschen Literatur und viele Menschen kennen mindestens ein Werk von Goethe. Und auch die berühmt berüchtigte "Gretchenfrage" haben wir Goethe und seinem Faust zu verdanken.

Die frühe Jugend

Johann Wolfgang Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Mit seiner Schwester Cornelia wuchs er in der Frankfurter Innenstadt auf. Sein Vater Johann Caspar Goethe, ein Jurist, war sehr gebildet und klug (er hatte auch einen Doktortitel), er war aber auch sehr streng. Daher kam es im Hause Goethe oftmals zu Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn. Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe (geborene Textor), stammte aus einer reichen Familie und sie wurde als das Gegenteil von ihrem Ehemann beschrieben. Sie war ein fröhlicher und lebenslustiger Mensch.

Da Goethes Eltern sehr vermögend waren, konnten sie ihrem Sohn eine gute Schulbildung ermöglichen. Sie achteten sehr darauf, dass ihr Sohn viel lernte. Der junge Goethe besuchte nur zwei Jahre lang eine Schule, danach wurde er von seinem Vater und weiteren Hauslehren zu Hause unterrichtet. Das hört sich zunächst recht verlockend und bequem an, von zu Hause aus zu lernen. Doch tatsächlich war es ganz anders: Da der Vater sehr streng war, musste Goethe noch mehr lernen als in der Schule - allein fünf Fremdsprachen standen auf dem Stundenplan! Daneben wurde der junge Johann Wolfgang in naturwissenschaftlichen Fächern unterrichtet, aber auch in Zeichnen, Reiten oder Fechten. Da seine Eltern sehr wohlhabend waren, hatte die Familie Goethe zu Hause eine eigene kleine Bibliothek mit ungefähr 2.000 Büchern, in der der junge Goethe auch oftmals zu finden war und in den Bücherregalen nach neuem Lesestoff stöberte. Er war also schon als Kind sehr wissbegierig.

Das Leben als Student

Schon während seines Jurastudiums interessierte sich Goethe immer mehr für Literatur und insbesondere für Poesie. (Quelle: Wikimedia Commons)

Sein Vater beschloss, dass Johann Wolfgang in Leipzig und Straßburg Jura (Rechtswissenschaften) studieren sollte. Der junge Goethe wollte eigentlich in Göttingen Geschichte und klassische Philologie (Sprachwissenschaft) studieren, beugte sich aber dem Willen seines Vaters. Doch schon während seiner Studienzeit interessierte sich Goethe immer mehr für Literatur und insbesondere für Poesie. Sein Studium fand er alles andere als spannend und nur lustlos besuchte er die Vorlesungen. Um sich das Studium etwas zu versüßen, beschloss er, noch weitere Vorlesungen zu besuchen, die ihm mehr Freude bereiteten - nämlich in der Literaturwissenschaft. Der junge Goethe genoss die Freiheit ohne Eltern in Leipzig und traf sich beispielsweise mit anderen Studenten im Auerbachs Keller - einem Ort, den er auch in seinem späteren Faust erwähnen wird.

1768 erkrankte der junge Goethe schwer an Tuberkulose und er musste sein Studium in Leipzig abbrechen. Zu Hause erholte er sich langsam. Er nutzte die Zeit zum Schreiben und veröffentlichte seinen ersten Band mit Gedichten. 1770 drängte sein Vater ihn, das Studium wieder aufzunehmen - so kam es, dass Goethe weiter Jura in Straßburg studierte und sogar seine Doktorwürde erlangte. Der junge Student besuchte nebenbei erneut andere Vorlesungen - vor allem Chemie hatte es ihm diesmal angetan. Während seines Studiums schrieb er immer wieder Gedichte und in dieser Zeit entstand sein erstes Lustspiel, "Die Mitschuldigen". Aber noch war Goethe unbekannt und sein Talent noch nicht entdeckt.

Nach seinem Studium arbeitete Goethe zunächst als Rechtsanwalt in Frankfurt. In seinem Elternhaus eröffnete er eine Kanzlei. Aber wirklich Spaß machte ihm sein Beruf nicht, er fühlte sich immer mehr zur Literatur hingezogen. Vier Jahre lang hielt er es in der Kanzlei aus und quälte sich jeden Tag zur Arbeit. In seiner Freizeit verfasste er Gedichte und andere Texte und hoffte, dass er eines Tages vom Schreiben leben könnte. Den Beruf als Rechtsanwalt wollte er so schnell wie möglich an den Nagel hängen.

Sturm und Drang

Nach seiner Rückkehr aus Italien 1788 lernte Goethe die 16 Jahre jüngere Christiane Vulpius kennen. Er verliebte sich in sie und schon ein Jahr später wurde ihr Sohn August geboren. (Quelle: Wikimedia Commons)

1771 schrieb der leidenschaftliche Dichter die Geschichte des "Götz von Berlichingen" innerhalb von nur sechs Wochen. 1773 überarbeitete Goethe, der weiterhin als Rechtsanwalt arbeitete, den Text noch einmal und veröffentlichte das Werk schließlich. Er erhielt viel Lob und die Kritiken waren durchweg positiv. Goethe schaffte es somit, mit diesem Schauspiel einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen.

Im Jahr 1772, im Alter von 22 Jahren, ging Johann Wolfgang Goethe nach Wetzlar ans Reichskammergericht. Auch dies war der ausdrückliche Wunsch des Vaters, den Goethe abermals mit Murren befolgte. Hier lernte er Charlotte Buff kennen, in die er sich Hals über Kopf verliebte. Leider war sie bereits verlobt und Goethe verfiel in tiefen Liebeskummer. Doch diese Krise sollte ihm zu seinem Durchbruch verhelfen: 1774 erschien sein Briefroman "Die Leiden des jungen Werther", in denen er die Erfahrungen mit seinem Liebeskummer verarbeitete. Die Leser liebten das Buch - die Schilderung der unglücklichen Liebe machte Goethe praktisch über Nacht berühmt. Ab diesem Zeitpunkt galt der 25-jährige Dichter als Leitfigur der Zeit des so genannten "Sturm und Drang" - damit ist eine Literaturepoche zwischen 1767 und 1785 gemeint, in welcher dem Ausdruck von leidenschaftlichen Gefühlen eine besondere Bedeutung beigemessen wurde. Die Dichter betonten die Einigartigkeit ihrer Texte und sahen sich selbst als "Genie" an.

Ab 1775 wurde Goethe auf Einladung des Herzogs Karl August Minister in Weimar. Mit der Zeit wurde er zu einem engen Freund des jungen Herzogs - er wurde zum Minister und Geheimrat am Weimarer Hof ernannt. Zu dieser Zeit beschäftigte Goethe sich vermehrt mit naturwissenschaftlichen Fragen und den Geheimnissen des menschlichen Körpers. Seine große Leidenschaft, die Literatur, ließ er aber nie aus den Augen. So stammte aus dieser Zeit beispielsweise sein berühmtes Gedicht vom "Erlkönig". Goethe war von einer ständigen inneren Unruhe geplagt. Er wollte die Welt erkunden, etwas erleben. Zudem erfüllte ihn seine politische Arbeit nicht. Und so beschloss er, nach Italien zu reisen. Er erhoffte sich, durch die Reise auch auf neue Ideen für weitere Werke zu kommen.

Weimarer Klassik

Dieses Bild von Theobald von Oer stellt den lesenden Schiller im Weimarer Kreis der Schriftsteller dar: Wieland und Herder sitzen links, Goethe steht rechts vor der Säule. (Quelle: Wikimedia Commons)

Von 1786 bis 1788 reiste Goethe - unter anderem Namen - durch Italien. Allmählich veränderten sich seine literarischen Werke - nicht mehr das unmittelbare und intensive Gefühlserlebnis stand im Mittelpunkt, sondern der Verstand, der die Gefühle beeinflusst. In seinem Gedicht "Iphigenie" kann man dies sehr gut beobachten. Johann Wolfgang Goethe verfasste zudem die Dramen "Egmont" und "Torquato Tasso". In dieser Zeit zeichnete und malte er auch sehr viel - ungefähr 850 Zeichnungen entstanden während seiner Italienreise.

1788 kehrte Goethe nach Weimar zurück und nahm seine Ämter wieder auf. Er begann, "Torquato Tasso" zu überarbeiten. Aber auch seine naturwissenschaftlichen Forschungen beschäftigten ihn weiter. Die Farbenlehre oder auch Pflanzen interessierten ihn besonders, und er nahm sich viel Zeit, alles ganz genau zu untersuchen.

In Weimar lernte er nach seiner Heimkehr die 16 Jahre jüngere Christiane Vulpius kennen, er verliebte sich in sie und nach einem Monat wohnten sie bereits zusammen. Schon ein Jahr später wurde ihr Sohn August geboren. Nur mit der Hochzeit ließen sie sich Zeit und gaben sich erst 1806 das Ja-Wort. Zwischen 1791 und 1817 leitete Goethe das Hoftheater in Weimar und war für die Universität Jena als Berater tätig. 1807 wurde ihm die Aufsicht der Universität übertragen. Goethe war ein angesehener Mann und sein Rat war sehr gefragt. Daher bat ihn 1794 Friedrich Schiller, der als Geschichtsprofessor in Jena lehrte, um seine Mitarbeit an einer Zeitschrift für Kultur und Kunst. Aus dieser Anfrage entstand eine intensive Zusammenarbeit. Sie diskutierten viel über Literatur und erarbeiteten eine Literatur- und Kunstauffassung, die später als "Weimarer Klassik" in die Geschichte eingehen sollte. Die beiden Dichter beeinflussten sich gegenzeitig in ihrem literarischen Schaffen und Schiller ermutigte Goethe, weiter an "Faust" zu arbeiten. 1809 schrieb Johann Wolfgang Goethe seinen letzten Roman, "Die Wahlverwandtschaft". Zu dieser Zeit schrieb er auch eine Autobiographie - also seine eigene Lebensgeschichte - nieder. Ein Jahr später veröffentlichte er seine Farbenlehre.

Am 6. Juni 1816 verstarb Goethes Ehefrau nach langer Krankheit. Nach dem Tod von Christiane Vulpius schrieb er weitere, heute sehr berühmte Werke: So erschien 1821 "Wilhelm Meisters Wanderjahre", eine Sammlung kleiner Geschichten. Zwei Jahre nach dieser Veröffentlichung, im Jahr 1823, erkrankte der mittlerweile 74-jährige Dichter schwer am Herzen. Aber so schnell konnte Goethe nichts erschüttern und nach seiner Genesung nahm er die Arbeit am zweiten Teil seines "Fausts" wieder auf. 1827 empfing er den bayerischen König Ludwig I. und erhielt von ihm den Verdienstorden der Bayerischen Krone. Seine Gedanken und Ideen diktierte er mit zunehmendem Alter nur noch, das Schreiben fiel ihm immer schwerer. 1830 schloss er die Arbeiten ab. Johann Wolfgang von Goethe starb am 22. März 1832 in Weimar. Seine letzten Worte sollen "Mehr Licht" gelautet haben.

Goethe als Wissenschaftler

Ölgemälde von Johann Joseph Schmeller von 1829/31: Goethe diktiert seinem Schreiber in seinem Arbeitszimmer. (Quelle: Wikimedia Commons)

Goethe wird oft als Universalgenie bezeichnet, denn nicht nur als Dichter machte er sich einen Namen, sondern auch als Wissenschaftler. Seine Forschungen waren teilweise auch sehr bedeutsam. Der menschliche Körper, Pflanzen oder die Farbenlehre: Goethe interessierte sich für fast alles. Während seines Studiums in Straßburg besuchte er auch medizinische Kurse und nahm sogar an einem Sezierkurs teil. Diese Liebe zum menschlichen Körper und die damit verbundene Neugier sollten ihn ein Leben lang begleiten. Als er am Hof von Karl August tätig war, machte er 1784 eine sensationelle Entdeckung: Er fand den Zwischenkieferknochen beim Menschen, ein Knochen, den man bisher nur von anderen Säugetieren kannte.

Aber nicht nur die Anatomie, also die Lehre des menschlichen Körpers, interessierte ihn. Schon von Kindesbeinen an zeichnete und malte Goethe viel, sodass er auch auf diesem Gebiet sein Wissen immer weiter vertiefte. Er machte sich auch über die Wirkung von Farben und deren Eigenschaften seine Gedanken. Goethe beobachtete zum Beispiel, dass es nicht nur schwarze, sondern auch farbige Schatten gibt. Er fand heraus, dass dies mit dem Licht und Gegenlicht zu tun hat. Der Künstler und Wissenschaftler probierte viel aus - zum Beispiel malte er ein Bild aus der Sicht eines Farbenblinden und ließ alle Blautöne weg. Über die Farbenlehre veröffentlichte Goethe zwischen 1808 und 1810 ein dreibändiges Buch. Goethe selbst hielt dieses Buch für sein naturwissenschaftliches Hauptwerk.

Wind, Wetter und Steine waren weitere Themengebiete, die Goethe äußerst spannend fand. Er versuchte beispielsweise zu verstehen, wie das Wetter entsteht, und nahm dafür verschiedene Windmessungen vor. Goethe sammelte leidenschaftlich gerne Steine und machte sich in diesem Zusammenhang Gedanken über die Entstehung von Vulkanen. Seine Kenntnisse über verschiedene Gesteinssorten und die Erde konnte er gut für seine Arbeit für Herzog Karl August nutzen, so half er ihm bei der Erschließung eines Kupfer- und Silberbergwerks in Ilmenau. Wie du siehst, war Goethe von klein auf sehr neugierig und wollte alles entdecken, erkunden und wissen.

Goethe als Politiker

Johann Wolfgang von Goethe auf einem Ölgemälde von Gerhard von Kügelgen aus dem Jahr 1808/1809 (Quelle: Wikimedia Commons)

Den Namenszusatz "von" erhielt Johann Wolfgang Goethe erst, nachdem er in den Adelsstand erhoben wurde. Der Grund dafür war, dass er politische Ämter übernahm und Minister unter Karl August wurde. Der Herzog war zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alt, Goethe bereits 26. Schnell freundeten sich die beiden an und Goethe wurde zu einem engen Vertrauten. Ein Jahr später wurde der Dichter zum "Geheimen Legationsrat" ernannt und erhielt ein sehr gutes Gehalt.

Außerdem wurde Goethe Leiter der Bergwerkskommission, der Wasserbaukommission, der Kriegskommission und sogar Finanzminister. Er erfüllte seine Aufgaben zur großen Zufriedenheit von Karl August. Da der Herzog so zufrieden mit Goethes Arbeit war, durfte Goethe sich viele Freiheiten erlauben. 1782 ersuchte der Herzog Kaiser Josef II. dann, Goethe in den Adelsstand zu erheben. Die Anwesenheit des bekannten Dichters und Denkers zog auch weitere Schriftsteller nach Weimar - so zum Beispiel Schiller. Die Stadt wurde so zu einer wichtigen europäischen Kulturstadt.

Klicke auf den Weiter-Pfeil, um zum zweiten Teil des Beitrags zu gelangen. Dort stellen wir dir einige der bedeutendsten Werke Johann Wolfgang von Goethes vor.

Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.

Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 28.12.2011

Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.

63 Bewertungen für diesen Artikel

Teil 1 von 2