Zeitumstellung - Bald für immer Sommerzeit?

Warum gibt es eigentlich die Sommer- und Winterzeit?

von Britta Pawlak - aktualisiert - 05.09.2022

Am letzten Oktoberwochenende, in der Nacht von Samstag auf Sonntag (30.10.), werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt - wir können morgens also wieder eine Stunde länger schlafen. Dafür wird es abends früher dunkel und die Zeit der "langen Nächte" und "kurzen Tage" beginnt. Ist es bald vorbei mit der Zeitumstellung? In den vergangenen Jahren wurde in Europa heftig darüber diskutiert, die Zeitumstellung ganz abzuschaffen. Ursprünglich sollte dies nach einem Beschluss der EU sogar bereits 2021 geschehen, dazu ist es aber bisher nicht gekommen. Warum gibt es überhaupt Sommer- und Winterzeit? Und wie kommen die 24 verschiedenen Zeitzonen der Erde zustande?

Winterzeit ade - nun herrscht wieder Sommerzeit. Wird es künftig keine Winterzeit mehr geben?
Marion Wagner/ pixelio.de

Die Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit und umgekehrt bringt viele durcheinander. Dabei ist es gerade in unserer Gesellschaft so wichtig wie nie zu wissen, in welcher Zeit wir gerade leben. Die Winterzeit ist übrigens die eigentliche "Normalzeit", die vor Einführung der Zeitumstellung im ganzen Jahr galt. Doch zu welchem Zweck wurde die Sommerzeit eigentlich eingeführt?

Bisher wird in Deutschland, wie in den meisten anderen europäischen Staaten, zweimal im Jahr die Uhr umgestellt - das geschieht immer in einer Nacht von Samstag auf Sonntag. Seit 2001 gilt die Reglung, dass am letzten Sonntag im März um zwei Uhr mitteleuropäischer Zeit die Uhr um eine Stunde, also von zwei Uhr auf drei Uhr, vorgestellt wird. Das bedeutet, zum Sommerzeitbeginn springt die Uhr direkt von 1:59 Uhr auf drei Uhr.

Die Sommerzeit endet am letzten Sonntag im Oktober um drei Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit. Zu diesem Zeitpunkt wird die Stundenzählung um eine Stunde - also von drei Uhr auf zwei Uhr - zurückgestellt, und wir erleben die zweite Stunde in dieser Nacht zweimal. Nun beginnt die eigentliche Normalzeit, die wir "Winterzeit" nennen.

Bald für immer Sommer- oder Winterzeit?

Zu Beginn der Sommerzeit wird die Uhr eine Stunde vorgestellt - zu Beginn der Winterzeit eine Stunde zurück.

Die Zeitumstellung hat Vor- und Nachteile: Das Schöne an der Sommerzeit ist für viele, dass es auch abends noch richtig lange hell ist und wir die Sommerabende bis zu später Stunde draußen genießen können. So haben auch die Menschen, die erst spät am Nachmittag oder Abend von der Arbeit kommen, noch einige Stunden Tageslicht und Zeit für Unternehmungen oder einfach dafür, entspannt auf der Terrasse oder im Park zu sitzen.

Dadurch dass das Tageslicht dabei bestmöglich genutzt wird, gilt auch das Einsparen von Energie als wichtiges Argument für die Zeitumstellung: Im Sommer ist es lange hell und wir müssen abends erst spät elektrische Lichter anschalten. Im Winter wird es durch die Zeitumstellung schon früher hell - andererseits beginnt es dafür bereits am späten Nachmittag zu dämmern und wir schalten früher am Tag unsere Lampen ein.

Allerdings kann die Zeitumstellung den Körper und unseren Rhythmus ganz schön durcheinander bringen. Zur Sommerzeit müssen wir morgens von einem auf den anderen Tag eine Stunde früher aus dem Bett. Zur Winterzeit können wir zwar wieder länger schlafen, müssen unseren Schlafrhythmus aber erneut umstellen und uns an das spätere Zubettgehen gewöhnen. An den besonders dunklen Tagen im Dezember beginnt es bereits gegen 16:30 Uhr zu dämmern. Wenn man von der Arbeit oder einem langen Schultag nach Hause kommt, geht schon die Sonne unter und wir haben das Gefühl, dass die Tage sehr kurz sind.

Die Europäische Union hat im Herbst 2018 das Vorhaben verkündet, die Zeitumstellung bald ganz abzuschaffen. Sie hatte zuvor eine Online-Befragung durchgeführt, nach der sich die Mehrheit der Menschen gegen die ständige Umstellung auf Sommer- oder Winterzeit aussprach. Unklar war allerdings, ob von nun an immer Sommer- oder Winterzeit herrschen wird. Die Länder kündigten nämlich an selbst zu entscheiden, ob sie künftig auf Winterzeit umstellen und diese oder aber die Sommerzeit ganz beibehalten. In Deutschland stimmte laut Befragung die Mehrheit für eine dauerhafte Umstellung auf Sommerzeit.

Gleichzeitig äußerte die Europäische Union jedoch ihre Bedenken, dass künftig in jedem Land eine andere Zeit gelten soll, denn das würde alles noch komplizierter machen und in Europa für Probleme beim Handel mit Waren und Dienstleistungen sowie im Flugverkehr sorgen. Manche Länder wie Portugal haben schon angekündigt, dass sie die Zeitumstellung beibehalten wollen. Es wird also schwierig werden, eine einheitliche Regelung zu finden. Der ursprüngliche EU-Beschluss, die Zeitumstellung bereits ab Herbst 2021 abzuschaffen, wurde jedoch wieder gekippt. Nun ist weiterhin unklar, ob die Uhren auch in Zukunft jährlich zwei Mal umgestellt werden oder sich die einzelnen Länder bald für eine einheitliche Zeitregelung entscheiden.

Seit wann wir die Uhr mal vor- und zurückdrehen

Einer der Gründe, feste Zeitzonen zu bestimmen, waren die Fahrpläne der Eisenbahnen.
Michael Hirschka | pixelio

Das Umstellen der Zeit wurde bereits 1916 offiziell in Deutschland eingeführt. Der Grundgedanke lag darin, das Tageslicht besser zu nutzen. Doch bereits drei Jahre danach, zur Zeit der "Weimarer Republik" (1918 bis 1933), wurde der Wechsel zwischen Normal- und Sommerzeit wieder rückgängig gemacht.

Erst zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im Dritten Reich wurde die Sommerzeit erneut eingeführt. Ein Umstellen der Uhr bedeutete damals mehr Licht und somit mehr Arbeitszeit, die gerade für die Rüstungsindustrie willkommen war. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Einzug der Besatzungsmächte brach über Deutschland ein "Zeitwirrwarr" herein. Die Besatzer brachten ihre eigene Zeit mit. So wurde in Westdeutschland die Sommerzeit weiterhin beibehalten und in Ostdeutschland galt die Moskauer Zeit - das bedeutete, der östliche Teil Deutschlands lag zwei Stunden vor dem westlichen.

Als Deutschland sich dann 1950 dazu entschloss, die Uhren nicht mehr umzustellen, stand es in Europa sehr alleine da. Der Druck des Auslands auf Deutschland wuchs und in Folge der Ölkrise von 1973 wurde die Sommerzeit erneut eingeführt. Die Zeitumstellung - und damit die bessere Nutzung des Tageslichts - sollte unter anderem dabei helfen, Energie zu sparen. Dies galt allerdings als umstritten und da in den kühleren Morgenstunden mitunter mehr geheizt werden musste, wurde andererseits wieder zusätzliche Energie verbraucht. In Europa wurden 1996 die Termine der Zeitumstellung vereinheitlicht, eine weltweite Reglung existiert allerdings nicht.

Die Zeitzonen der Erde

Weltweit gibt es 24 verschiedene Zeitzonen.
Karin Jung / pixelio.de

Unsere Erde ist in 24 verschiedene Zeitzonen eingeteilt, da eine Seite der Erde immer in ihrem Schatten verweilt, während die andere gerade der Sonne zugewandt ist. Früher wurde die lokale Uhrzeit am Stand der Sonne berechnet: Stand diese am höchsten, war es Mittag, also zwölf Uhr. So kam es, dass beispielsweise Berlin und München einen Zeitunterschied von sieben Minuten hatten. Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte jede Stadt ihre eigene Uhrzeit. Dies wurde für Fahrpläne der Eisenbahnen zu einem Problem. Das Aufstellen der Pläne über Ankunft und Abfahrt stellte sich als äußerst kompliziert heraus, da praktisch fast jede Station eine etwas andere Uhrzeit besaß. Zunächst führte man eine einheitliche "Eisenbahnzeit" ein. Dennoch behielten die einzelnen Städte noch ihre eigene Uhrzeit.

1884 wurde dann in Amerika beschlossen, eine einheitliche Reglung zu finden, und die Zeitzonen wurden festgelegt. Am 1. April 1893 wurde in Deutschland die "Mitteleuropäische Zeit" (MEZ) eingeführt. Sie gilt bisher als Normalzeit, während wir im Sommer unsere Uhren auf die "Mitteleuropäische Sommerzeit" (MESZ) umstellen. Viele haben ein Problem damit, sich zu merken, in welche Richtung die Uhr dann umgestellt wird. Dazu gibt es eine einfache Eselsbrücke: Stellen die Eisdielen ihre Tische und Stühle zur warmen Jahreszeit vor das Café, beginnt die Sommerzeit - die Uhr wird eine Stunde vorgestellt. Werden die Tische und Stühle wieder zurück in den Keller geräumt, ist der Sommer vorbei - die Uhr wird also eine Stunde zurückgestellt.

In der Europäischen Union gibt es drei Zeitzonen: In 17 Staaten - unter ihnen Deutschland - gilt die Mitteleuropäische Zeit. Eine Stunde voraus sind Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland und vier weitere Staaten. Großbritannien, Irland und Portugal sind zeitlich hingegen eine Stunde hinter uns. Aus den vielen verschiedenen Zeitzonen in Europa und der Welt ergeben sich beispielsweise Probleme für die Luftfahrt: Da die meisten Flugzeuge Flughäfen anderer Länder anfliegen, kann es mit der Ankunfts- und Abflugzeit kompliziert werden und auch die Arbeit der Mitarbeiter wie Fluglotsen müssen entsprechend der Flugdauer zeitlich aufeinander abgestimmt werden. Um Missverständnissen vorzubeugen, einigte man sich darauf, weltweit die "Koordinierte Weltzeit" (UTC) zu nutzen. Die UTC ist eine ganz eigene Zeitrechnung und kann als "Übersetzer" angesehen werden, da die jeweiligen örtlichen Uhrzeiten - wie zum Beispiel die Mitteleuropäische Zeit - durch sie ermittelt werden können.

Völlig aus dem Rhythmus

Viele Menschen sind nach der Zeitumstellung erschöpft und müde. Menschen, die sowieso schon an Schlafstörungen leiden, haben es nach der Umstellung schwer, ihren Rhythmus zu finden,
cyberluzie/ Photocase.de

Während der wirtschaftliche Nutzen der Zeitumstellung umstritten ist, war sie aus gesundheitlichen Gründen von Beginn an in Kritik: Obwohl die Uhr nachts umgestellt wird, geht die Zeitumstellung nicht spurlos an uns vorbei. Viele Menschen sind an dem Montag nach der Zeitumstellung erschöpft und müde und brauchen einige Tage oder sogar Wochen, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. Menschen, die zu Schlafstörungen neigen, haben es nach der Umstellung schwer, ihren Schlaf- und Wachrhythmus wieder zu finden, nicht wenige leiden an anhaltenden Ein- und Durchschlafproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.

Aber nicht nur wir Menschen leiden darunter, aus dem Rhythmus zu kommen. Die Tiere in der Natur machen sich natürlich keine Gedanken um irgendwelche vom Menschen festgelegte Uhrzeiten - sie richten sich nach den natürlichen Tages- und Jahreszeiten, die vom Stand der Sonne beeinflusst werden. Problematisch wird es aber für viele Zuchttiere, die an einen vom Menschen geschaffenen Rhythmus gewöhnt und von diesem abhängig sind. Zum Beispiel dauert es für Kühe auf dem Bauernhof bei der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit über eine Woche, bis sie sich an spätere Melkzeiten gewöhnt haben. Wird eine Kuh später gemolken, hat sie oft Schmerzen, da ihr Euter praller gefüllt ist.

Es bleibt nun abzuwarten, ob die Zeitumstellung tatsächlich bald abgeschafft wird und nach welcher Zeit die Uhren künftig in Europa ticken werden.

Hier findest du die diesjährigen Daten, an denen die Uhren umgestellt werden:

Vorstellen auf Sommerzeit Zurückstellen auf Normalzeit
  • 27.03.2022
  • 30.10.2022

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letzte Aktualisierung: 10.09.2022

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