von Andreas Fischer und Marlen Schott
Wir fragen uns, ob auch außerhalb unseres "blauen Planeten" irgendwo Leben existiert. Allzu oft vergessen wir dabei, dass wir noch lange nicht alle Rätsel der Erde gelöst haben und es noch eine ganz Menge zu entdecken gibt. Immer wieder werden auch heute noch bislang völlig unbekannte Lebewesen gefunden. Über die Tiefsee ist bisher weniger bekannt als über die Mondoberfläche. Nun ging Fischern in Neuseeland der größte Kolosskalmar ins Netz, der jemals gefangen wurde. Noch weiß man nicht viel über diese gigantischen Meeresbewohner...
Als die neuseeländischen Fischer am 22. Februar 2007 vor der Antarktis nach Hechten fischten, trauten sie ihren Augen kaum: In einem ihrer Netze hatte sich ein so genannter Kolosskalmar verfangen. Fast zwei Stunden brachten die Fischer damit zu, den 450 Kilogramm schweren und rund zehn Meter langen Tintenfisch an Bord zu hieven.
Sie froren das noch lebende Tier ein und nahmen es mit zurück nach Neuseeland, um ihren "sensationellen Fang" zu präsentieren. Schnell stellte sich heraus, dass der Kolosskalmar der bisher größte seiner Art ist, der jemals gefangen wurde. Wissenschaftler vermuten, dass Kolosskalmare die größten Weichtiere sind, die auf unserem Planeten existieren. Dass man diesen seltenen Tintenfisch einfach gefangen und getötet hat, stieß nicht nur auf Erstaunen und Begeisterung, sondern auch auf Kritik.
Bisher weiß man nicht viel über die gigantischen Meeresbewohner. Im Jahr 1925 wurde zum ersten Mal ein Exemplar dieses riesigen Kalmars entdeckt. Seitdem wurden nur sehr wenige Sichtungen oder Fänge bekannt. Zum Stamm der Weichtiere gehören neben den Tintenfischen auch die Schnecken. Der Ur-Tintenfisch wird "Nautilus" genannt. Seine Gattung gibt es schon seit über 500 Millionen Jahren. Viele Unterarten von Tintenfischen haben sich daraus entwickelt. Anhand fossiler (also versteinerter) Funde vermuten Wissenschafter, dass einst mehr als zehntausend verschiedene Unterarten in den Meeren lebten. Heute gibt es Schätzungen zufolge nur noch zwischen 700 und 800 Arten.
Über die Hälfte der Erde ist unerforscht
Nautilus selbst existiert noch heute als "lebendes Fossil". So werden Arten bezeichnet, die seit tausenden von Jahren unverändert bestehen. Oft findet man diese an schwer erreichbaren Orten, wie zum Beispiel der Tiefsee, auf einsamen Inseln oder in den tropischen Urwäldern. An diesen von Menschen noch unberührten Orten haben sich über sehr lange Zeit die Lebensbedingungen nur geringfügig verändert. Die dortigen Lebewesen müssen sich also nicht an neue Gegebenheiten anpassen und bleiben auf ihrer Entwicklungsstufe stehen. Wohingegen sich die meisten anderen Lebewesen durch Veränderungen ihrer Umwelt weiterentwickeln müssen oder aussterben.
Die Erde wird nicht ohne Grund als "blauer Planet" bezeichnet. Von den fast 512 Millionen Quadratkilometern der Eroberfläche sind etwa 70 Prozent mit Wasser bedeckt. Ein Großteil davon ist so gut wie unerforschte Tiefsee. Der Begriff "Tiefsee" bezeichnet Bereiche im Meer mit einer Wassertiefe von mehr als 1000 Metern, die nur mit speziellen U-Booten - von denen es weltweit sehr wenige gibt - erreichbar sind.
Tiefseefischerei zerstört Lebensraum
Für viele Menschen ist es selbstverständlich, mehrmals in der Woche Fisch zu essen. Um die ständig wachsende Nachfrage der Menschen an Fisch zu decken, wird auch in der Tiefsee gefischt. Ein bis zwei Kilometer unter dem Meeresspiegel gibt es große Fischschwärme, auf die es die Tiefseefischer abgesehen haben. Aber auch andere Meerestiere, die überhaupt nicht verwertet werden, verfangen sich in den Netzen der Fischer und verenden darin. Oft ist dieser so genannte "Beifang" erheblich größer als die Zahl an Tieren, die man eigentlich fangen wollte. Häufig verheddern sich Tiere in den Netzen, die ihren Artgenossen in flacheren Gewässern in Größe und Gewicht zum Teil um ein Vielfaches übertreffen.
Das Tiefseefischen wird aber nicht nur deshalb sehr stark kritisiert. Die Schleppnetze werden über den Meeresgrund gezogen und zerstören dabei innerhalb weniger Minuten Tiefsee-Riffe, die zum Teil über 5000 Jahre für ihre Entstehung gebraucht haben. Umweltschützer warnen davor, dass dadurch auch einer der letzten noch recht unberührten Lebensräume vom Menschen unwiederbringlich zerstört wird. Fischarten der Tiefsee pflanzen sich nur sehr langsam fort, sodass ihr Bestand durch die Fischerei gefährdet ist. Durch den Massenfang, der für den weltweiten Handel und den hohen Konsum von Fisch betrieben wird, werden immer größere Teile des Meeres "leergefischt".
Mehr Einsatz zum Schutz der Umwelt
So sollte der "Sensations-Fang" der neuseeländischen Fischer mehr als nur ein kurzes Erstaunen bei den Menschen auslösen und uns ins Gedächtnis rufen, dass wir eine Verantwortung gegenüber der Natur und dem Leben auf diesem Planeten haben. Dann wäre der Kolosskalmar zumindest nicht völlig umsonst gestorben - wie jeden Tag etliche Millionen Tiefseefische, die als Beifang aus dem Wasser gezogen und danach einfach wieder weggeworfen werden, als wären sie Müll.
Die Menschheit, die allzu gerne nach den Sternen greifen will und sich über außerirdisches Leben irgendwo im Weltraum Gedanken macht, sollte sich vor allem für das existierende Leben auf der Erde interessieren. Schließlich gibt nur eine Welt - jedenfalls ist bis jetzt kein Planet gefunden worden, auf dem Leben wie auf der Erde möglich wäre. Schon deshalb sollten wir uns viel mehr dafür einsetzen, unsere Erde und den Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen zu bewahren.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.