Lexikon: Weimarer Klassik

von Tanja Lindauer

Dieses Bild von Theobald von Oer stellt den lesenden Schiller im Weimarer Kreis der Schriftsteller dar: Wieland und Herder sitzen links, Goethe steht rechts vor der Säule. (Quelle: Wikimedia Commons)

Das Wort Klassik oder klassisch hast du bestimmt schon selbst benutzt. Häufig meint man damit etwas zeitlos Gültiges oder Vorbildhaftes. In der Literatur und Kunst zum Ende des 18. Jahrhunderts bezeichnet es aber die Orientierung an der Antike.

Die deutsche Klassik wird sehr oft auch als Weimarer Klassik bezeichnet, da viele bedeutende Werke dieser Epoche in Weimar entstanden. Die Weimarer Klassik wurde von Goethe, Wieland, Schiller und Herder geprägt. Man ist sich nicht ganz einig, bis wann man von der Weimarer Klassik sprechen kann. Manche sind der Meinung, dass man von 1786, mit Goethes erster Italienreise bis 1805, Schillers Todesjahr, von der deutschen Klassik sprechen kann, andere meinen, dass man den Zeitpunkt als Weimarer Klassik bezeichnen muss, als Goethe und Schiller gemeinsam arbeiteten, also von 1794 bis 1805.

Die Grundidee der Klassik in Deutschland war es, dass man mithilfe von Literatur und Kunst den Menschen erziehen könnte. So sollte der Leser oder der Theaterbesucher beispielweise nicht mehr nur unterhalten werden, sondern dem Menschen sollte damit auch gezeigt werden, wie er sich zu verhalten habe. Güte, Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit waren wichtige Tugenden, die es galt zu fördern. Damit wollte man die Humanität, also die Menschlichkeit, fördern. Die Zeit um die Weimarer Klassik war geprägt von Unruhen, wie etwa der Französischen Revolution (1789) oder Napoleons Aufstieg. Mit der Französischen Revolution wollten sich die Menschen von der Ungerechtigkeit befreien, die im Land herrschte. Sie erhofften von der Revolution ein besseres Leben.

Die Anhänger der Revolution waren geprägt von den Ideen der Aufklärung und forderten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Doch schon bald kamen die Jakobiner an die Macht und es folgten Jahre des Terrors. Mit der Weimarer Klassik versuchte man, sich zurück auf Harmonie und Humanität zu besinnen. Diese Ideale und deren Umsetzung in der Kunst und Literatur fanden Schiller und Goethe in der Klassik der griechischen Antike und der alten Römer. Die Antike, mit dessen Kunst und Kultur sich Goethe während seiner Italienreise intensiv beschäftigte, wurde für die Gestaltung der deutschen Literatur zum Vorbild. In der Antike sahen Goethe und Schiller die Harmonie zwischen Leben und Ideal, zwischen Natur und Freiheit erreicht. Mit der Erziehung des Menschen zu Humanität wollte man erreichen, dass der Mensch auch bereit ist für eine Veränderung in der Gesellschaft. Die Änderung sollte aber nicht durch eine gewaltsame Revolution, sondern auf friedliche und "vernünftige" Art herbeigeführt werden. Das Ideal der Erziehung ist die "schöne Seele" - das bedeutet, dass Handeln, die Pflichten und Wünsche eines Menschen im Einklang sind.

Die Weimarer Klassik unterscheidet sich stark von der Zeit des Sturm und Drang. In der Klassik verwendete man nach dem antiken Ideal wieder die wohlgeformte Sprache. Zuvor wurde eher wirklichkeitsnah geschrieben, und statt sich an klar geregelte Vorgaben zu halten, wollten die Dichter des Sturm und Drang einzigartige Werke schaffen, um ihre Individualität und Schöpferkraft zu entfalten. Die "Iphigenie auf Tauris" von Goethe ist hingegen ein gutes Beispiel für literarischen Ideale der Weimarer Klassik. Weitere Werke aus dieser Epoche sind beispielsweise "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (1795) von Goethe oder "Wilhelm Tell" (1803) von Schiller.

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Co-Autorin: Britta Pawlak
letzte Aktualisierung: 18.10.2011

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