Weltweit gibt es noch immer viele Kindersoldaten

Red Hand Day setzt sich gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten ein

11.02.2015

Viele Jungen und Mädchen auf der ganzen Welt können von einer unbeschwerten Kindheit nur träumen. Viele müssen schon in jungen Jahren schwer arbeiten und haben keine Zeit zu spielen oder zu lernen. Besonders schlimm aber geht es den Kindern, die im Krieg als so genannte Kindersoldaten in den Kampf geschickt werden. Seit 2002 findet jährlich am 12. Februar der "Red Hand Day" statt. Durch verschiedene Aktionen an diesem Tag wird die weltweite Aufmerksamkeit auf die Situation von Kindersoldaten gelenkt und die Politik zum Handeln aufgefordert.

Kindersoldat aus Sierra Leone (Foto von UNICEF)
UNICEF/ Giacomo Pirozzi http://www.unicef.de

Kindersoldaten gibt es in allen Teilen der Welt. Aktuelle Beispiele sind Krisengebiete wie Afghanistan, Burundi, die Elfenbeinküste, Guinea, Indien, Irak, Israel und die besetzten Palästinensergebiete, Indonesien, Kolumbien, der Kongo, Myanmar, Nepal, die Philippinen, Sri Lanka, Somalia, Sudan und Uganda.

Trotz der weltweiten Kritik werden Kinder von bewaffneten Rebellen und regulären Armee-Einheiten gezwungen, als Soldaten an Kämpfen teilzunehmen. Viele Kinder können auch nicht ausreißen, da sie dann um ihr Leben fürchten müssen. Manche Kinder schließen sich aber auch freiwillig bewaffneten Truppen an, weil sich niemand um sie kümmert oder sie sich Schutz erhoffen. Denn unter den Kindersoldaten sind viele, die im Krieg ihre Eltern verloren haben und sich alleine durchschlagen müssen. Nach Schätzungen gibt es weltweit etwa 250.000 Kindersoldaten. Die meisten von ihnen sind zwischen 15 und 18 Jahre alt. Es gibt aber auch Kinder, die schon als 9-Jährige eingezogen werden.

Ein Leben voller Gefahr und Angst

Ein Kindersoldat im Krisengebiet in Tschetschenien
Mikhail Evstafiev, Wikimedia Commons

Der Alltag dieser Kinder ist hart und voller Gefahren. Neben der militärischen Ausbildung müssen sie meist schwer arbeiten. Spiele mit Freunden und eine Schulausbildung bleiben ihnen verwehrt. Auch fehlt es in den Kriegsgebieten, in denen sie leben, an Nahrungsmitteln und Trinkwasser oder einer funktionierenden Gesundheitsversorgung. Hinzu kommt die ständige Angst vor Hinterhalten, Überfällen, tödlichen Landminen oder Gewehrfeuer.

Der Alltag der Kindersoldaten wird noch zusätzlich erschwert durch den brutalen Umgang der Erwachsenen mit ihnen. Disziplin und Gehorsam werden mit Schlägen und Drohungen erzwungen. Viele Kinder halten diese unmenschlichen Bedingungen nicht aus und sterben. Andere überleben, aber sie verlieren ihre Beine durch Minen, werden blind oder tragen andere Verwundungen davon. Die meisten Kinder sind für den Rest ihres Lebens seelisch so verletzt, dass sie nie wieder ein normales Leben führen können. Ihr Alltag wird auch später von Angst, bösen Alpträumen und Traurigkeit bestimmt.

Unter diesen Kindern sind nicht nur Jungen, sondern auch Mädchen werden gezwungen, in den Krieg zu ziehen. Nach internationalen Schätzungen ist jeder dritte Kindersoldat ein Mädchen. Für Mädchen ist dieses Schicksal noch schwerer, da sie nicht nur schießen und töten müssen, sondern zusätzlich noch von erwachsenen Männern sexuell missbraucht werden. Das bedeutet nicht nur schlimme seelische Gewalt für die Kinder, viele von ihnen bekommen zudem gefährliche Geschlechtskrankheiten, die Immunkrankheit Aids oder sie werden schwanger. Obwohl sie selbst noch nicht erwachsen sind, müssen sie sich dann mit ihren eigenen Kindern im Kriegsgebiet durchschlagen.

Ein Junge aus dem Kongo berichtet

Eine Gruppe ehemaliger Kindersoldaten im Kongo
L. Rose, Wikimedia Commons

Ein 16-jähriger Junge, Rukundo aus dem Ostkongo, berichtet: "Ich war neun Jahre alt, als ich zusammen mit anderen Kindern von einer Miliz entführt wurde. Sie haben uns Kleidung und Essen gegeben und uns gut behandelt. Zuerst mussten wir auch nicht schießen." Später wurde der Junge an der Waffe ausgebildet und musste kämpfen. Nach einigen Monaten gelang ihm zwar die Flucht, aber Rukundo wurde wieder gefasst und fiel der nächsten Miliz in die Hände.

Sechs Jahre lang kämpfte Rukundo. Er musste mit ansehen, wie Kinder und Jugendliche eigene Freunde erschießen mussten, nur weil sie müde oder schwach waren. Er selbst tötete auch unzählige Menschen: "Ich weiß nicht, wie viele Menschen ich getötet habe. Wir haben gekämpft und wir haben geschossen und meine Vorgesetzten waren sehr zufrieden mit mir". Seit einem halben Jahr ist der Jugendliche in einem Zentrum für Kindersoldaten, das die katholische Hilfsorganisation Caritas im Kongo betreibt. Dort werden die Kinder medizinisch und psychologisch betreut. Hier verarbeiten sie ihre Erlebnisse im Krieg und bekommen Schulunterricht. Außerdem können sie ein Handwerk oder Haushaltsführung lernen, damit sie später etwas Sinnvolles tun können. Laut eigenen Angaben hat die Caritas schon etwa 1.000 Kindern die Rückkehr in ein normales Leben ermöglicht. Auch Rukundo will einen Schlussstrich ziehen. "Wenn ich mit der Schule fertig bin, dann will ich Priester werden."

Schwierige Rückkehr in den Alltag

Aber selbst wenn es den Kindersoldaten gelingt, wieder nach Hause zu kommen, ist ihr Leidensweg noch nicht zu Ende. Oft ist ihre gesamte Familie bei Kämpfen umgekommen und die Häuser sind zerstört worden. Manchmal kommt es auch vor, dass die Familie nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchte und die Heimkehrer verstößt. Für viele dieser Kinder und Jugendlichen ist es dann nicht möglich, wieder in die Schule zu gehen oder einen richtigen Job zu bekommen. Meist bleibt ihnen dann als Ausweg nur Diebstahl oder Prostitution, also sich für Geld an Männer zu verkaufen, um zu überleben.

Aktion Rote Hand

Logo des "Red Hand Day" ("Tag der Roten Hand")
Red Hand Day

Seit zehn Jahren kämpfen die Initiatoren des "Red Hand Day" (übersetzt: "Tag der Roten Hand") mit Protesten, Demonstrationen und anderen Aktionen, um auf das Schicksal dieser Kindersoldaten aufmerksam zu machen. Am 12. Februar 2002 einigten sich die Vereinten Nationen (UNO) auf ein Abkommen zum Schutz von Kindern in Kriegsgebieten. Es richtet sich dagegen, dass Kinder gezwungen werden, als Soldaten bei bewaffneten Feindseligkeiten zu kämpfen. Dem Vertrag sind inzwischen mehr als 120 Regierungen beigetreten. Deutschland hat das Zusatzprotokoll auch schon unterschrieben.

Um gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten zu protestieren, haben Kinderrechtsorganisationen den weltweiten "Red Hand Day" ins Leben gerufen. Bis Dezember 2010 haben Kinder und Erwachsene in mehr als 40 Ländern weltweit 350.000 Abdrücke von roten Händen gesammelt. Und die Aktion geht immer weiter. Die Organisatoren rufen Erwachsene und insbesondere Kinder und Jugendliche auf, die Abdrücke von roten Hände zu sammeln: zum Beispiel in Schulen, auf Stadtfesten, in der Fußgängerzone, in Sportvereinen oder wo auch immer.

Die gesammelten Handabdrücke übergebt ihr an die Bürgermeister, Bundestags-, Landtags- und Europa-Abgeordneten eures Wahlkreises und bittet sie, sich für die Forderungen einzusetzen und politische Initiativen in die Wege zu leiten. Drängt darauf, dass die Abgeordneten euch möglichst bald über ihre Aktivitäten informieren! Eine weitere Möglichkeit ist es, Musiker, Schauspieler, Fußballer oder andere bekannte Persönlichkeiten um ihren roten Handabdruck zu bitten, damit immer mehr Leute von den schrecklichen Schicksalen dieser Kinder erfahren. So könnten die Proteste und Forderungen der Aktion immer stärker werden und möglichst weit verbreitet werden.

Die konkreten Forderungen der Aktion könnt ihr auf der Webseite der Organisatoren www.aktion-rote-hand.de und http://www.redhandday.org/ nachlesen. Die wichtigsten Ziele sind:

  • das Verbot, Minderjährige in Armeen oder bewaffneten Einheiten einzusetzen
  • Bestrafung der Verantwortlichen
  • Versorgung, Schutz und Hilfe für geflohene Kindersoldaten
  • Gewährung von politischem Asyl
  • Stopp von Waffenverkäufen
  • Mehr Geld für Kindersoldaten-Hilfsprogramme

Was schon erreicht wurde

Plakat der KinderNotHilfe
KinderNothilfe www.kindernothilfe.de

Tausende Handabdrücke hat die Initiative schon gesammelt und es werden immer mehr. Ein feierlicher Höhepunkt der weltweiten Rote-Hand-Aktion war 2009 die Übergabe eines Albums mit roten Handabdrücken aus aller Welt durch Jugendliche aus vier Kontinenten an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York.

Die Aktion "Rote Hand" hat ihren Ursprung in Deutschland. Innerhalb eines Jahres breitete sich die Aktion rund um den Globus aus. Auch in vielen Ländern, in denen Kinder als Soldaten missbraucht werden, wie Indien, Kolumbien, Philippinen, Uganda und Kongo wurden Zehntausende von Handabdrücken gesammelt. Die Organisatoren veranstalten Diskussionen mit Politikern und Wissenschaftlern oder es werden Betroffene eingeladen. Protestaktionen gab es auch schon bei Musik- und Filmfestivals, bei Stadt- oder Schulfesten, bei Zeltlagern und Konferenzen sowie Kunstauktionen und Sportevents. Der Red Hand Day wird weltweit von Organisationen wie Human Rights Watch, Amnesty International oder dem Internationalen Roten Kreuz unterstützt.

Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.

letzte Aktualisierung: 11.02.2015

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