Die berühmtesten Werke von Goethe

Teil 2: Goethe als Dichter und Schriftsteller

Teil 2 von 2

von Tanja Lindauer

Der berühmte Dichter und Wissenschaftler Johann Wolfgang von Goethe hat im Laufe seines Lebens sehr viele Gedichte, Dramen und Geschichten geschrieben. Hier stellen wir dir ein paar seiner berühmtesten Werke vor.

Die Leiden des jungen Werther (1774)

Goethes Briefroman vom jungen Werther, der sich unglücklich in Lotte verliebt hat, ist eines der wichtigsten Werke des Sturm und Drang. Bild: Zeichnung von Johann Daniel Donat (Quelle: Wikimedia Commons)

Das Werk machte den 25-jährigen Goethe, der darin seine unglückliche Liebe zu einer bereits verlobten Frau verarbeitete, praktisch über Nacht berühmt. "Werther" ist ein "Briefroman" - das heißt, dass die Handlung dem Leser in Form von Briefen erzählt wird, die die Hauptfigur Werther an seinen Freund schreibt. Der junge Werther flüchtet vor dem Stadtleben und gelangt so in das Dorf Wahlheim. Dort verliebt er sich unsterblich in Lotte, die aber bereits mit Albert verlobt ist. Werther lernt Albert kennen und zunächst freunden sich beide auch an, denn Albert ahnt nichts von Werthers Gefühlen.

Der unglückliche Werther verlässt schließlich das Dorf - denn er weiß, seine Liebe ist vergebens. Er möchte der Heirat von Albert und Lotte nicht im Wege stehen. Jedoch kehrt er später nach Wahlheim zurück - Albert und Lotte sind nun verheiratet. Werther und Lotte fühlen sich aber stark zueinander hingezogen und es kommt zu einem Kuss. Lotte ist so entsetzt über sich selbst, dass sie Werther von sich stößt und sich im Nebenzimmer einschließt. Um Lotte nicht weiter in Bedrängnis zu bringen und in der Überzeugung, dass seine Liebe hoffnungslos ist, beschließt Werther, seinem Leben ein Ende zu setzen - in einem Akt der Verzweiflung erschießt er sich.

Mit seinem Werther traf Goethe damals den Nerv der Zeit. Viele Leser konnten sich in Goethes Figur hineinversetzen - einige kleideten sich, wie Werther, mit einem blauen Rock und einer gelben Weste. Das ging so weit, dass eine regelrechte Selbstmordwelle über Deutschland hineingebrochen sein soll. Manche Fürsten verboten daraufhin Goethes Werk, da es zu gefährlich sei. Dass Goethe es schafft, die leidenschaftlichen Gefühle des unglücklichen Werther so überzeugend darzustellen, dass die Leser in einen wahren Bann gezogen werden, liegt wohl daran, dass der Dichter beim Schreiben aus seinem eigenen Leben schöpfte: Die Lotte aus seinem Briefroman entspricht Charlotte Buff, seiner damaligen großen Liebe. Obwohl Charlotte verlobt war, versuchte Goethe sein Glück bei ihr. Das gefiel dem Zukünftigen natürlich überhaupt nicht und er sprach ein ernstes Wörtchen mit ihm. "Die Leiden des jungen Werther" schrieb Goethe in der Zeit des "Sturm und Drang" - es gilt als eines der wichtigsten Werke dieser Literaturepoche.

Der Erlkönig (1782)

Illustration zu Goethes Ballade vom "Erlkönig" von Moritz von Schwind (Quelle: Wikimedia Commons)

Die berühmte Ballade beginnt mit den Zeilen "Wer reitet so spät durch Nacht und Wind/ Es ist der Vater mit seinem Kind" und wird oft zitiert. Sie wird oft auch in der Schule durchgenommen, vielleicht musstet du sie ja selber schon auswendig lernen? In diesem Gedicht geht es darum, dass ein Vater mit seinem kleinen Sohn durch einen dunklen Wald reitet. Der Sohn fürchtet, dass der Erlkönig ihn verfolgt, doch der Vater beruhigt seinen Sohn, dass es nur ein Nebelstreif wäre. Der Vater glaubt seinem Kind also nicht, und denkt, es würde sich etwas einbilden.

Aber als die beiden auf dem Hof ankommen, ist sein Sohn jedoch tot - der Erlkönig hat ihn offensichtlich geholt und der Sohn ist in den Armen des ahnungslosen Vaters gestorben. Die Interpretationen zu Goethes Ballade gehen auseinander - sieht der Junge, der sich vor den dunklen Mächten der Nacht fürchtet, mehr als der Vater? Oder ist er krank und leidet im Fieber unter Wahnvorstellungen? Viele sehen hingegen in der nüchternen Haltung des Vaters, der die Furcht seines Sohnes leichtfertig abtut, die Ideen des Zeitalters der Aufklärung verkörpert: Man machte damals die menschliche Vernunft zum Maßstab aller Dinge, tat das Übernatürliche als "irrational" (also "unvernünftig") ab und glaubte zunehmend, die Natur durch den technischen Fortschritt beherrschen zu können. Dass der Junge, der übernatürliche Erscheinungen sieht, am Ende tatsächlich stirbt, könnte als Warnung und Kritik an der einseitigen Haltung der Aufklärung verstanden werden.

Der Zauberlehrling (1797)

Der übermütige Zauberlehrling will ohne seinen Meister seine Zauberkünste unter Beweis stellen, doch alles geht schief. Bild: um 1882 von Ferdinand Barth (Quelle: Wikimedia Commons)

Auch dieses Gedicht ist sehr bekannt und auch sehr beliebt. Es ist in der Zeit der Weimarer Klassik entstanden - und zwar im so genannten "Balladenjahr" 1797. Es heißt so, weil in diesem Jahr zahlreiche der bekannten Balladen von Goethe und Schiller entstanden sind. Die Ballade handelt von einem Zauberlehrling, der alleine zu Hause ist und einen einfachen Zauberspruch ohne den Lehrmeister ausprobiert. Er denkt sich in seinem Übermut, dass ja nicht viel schief gehen kann, und was der Meister könne, das müsste er ja auch hinkriegen. Also macht sich der Zauberlehrling ans Werk und ist anfangs auch noch begeistert von der Wirkung seiner Zauberkünste.

Aber dann geht alles völlig schief: Der Lehrling will sich mithilfe von Besenstilen ein Bad einlassen. Diese sollen für ihn das Wasser schleppen und die Badewanne befüllen. Doch er weiß nicht mehr, wie man die Besen wieder stoppt und so schleppen die Besen immer weiter Wasser heran. Bald schwappt das Wasser auch schon über, und schließlich ruft der Zauberlehrling verzweifelt nach seinem Meister. Wäre der Lehrmeister nicht rechtzeitig aufgetaucht, dann wäre vermutlich das ganze Haus im Wasser versunken. Das Gedicht wurde auch von Walt Disney verfilmt. Mickey Maus, der Zauberlehrling, kämpft in diesem Trickfilm gegen die Besen und Wassermengen an.

Faust Teil I und II

Szene aus Goethes "Faust": Gretchen wird von einem Engel Gottes gerettet, Mephisto zieht Faust mit sich. (Quelle: Wikipedia)

Das mit Abstand berühmteste Werk von Goethe ist zweifelsohne Faust. 60 Jahre lang beschäftigte sich Goethe mit diesem Werk, bereits 1774 hatte er erste Teile geschrieben. Aber Goethe war eine lange Zeit nicht zufrieden und fügte immer wieder etwas ein, änderte Teile oder strich ganze Passagen. Erst 1831, ein Jahr vor seinem Tod, wurde der Dichter mit Faust II fertig. Die Geschichte ist ziemlich vielschichtig und teilweise auch etwas kompliziert.

In Faust stützt sich Goethe auf die Lebensgeschichte des "Doktor Faustus", der tatsächlich im Mittelalter gelebt hat. Es wird erzählt, der Magier und Wunderheiler habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Der historische Faust lieferte seit dem 16. Jahrhundert den Stoff für viele Werke in der europäischen Literatur - es entstand die "Faust-Sage" von einem Gelehrten, der voller Erkenntnisdrang ist und die dunklen Mächte herausbeschwört. Auch Goethe nahm diesen Stoff als Vorlage für sein Werk und erzählte die Geschichte des angesehenen Wissenschaftlers Faust. Dieser strebt nach immer mehr Wissen und Erkenntnis und verzweifelt regelrecht darüber, dass er immer noch nicht alles weiß. Faust würde alles dafür tun, um die Zusammenhänge der Welt und des Lebens zu verstehen - es ist kein Zufall, dass die Figur an Goethe selbst erinnert, der stets einen großen Erkenntnisdrang verspürte und immer neue Forschungen anstellte.

Gott, der immer noch an das Gute in Faust glaubt, geht eine Wette mit dem Teufel, Mephistopheles, ein: Die beiden streiten sich darüber, ob Faust vom rechten Weg abkommen könnte, oder ob er letztlich doch auf der Seite des "Guten" bleiben wird - davon ist Gott überzeugt. Der Teufel macht Faust daraufhin ein verlockendes Angebot: Er kann ihm - mithilfe von schwarzer Magie - nahezu alles zeigen und ermöglichen. Er verjüngt den alternden Faust sogar, der sich Hals über Kopf in das junge Gretchen verliebt hat. Faust geht einen gefährlichen Pakt mit dem Teufel ein und so nimmt das Schicksal seinen Lauf: Er verspricht dem Teufel seine Seele, wenn es ihm gelingen sollte, ihm zu wahrem Glück zu verhelfen.

Die berühmte Gretchenfrage

Beim abendlichen Spaziergang im Garten stellt das Gretchen ihrem Verehrer Faust die berühmte "Gretchenfrage" (Quelle: Wikimedia Commons)

Vielleicht hast du schon einmal von der Gretchenfrage gehört? Der Begriff "Gretchenfrage" fand dank Goethe seinen Einzug in den deutschen Sprachgebrauch. Aber was bedeutet das eigentlich? Dafür müssen wir ein bisschen ausholen: In Faust haben Gott und Teufel ja eine Wette abgeschlossen. Und der Teufel setzt natürlich alles daran, Faust zu verführen und ihn auf die böse Seite zu ziehen. Das unschuldige Gretchen ist eine der vielen Versuchungen, denen der Teufel Faust aussetzt. Der Gelehrte ist nämlich entschlossen, das Herz der jungen Frau zu erobern.

Aber Gretchen möchte, bevor sie sich auf Faust einlässt, noch einiges mit Faust klären und so stellt sie ihm eine Frage: "Nun sag', wie hast du's mit der Religion?" Das war damals eine sehr wichtige Frage, denn nur gottesfürchtige Männer galten auch als gute und anständige Männer. Faust hatte da natürlich ein Problem, denn er ist einen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Er versucht sich daher auf geschickte Weise um die Beantwortung zu winden und sucht Ausflüchte. Denn er befürchtet, Gretchen sonst zu verlieren. Mit der Gretchenfrage meint man heute also eine Frage, die den Kern eines bestimmten Themas berührt, und um dessen Beantwortung sich der Befragte aber versucht zu drücken. Man kann daher eine eher ausweichende Antwort erwarten.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 20.09.2016

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