Angst
Lauernd schleicht sie umher
Kriecht in jede Ritze
Wie eine Schlange mit aalglatter Haut
Niemand kann sie vertreiben
Sie ist immer da
Zischelnd zieht sie umher
Hält Ausschau nach ihrem nächsten Opfer
Bis sie fündig wird
Sie ist überall
Sie wartet hinter jeder Ecke
Beobachtet dich
Dann schlägt sie zu
Sie stürzt auf dich zu
Ahnungslos blickst du sie an
Sie kommt immer näher
Sie beißt
Ihr Gift ist dicker als Blut
Es bahnt sich seinen Weg durch deinen Körper
Man kann sie nicht besiegen, nur zum Schweigen bringen
Doch nur vorläufig
Du kehrst der Welt den Rücken zu
Aus Angst, sie könnte sich von dir abwenden, dich verletzen
Du bist allein
Verkriechst dich, versteckst dich, Staub liegt au deiner papierenen Haut
Angst macht alt
Dein Gesicht ist eingefallen, die Wangenknochen stehen hervor
Deine Augen sind misstrauisch, nervös, müde, dunkel, tot
Deine Haut wirkt durchsichtig, grau, ohne Leben
Du wandelst ziellos umher
Bist gehetzt, deutest jedes Wort als versuchten Anschlag gegen dich
Doch du wirst nicht fündig
Denn Angst ist schlau
Der Wahnsinn holt dich ein
Was hast du noch gelacht über den Bericht der Psyche
Nur Schwache haben Angst
Immer ruheloser streifst du umher
Schließlich hockst du einsam in der Ecke eines alten Hauses
Allein, doch sicher, sagst du dir
Und musst lachen. Laut und kehlig hoch und hysterisch
Du beginnst auf und abzuwippen, dir ist so kalt
Zitternd sitzt du da, deine Hand ist blau
Angst tötet
Eiskristalle bilden sich auf deiner Haut
Es ist Winter
Deine Haare fallen ab
Langsam stirbt dein Körper
Dein Arm ist blau
Hektisch huschen deine Augen umher suchen den Raum ab
Deine Lippen sind zerrissen, du beißt sie immer wieder auf
Deine Zähne klappern unaufhörlich und unerträglich laut
Du willst mit dir reden
Kein Wort kommt über deine blauen Lippen
Du hast das Sprechen verlernt
Deine Beine sind bläulich schwarz
Ein animalischer Laut dringt aus deiner Kehle
Der Schrei eines Tieres
Der Schmerz beginnt dich zu zerreißen
Vor deinen Augen wird es schwarz
Kurz vor dem Ende denkst du
Warum ich?