von Luisa - 21.04.2007
Ein Amoklauf ist für die meisten von uns etwas Schreckliches, Verwerfliches und absolut Unverständliches. Doch passieren solche blutigen Taten in letzter Zeit immer öfter. Letztes Jahr gab es einen Amoklauf an einer Schule hier in Deutschland, und nun kam es zu einem traurigen Höhepunkt in den USA: 32 Menschen sind tot und 15 weitere teilweise schwer verletzt.
Doch so traurig das auch klingen mag: Für viele Medien scheint das Ganze ein "gefundenes Fressen" zu sein. Je unglaublicher die Tat, desto ausführlicher, sensationeller und aufreißerischer wird darüber berichtet. Denken wir allerdings an den vergangenen November zurück, stellt sich die Frage, ob dadurch nicht mehr Schaden angerichtet wird, als dass dies irgendeinen Nutzen bringt. Denn nach dem furchtbaren Amoklauf in Emsdetten und der folgenden tage- oder sogar wochenlangen Berichterstattung zeigte sich, dass sich dadurch eben auch andere - so genannte "Trittbrettfahrer" - auf den Plan gerufen fühlen. Ständig mussten Schulen geräumt werden, weil irgendjemand damit gedroht hat, alle umzubringen.
Vorbilder für "Trittbrettfahrer" durch die Medien?
Dadurch wurde klar, dass offensichtlich mehr Wahnsinnige in unserer "heilen Welt" leben, als viele annehmen würden. Für sie ist ein Amokläufer sogar noch ein Vorbild, da er den Mut hatte, seine kranken Fantasien in die Realität umzusetzen. Ja, beinahe ein Held, der sich für seine persönliche Verzweiflung oder seinen Hass an der Menschheit gerächt hat, um sich plötzlich nicht mehr als "Opfer" oder "Versager" zu fühlen. Denn nun ist er zum grausamen Täter geworden und hat andere Unschuldige zu Opfern gemacht.
Wirklich sehr heldenhaft, die Grausamkeit anderer, die man ja so sehr verachtet hatte, selbst zu übernehmen und zu noch viel schlimmeren und unmenschlicheren Taten fähig zu sein! Sie bewundern den Amokläufer dafür, dass er nun im Rampenlicht steht und in der ganzen Welt berühmt ist. Das wollen sie auch - wenn auch mit negativen Meldungen. Denn schließlich läuft es für sie auf das Gleiche hinaus: Wir schenken ihnen die Aufmerksamkeit, die sie sonst niemals gehabt hätten. Und das spornt sie wiederum dazu an, eine ebenso grausame Tat zu begehen oder zumindest damit zu drohen. Und die Medien tragen zu dieser "Berühmtheit" noch bei.
In Killerspielen wird man zu "virtuellen Amokläufern"
Es blieb damals zwar bei Drohungen, doch es muss befürchtet werden, dass es beim nächsten Mal anders ausgehen könnte - vor allem auch deshalb, weil die Grenzen zwischen realem Töten und "virtuellen Abschlachten" immer mehr verwischen. Ihr wisst bestimmt schon, worauf ich hinaus will: die heiß diskutierten Killerspiele. Über sie wurde schon viel geredet, doch dabei herausgekommen ist nicht viel. Man darf nicht die Schuld auf ein Spiel schieben, sagen viele. Das ist zweifellos richtig, doch Fakt ist auch, dass es für einen 11-Jährigen garantiert nicht förderlich ist, wenn er ein Ego-Shooter-Spiel ab 18 spielt. Auch wenn er "nur" animierte Menschen umbringt und das spritzende Blut nicht echt ist.
Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, warum es vielen auch noch Spaß macht, so etwas zu spielen. Was wird bei solchen Spielen eigentlich schon jungen Leuten vermittelt? Dass es lustig oder unterhaltend ist, in der Fantasie andere Menschen grausam abzuknallen? Immer mehr solcher Spiele kommen auf den Markt und werden auch an Jugendliche verkauft. Es gibt ständig neue, noch blutrünstigere Filme, die zur Unterhaltung beitragen sollen. Und dann schüttelt die ganze Welt den Kopf darüber, dass mal wieder ein "kranker Jugendlicher" zur Waffe gegriffen hat?
"Recht auf Bewaffnung"?
Doch kommen wir zu einer anderen Frage: Warum kommen Amokläufer überhaupt so leicht an Waffen und Munition? Hierzu muss ich euch etwas schreiben, worüber ich nur den Kopf schütteln kann: Wie in den USA üblich, trat Präsident Bush nach dem Amoklauf vor die Kamera, um sein Mitleid kund zu tun. Nach den üblichen Trauersätzen, wie Leid ihm doch die Familien täten und dass die Toten jetzt bestimmt schon bei Gott sind und sich ihres zweiten Lebens erfreuen, hatte er nichts Besseres zu tun, als der ganzen Welt zu erzählen, wie toll er es doch trotz allem fände, dass jeder Amerikaner eine eigene Waffe haben dürfte.
Ganz nach dem Motto: Wir sind ein freies Land, also steht es jedem frei andere umzubringen - hoch lebe Amerika!!! Tja, Mr. President, wie singt Pink doch so schön: "Wie träumst du, wenn eine Mutter keine Chance hatte, sich zu verabschieden". Denn es mag zwar tröstlich klingen, dass die Toten jetzt vielleicht im Himmel sitzen. Doch vor allem sind sie nun einmal tot und nicht mehr da. Sie hinterlassen trauernde Familien und weinende Eltern. Und das alles hätte vielleicht dadurch verhindert werden können, wenn der gute Herr Bush nicht der Meinung gewesen wäre, dass eine Waffe in der Hand eines Verrückten etwas "Selbstverständliches" und keineswegs Gefährliches ist.
Wie denkt ihr darüber? Was sind die Ursachen für Amokläufe und wie könnten sie verhindert werden? Im unten verlinkten Forum könnt ihr mit anderen Lesern darüber diskutieren.
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