von Britta Pawlak
Schon vor vielen tausend Jahren lebten Menschen zusammen in Gemeinschaften in Städten, bauten Tempel, erfanden Schriften und entwickelten Regeln für das Zusammenleben. Diese Menschen hatten eigene Sprachen, Bräuche und Vorstellungen von der Welt. Man spricht auch von "Hochkulturen" aus fernen Zeiten. In unserer Reihe nehmen wir dich mit auf eine spannende Reise zu sechs bedeutenden alten Kulturen: den alten Ägyptern, Griechen, Römern, Mayas, Kelten und Wikingern.

Viele Dinge, die wir heute kennen, haben ihre Wurzeln weit in der Vergangenheit. Das Erforschen alter Kulturen ist nicht nur spannend, es hilft uns auch, die Geschichte der Menschheit und unsere heutige Welt besser zu verstehen. Wenn wir uns mit vergangenen Kulturen beschäftigen, entdecken wir, wie Menschen vor vielen Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden gelebt haben - wie sie bauten, regierten, glaubten und miteinander umgingen.
So lernen wir dabei, wie viele Dinge, die für uns heute ganz selbstverständlich sind, überhaupt entstanden sind. Zum Beispiel geht unsere Vorstellung von Demokratie auf das alte Griechenland zurück, viele technische Erfindungen, wie Papier oder der Kompass, kommen aus dem alten China und alte Sprachen wie Latein und Altgriechisch haben unsere heutigen Sprachen geprägt. Ohne diese Entdeckungen und Wissensbestände und ohne das Erbe aus alten Zeiten wäre unser Leben nicht so, wie wir es kennen - ebenso für unsere Gesellschaft, unser Wissen, unseren Glauben oder unsere Traditionen von heute sind diese nicht wegzudenken.
Alte Kulturen zeigen uns auch, dass viele Völker miteinander in Kontakt standen und Ideen übernahmen. Sie haben Waren, Erfindungen und Überlegungen ausgetauscht und vieles voneinander übernommen. Das bedeutet, dass schon in früher Zeit Menschen aus verschiedenen Regionen und Gemeinschaften voneinander lernten - zum Teil auf ähnliche Weise, wie wir es heute in unserer globalen Welt tun. Wenn wir erkennen, dass unser Kalender, unsere Zahlen oder unsere Sprache Spuren vergangener Völker tragen, verstehen wir, wie sehr unsere heutige Kultur von vielen verschiedenen alten Quellen beeinflusst ist.
Was versteht man unter einer alten Kultur?

Als "Kultur" bezeichnet man eine Gemeinschaft von Menschen, die sich durch eine bestimmte Art zu leben, zu denken und miteinander umzugehen, auszeichnet - etwa durch ihre Sprache, Kleidung, Regeln, Religion, Musik, Feste, Kunst und vieles mehr. Ihre Kultur offenbart uns, was für die Menschen wichtig ist und wie sie ihr Leben miteinander gestalten. Eine alte Kultur ist eine solche Lebensweise aus einer vergangener Zeit - vor Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden.
Alte Kulturen hatten in der Regel eigene Schriften, typische Bauwerke, besondere Bräuche und Glaubensformen und eine eigene Sicht auf die Welt. Sie sind ein Teil der Geschichte der Menschheit. Unter einer Hochkultur versteht man eine in besonderem Maß entwickelte Kultur, die bestimmte wichtige Merkmale erfüllt. Wenn eine Kultur als Hochkultur gilt, hebt sie sich rückblickend etwa als besonders organisiert, gebildet und erfinderisch hervor.
Was lernen wir aus der Vergangenheit?

Nicht nur können wir durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit viel über die Geschichte der Menschheit lernen, sie hilft uns auch, unsere eigene Kultur besser zu begreifen. Viele Dinge, die wir täglich erleben - wie Feste, Traditionen oder bestimmte Bauweisen - haben ihren Ursprung in früheren Zeiten. Wer sich mit Geschichte beschäftigt, erkennt, dass nichts einfach zufällig entstanden ist und jede weitere Entwicklung von früheren Menschen, Gemeinschaften und Ereignissen geprägt ist. Wer diese Geschichte näher kennenlernt, kann auch unsere Gegenwart besser einordnen und verstehen - und mitunter auch klügere, weitsichtigere Entscheidungen für die Zukunft treffen.
Nicht zuletzt erweitert die Erforschung alter Kulturen unser Wissen, unsere Perspektiven und fördert Toleranz und Respekt. Wir sehen, wie vielfältig das Leben in vergangenen Zeiten war, wie unterschiedlich Menschen gedacht und geglaubt haben und wie sehr Menschen auch von den Gemeinschaften, Bedingungen und Überzeugungen ihrer jeweiligen Zeit abhängig sind. Das zeigt uns, dass Entwicklungen immer auch aus ihrer Zeit heraus verstanden werden müssen und nicht nur ein einziger richtiger Weg existiert, zu leben und zu denken. Jede Kultur hatte ihre eigenen Sichtweisen auf die Welt - mit eigenen Werten und Lösungen, die sich mit der Zeit veränderten und weiter entwickelten. Perspektiven auf alte Kulturen öffnen uns auch für andere Menschen, andere Länder, andere Kulturen, Ideen und Überzeugungen.
Die alten Ägypter - Leben am Nil

Sicherlich hast du schon einmal von Tutanchamun gehört, einem jungen Pharao, dessen Grab 1922 entdeckt wurde. Es war voller Goldschätze und eine der größten Entdeckungen der archäologischen Forschung. Die alten Ägypter lebten vor über 4.000 Jahren in Nordafrika, vor allem am Fluss Nil. Dieser Fluss war sehr wichtig: Jedes Jahr überschwemmte er die Felder und machte den Boden fruchtbar, so dass die Menschen genug Getreide anbauen konnten.
Berühmt sind die alten Ägypter dafür, gigantische Pyramiden aus schweren Steinblöcken ganz ohne Maschinen zu bauen. Die bekannteste dieser beeindruckenden Bauwerke ist die Cheops-Pyramide bei Gizeh. Die alten Ägypter glaubten an viele Götter, wie Ra (den Sonnengott) oder Osiris (den Gott der Toten). Sie schrieben mit kleinen Bildzeichen, den so genannten Hieroglyphen, auf Stein und Papyrus.
Die alten Griechen - Denker und Erfinder

Auch die alten Griechen haben unsere Kultur heute sehr geprägt und erfanden etwa das Theater - mit echten Masken und großen Bühnen. Einige ihrer Stücke werden noch heute aufgeführt oder in der Schule als berühmte Dramen gelesen. Die alten Griechen lebten etwa 800 bis 300 vor Christus rund um das Mittelmeer, besonders in Athen und Sparta.
Die Griechen gelten als Erfinder unserer Demokratie, bei der das Volk in politische Entwicklungen einbezogen werden und mitentscheiden kann. Viele unserer Ideen und Theorien in Mathematik, Philosophie und Sport gehen auf die alten Griechen zurück. Außerdem veranstalteten sie die ersten Olympischen Spiele – und zwar bereits im Jahr 776 vor Christus. Ihre bekanntesten Götter wohnten auf dem Olymp, dem höchsten Berg Griechenlands – unter ihnen Zeus, Athene oder der Götterbote Hermes.
Die Römer - große Baumeister und Herrscher

In vielen Städten Europas findest du heute noch Reste von römischen Bauten, zum Beispiel römische Bäder oder Brücken. Man kann sie besichtigen und erlebt dabei spannende „Zeitreisen“. Die alten Römer übernahmen vieles von den Griechen, etwa deren Götter, denen sie jedoch andere Namen haben - so wurde Zeus etwa zu Jupiter und die Jagdgöttin Artemis zu Diana.
Das Römische Reich war eine der größten und mächtigsten Kulturen der Welt. Es begann in der Stadt Rom (im heutigen Italien) und breitete sich über ganz Europa, Nordafrika und Teile Asiens aus. Die alten Römer bauten Straßen, Aquädukte (Wasserleitungen) und beeindruckende Gebäude wie das Kolosseum. Ihre Soldaten waren sehr gut ausgebildet und halfen, das Reich nach außen zu schützen.
Viele Wörter unserer heutigen Sprachen gehen auf Latein zurück, der Sprache der alten Römer. Noch heute ist Latein eine wichtige Sprache für die Wissenschaften und in der Schule werden Texte der alten römischen Dichter wie Ovid, Politiker wie Cicero und Herrscher wie Julius Caesar gelesen.
Die Maya - Sternengucker, Künstler und Architekten in Amerika

Die Maya lebten lange vor der Ankunft der Europäer in Mittelamerika - dort, wo heute Mexiko, Guatemala und Honduras liegen. Ihre Kultur erlebte vor allem zwischen 200 und 900 nach Christus ihre Blütezeit. So bauten sie große Stufenpyramiden - oft mitten im Dschungel.
Die alte Kultur der Maya konnte Sterne gut beobachten und hatte bereits eine sehr genaue Zeitrechnung. Die Maya erfanden darüber hinaus eine Schrift mit über 800 Zeichen und nutzten die Null, was damals sehr fortschrittlich war. Sie malten Bilder, schrieben auf Steine und feierten viele Feste zu Ehren ihrer Götter.
Die Stadt Chichén Itzá war ein wichtiges Zentrum der Maya, in welcher eine riesige bekannte Pyramide steht. Zur Sonnenwende sieht man auf der Treppe ein "Schattenbild" einer Schlange - das zeigt, wie klug die Maya mit Licht und Schatten umgehen konnten.
Die Kelten - Geheime Krieger und kluge Handwerker

Die Kelten lebten schon vor über 2.500 Jahren in vielen Teilen Europas, zum Beispiel in Irland, Frankreich, Süddeutschland und Österreich. Sie hatten keine große Hauptstadt, sondern lebten in vielen kleinen Gruppen und Stämmen. Trotzdem hatten sie eine gemeinsame Kultur mit ähnlichen Bräuchen, Göttern und Symbolen – wie dem bekannten keltischen Knoten, der für Ewigkeit und Zusammenhalt steht.
Die Kelten waren bekannt für ihre geschickte Handwerkskunst. Sie stellten Schmuck, Schwerter und Werkzeuge aus Metall her, oft mit kunstvollen Mustern. Auch ihre Kleidung war bunt und auffällig – oft trugen sie Umhänge, Broschen und bemalte Schilde. Sie bauten keine großen Paläste, aber lebten in befestigten Dörfern, sogenannten Oppida, meist auf Hügeln gelegen.
Die keltische Religion war naturverbunden und geheimnisvoll. Die Kelten glaubten, dass Bäume, Flüsse und bestimmte Tiere besondere Kräfte haben. Ihre Priester, die sogenannten Druiden, waren nicht nur religiöse Führer, sondern auch Richter, Lehrer und Heiler. Da die Kelten kaum etwas aufschrieben, wissen wir vieles über sie nur durch Funde oder durch Berichte anderer Völker - wie die Römer.
Die Wikinger - Seefahrer aus dem Norden

Die Wikinger lebten vor etwa 1.200 Jahren im heutigen Norwegen, Schweden und Dänemark. Sie waren bekannt für ihre schnellen Schiffe und ihre Reisen über das Meer. Viele denken bei Wikingern an wilde Kämpfer mit Hörnerhelmen - solche Klischees wurden vor allem durch Film und Fernsehen geprägt. In Wahrheit waren die Wikinger vor allem geschickte Händler, mutige Seefahrer und auch Bauern, die in Gemeinschaften in kleinen Dörfern lebten.
Mit ihren Langschiffen segelten sie bis nach England, Frankreich und sogar bis nach Nordamerika - lange vor Christoph Kolumbus. Sie raubten bisweilen Klöster und ganze Städte aus, gründeten aber auch neue Siedlungen, trieben Handel mit anderen Völkern und tauschten Waren wie Pelze, Honig oder Eisen. In ihren eigenen Ländern betrieben sie Landwirtschaft und hielten Tiere.
Die Wikinger glaubten an viele Götter, zum Beispiel an Odin, Thor und Freya. Sie erzählten sich spannende Mythen über tapfere Helden, Riesen und Drachen, die wir auch aus heutigen Erzählungen kennen. Ihre Geschichten wurden später in alten Schriften gesammelt, den so genannten Eddas. Viele dieser Erzählungen und Zeichen der Wikinger kann man heute noch in Museen oder bei Ausgrabungen entdecken.

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