Tut-Anch-Amun: Der Fluch des Pharao

von Britta Pawlak


Schon während des Alten Reichs glaubten die Ägypter an Grabflüche. Sie waren überzeugt davon, dass diejenigen, die die Totenruhe nicht achteten, von den Verstorbenen bestraft werden würden. Die alten Ägypter ließen als spirituelle Orte und Ruhestätten für ihre Herrscher gigantische Pyramiden bauen. 1922 wurde das Grab des berühmten Pharaos Tut-Anch-Amun im Tal der Könige geöffnet - innerhalb der darauf folgenden Wochen starben fünf der Forscher nach ähnlichen Krankheitssymptomen. Was hat es mit dem so genannten "Fluch des Pharaos" auf sich?


Schon die alten Ägypter glaubten daran, dass die Menschen bestraft würden, die die Totenruhe störten. (Quelle: Pixelquelle)

Die alten Ägypter betrieben einen aufwendigen und mystischen Totenkult. Nach ägyptischem Glauben konnte die Seele eines Menschen nur dann Frieden finden, wenn man den Körper vor dem Verfall bewahrte. Deshalb entnahmen sie die inneren Organe der Verstorbenen, trockneten den Körper mit Salz, wickelten ihn in Leinentücher und behandelten diese mit Harz. Nicht nur Pharaonen wurden mumifiziert, man bestattete auch Menschen von geringerem Stand auf diese Weise.

Die Pharaonen Ägyptens fanden ihre letzte Ruhe in mächtigen Grabstätten und wurden mit Prunk, Reichtümern und üppigen Beigaben begraben. Die Pyramiden dienten als spirituelle Orte und Ruhestätten für viele verstorbene Pharaonen. Zum Schutz vor Grabräubern konstruierte man versteckte Eingänge und Irrwege. Oft wurde nach dem Tod eines Pharaos seine Dienerschaft mit ihm lebendig in der Pyramide begraben. Auch Menschen, die am Bau der Pyramide oder Grabstätte beteiligt waren, sollen getötet worden sein. Sie stellten eine Gefahr dar, da sie wussten, wo sich der geheime Ort des Grabes befand.

Schon zu Zeiten des alten Reiches (etwa 2707-2216 v. Chr.) glaubten die Ägypter daran, dass ein Fluch die Menschen verfolgte, wenn sie die Ruhe der verstorbenen Pharaonen störten. Aber auch Grabräuber sollten so abgeschreckt werden. Die Grabräuberei war damals ein lohnendes Geschäft. Sehr viele ägyptische Gräber wurden in vergangenen Zeiten geplündert - lange vor ihrer Entdeckung durch Archäologen. Die meisten der ägyptischen Kulturschätze gingen auf diese Art verloren. Nur einige der zahlreichen Grabbeigaben konnten geborgen werden und befinden sich im Besitz der Wissenschaftler und Museen. Die Pyramiden, Schätze und weiteren Hinterlassenschaften aus dem Reich der Ägypter gelten heute als eine der wichtigsten und faszinierendsten Kulturschätze vergangener Zeiten. Die Pyramiden von Gizeh stellen das einzige der sieben Weltwunder aus der Antike dar.

Das Erbe Ägyptens

Als rituelle Orte oder Grabstätten für die Pharaonen ließ man mächtige Pyramiden bauen. (Quelle: Photocase)

Mit dem französischen Feldzug, der 1798 startete und 1801 endete, wurde Ägypten für die Europäer neu entdeckt. In Paris entwickelte man neue Bekleidungskollektionen, speziell an das antike Ägypten angepasst. Es war angesagt, Bildungsreisen zu den Pyramiden zu unternehmen oder etwas Seltenes auf dem Markt in Kairo zu kaufen und als Souvenir mit nach Europa zu bringen. Das alte Ägypten übte eine große Faszination auf die Menschen in Europa aus.

Immer mehr Archäologen begaben sich auf die Reise nach Ägypten, um dort nach den uralten Schätzen der Pharaonen zu suchen. Viele Schriftsteller begannen, oft gestützt auf ihr Halbwissen, Bücher über Ägypten zu schreiben. Mythen vermischten sich mit ihrer Phantasie und ließen die Geschichte Ägyptens in den Köpfen der Menschen lebendig werden. Theatergruppen spielten Stücke, die oft auf reinen Erfindungen beruhten. Auch die Geschichte vom "Pharaonenfluch" wurde weitererzählt, der Mythos aufrechterhalten.

Hätte es tatsächlich einen solchen Fluch gegeben, so hätten viele der Grabräuber in jenen Zeiten jedenfalls nicht zum Tode verurteilt werden müssen. Sie hätten durch die Rache der Verstorbenen sowieso ihre Strafe erfahren. Spricht man heute vom "Fluch des Pharaos", so meint man die legendäre Geschichte der Graböffnung des Tut-Anch-Amun. Anschließend ging in den Zeitungen weltweit die mysteriöse Geschichte vom Pharaonenfluch um. Was geschah wirklich, nachdem die Wissenschaftler im Jahre 1922 die Grabstätte des berühmten Pharaos Tut-Anch-Amun öffneten?

Das Grab des Tut-Anch-Amun

Tut-Anch-Amun war ein ägyptischer Pharao des Neuen Reiches, der etwa von 1333 bis 1323 vor Christus regierte. (Quelle: User:MykReeve/ Wikipedia)

Tut-Anch-Amun war ein ägyptischer Pharao des Neuen Reiches, der etwa von 1333 bis 1323 vor Christus regierte. Der Herrscher Ägyptens soll im Alter von neun Jahren den Thron bestiegen haben und starb bereits mit etwa 18 Jahren. Die Todesursache ist bis heute nicht geklärt. Seine Totenstätte zählt zu den wenigen Gräbern von antiken Herrschern Ägyptens, die nicht geplündert wurden. Die Forscher sind überzeugt, dass schon in früheren Zeiten Grabräuber versucht hatten, in die Grabstätte Tut-Anch-Amuns einzudringen. Sie gelangten zwar in die Vorkammern, schafften es jedoch nicht, in die Grabkammer vorzudringen und die Schätze zu rauben.

Entdeckt wurde die geheimnisvolle Stätte nach vielen Forschungen im Jahre 1922 im Tal der Könige, das sich in der Nähe der ägyptischen Stadt Luxor befindet. Der junge Pharao wurde in einer recht unscheinbaren Gruft begraben. Möglicherweise, weil sein früher Tod überraschend kam und man noch keine geeignete Totenstätte hatte erbauen lassen. Vielleicht ist auch dies der Grund, weshalb das geheim gehaltene Grab nicht von Räubern geplündert wurde.

Kurz nach der Entdeckung unternahm ein britisches Forscherteam eine Expedition, um das Grab Tut-Anch-Amuns zu öffnen. Man drang bis in die Todeskammer vor, stieß auf prunkvolle Reichtümer und konnte den Sarkophag mit der mumifizierten Leiche des ägyptischen Herrschers bergen - heute einer der berühmtesten Schätze des historischen Kulturerbes überhaupt. Seine goldene Totenmaske befindet sich in einem Museum in Kairo.

Gibt es den "Fluch des Pharaos"?

Im Jahre 1922 entdeckte und öffnete man die Grabkammer Tut-Anch-Amuns. Die Reichtümer und die Mumie des Pharaos waren unversehrt. (Quelle: Wikipedia)

Es wird erzählt, der Archäologe Howard Carter habe bei der Graböffnung bereits am Eingang eine Tontafel gefunden, auf der stand: "Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharao stört!". Wissenschaftler allerdings glauben nicht an eine solche Tafel, da es keine Belege dafür gibt, obwohl jeder gefundene Gegenstand genau dokumentiert wurde.

Wenige Wochen nach der Besichtigung des Grabes starb Lord Carnarvon, der die Ausgrabungen finanziert hatte. Geschichten besagen sogar, dass in Kairo zum Zeitpunkt seines Todes der Strom ausgefallen sein soll. In den darauffolgenden Monaten starben weitere Menschen, die an den Ausgrabungen beteiligt waren: Ein Museums-Direktor, der Sekretär Howard Carters - und der Forscher, der den Leichnam des Tut-Anch-Amun enthüllt hatte.

Fünf Forscher sollen kurz nach der Expedition gestorben sein. Insgesamt betraten jedoch etwa 25 Personen die Grabstätte des Pharaos. Außerdem waren die Verstorbenen schon in einem etwas reiferen Alter und sollen vorher bereits Probleme mit ihrer Lunge gehabt haben. Howard Carter, der die Grabkammer selbst geöffnet hatte, zeigte keinerlei Krankheitssymptome. Er starb 17 Jahre nach der Expedition im Alter von 66 Jahren.

Was könnte die Todesursache sein?

Könnten Schimmelsporen die Ursache für die Todesfälle sein? (Bild: Grabkammer einer Pyramide) (Quelle: Wikipedia )

Bis heute rätseln die Forscher darüber, wie es zu den Todesfällen kam. Die Grabräume wurden damals untersucht, man konnte jedoch zunächst keine Anhaltspunkte finden. Die wahrscheinlichste Theorie besagt, dass ein Schimmelpilz wie der "Aspergillus Flavus" Grund für den Tod der Forscher war. Diese Pilzart könne unter den Bedingungen, wie sie in der Grabkammer herrschten, Jahrtausende überdauern.

Viele Forscher gehen heute davon aus, dass sich in der Grabkammer des Tut-Anch-Amun auch Grabbeigaben aus organischen Stoffen befanden - beispielsweise Holz, Pflanzen oder Nahrungsmittel. Diese Beigaben würden im Laufe der Zeit von Mikroorganismen zersetzt werden und Sporen bilden. Solche Schimmelsporen können Allergien und starke Lungenreizungen auslösen. Vor allem für ältere oder geschwächte Menschen, deren Abwehrkräfte schon angeschlagen sind oder die unter einer Krankheit leiden, könnten sie gefährlich sein.

In der damaligen Presse wurde es oft so dargestellt, als wären fast alle der beteiligten Forscher dem "Fluch" zum Opfer gefallen. Man findet auch heute noch viele Informationen zum Fall, in denen Unwahrheiten verbreitet oder Fakten verdreht werden. Die Legende des "Pharaonenfluchs" war mit der Entdeckung des Grabes von Tut-Anch-Amun endgültig geboren worden - und erlangte Weltberühmtheit.

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letzte Aktualisierung: 08.01.2015

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