Können Fische sprechen?

Die faszinierende Unterwasserwelt ist voller Geräusche

von Britta Pawlak


Entgegen dem Sprichwort "stumm wie ein Fisch" und der Annahme vieler Menschen sind die faszinierenden Unterwasserbewohner alles andere als leise. Die Welt unter Wasser ist voller Geräusche: Fische haben nicht nur ein feines Gehör, sie geben auch selbst Laute von sich, um sich zu verständigen, gegenseitig abzuschrecken oder zu drohen. Doch sie sind an die Lebensbedingungen unter Wasser angepasst und besitzen - anders als wir Menschen und viele Tierarten - keine Stimmbänder und keinen Kehlkopf. Wie also erzeugen sie die Geräusche unter Wasser?

Entgegen ihrem Ruf sind Fische ganz und gar nicht stumm. (Quelle: Wikipedia)

Da die Akustik unter und über Wasser eine unterschiedliche ist, sind Geräusche, die unter Wasser erzeugt werden, oft nicht an der Oberfläche zu hören. Dabei liegen die Laute der meisten Fische in einem Frequenzbereich von etwa 400 bis 800 Hertz - dies sind Schallwellen, die auch für das menschliche Ohr hörbar sind.

Raubfische erzeugen oft auch Infraschall-Laute - also sehr niedrige Frequenzen, die für den Menschen nicht mehr wahrnehmbar sind, oder Ultraschall - Töne oberhalb der menschlichen Hörschwelle. Mit Themen wie diesen beschäftigt sich die Hydro-Bioakustik. Mittels eines Hydrophons, eines Unterwasser-Mikrophons, nehmen Meeresbiologen die Geräusche unter der Oberfläche wahr. Das Gerät wandelt den Wasserschall in eine elektrische Spannung um, die dem Schalldruck entspricht. Die geheimnisvolle Unterwasserwelt, die uns so "beruhigend" und "still" erscheint, ist nämlich alles andere als leise...

Wie erzeugen die "stummen Meeresbewohner" Laute?

Mit Hilfe ihrer mit Luft gefüllten Schwimmblase können Piranhas ein Trommelgeräusch erzeugen. (Quelle: Wikipedia)

Die Geschwindigkeit, mit der sich Schallwellen im Wasser ausbreiten, ist sogar mehr als viermal höher als in der Luft. Geräusche sind unter Wasser sehr gut und über größere Entfernungen wahrnehmbar. Fische erzeugen auf verschiedene Arten Laute: Hohe Frequenzen kommen häufig durch das Aneinanderreiben von Knochenteilen und Zähnen zustande. Niedrige Schallwellen werden meist mit Hilfe der Schwimmblase erzeugt. Diese wird bei der Mehrzahl der Knochenfische aus einer Ausstülpung des Vorderdarms gebildet und dient in erster Linie dazu, ohne Kraftanstrengung schwimmen zu können. Beim Aufwärtsschwimmen wird Gas in die Schwimmblase abgegeben, und sie dehnt sich aus. Das Eigengewicht wird also dem des Wassers angepasst.

Welse und andere Fische, die auf dem Grund leben, besitzen keine solche Blase. Nur wenige Fischarten, wie die Haie, stellen eine Ausnahme dar: Sie sind keine Bodenlebewesen und verfügen dennoch über keine Schwimmblase. Sie benötigen daher ständig Energie, um durch permanentes Schwimmen Auftrieb zu erzeugen und nicht in die Tiefe zu sinken. Eine Schwimmblase dagegen gleicht das Gewicht aus, indem sie sich mit Luft füllt. Viele Fische erreichen dies durch das Abschlucken von Luft. In großer Tiefe lebende Bewohner füllen ihre Schwimmblase über Adern, die mit ihren Kiemen verbunden sind. Neben dem Schwimmen ist aber auch das "Tönen" eine weitere Funktion dieses Organs. Die Laute erzeugen Fische mit den inneren oder äußeren Muskeln der Schwimmblase.

Die Sprache der Fische

Der Knurrhahn macht seinem Namen alle Ehre: Bei Bedrohung gibt er knurrende Laute von sich.

Die Meeresbewohner geben in verschiedenen Situationen ganz unterschiedliche Laute von sich. Piranhas zum Beispiel verursachen mit Hilfe ihrer Schwimmblase einen Trommelton. Skalare klopfen, wenn sie sich provoziert fühlen oder gegen Rivalen kämpfen. Wie der Name es schon vermuten lässt, erzeugen Grunzbarsche in Aufregung - beispielsweise, wenn man sie aus dem Wasser nimmt - ein grunzendes Geräusch, und der Knurrhahn knurrt, wenn er sich bedroht fühlt. Schmerlen stoßen bei der Jagd einen "Knackton" aus. Weibchen der Buntbarscharten brummen, um lästige Männchen zu verjagen. Kleine Maränen "rauschen" bei der gemeinsamen Futteraufnahme im Chor.

Karpfen quietschen bei der Nahrungsaufnahme, die Weibchen geben zudem einen trommelnden Laut von sich, um männliche Barsche zwecks Fortpflanzung zum Laich zu locken. Haben Flussbarsche etwas Fressbares gefunden, dann stoßen sie ein Klopfgeräusch aus. Der Flösselhecht bellt, um anderen Fischen zu drohen. Der Lockruf des Argusfisches ist ein Trommeln, als Warnung und Abschreckung gibt er hingegen zeternde Töne von sich. Bratpfannenwelse Knurren durch das Aneinanderreiben von Knochenteilen, wenn sie sich erschrecken. Der Afrikanische Messerfisch grunzt und bellt zur Drohung mit geöffnetem Maul - wie dieses Geräusch allerdings genau erzeugt wird, ist bisher unklar.

Fische sehen, hören, riechen und schmecken

Besonders empfindlich reagiert der Hai auf Laute von niedriger Frequenz, wie sie verletzte, schwache und kranke Tiere ausstoßen.

Die Meeresbewohner können sich also - wie andere Tiere auch - über Lautsprache unterhalten. Zudem besitzen die meisten Fische neben ihrer Sehfähigkeit ein gutes Gehör und einen ausgeprägten Geruchs- sowie Geschmackssinn. Haie zum Beispiel, bei denen das Riechorgan seitlich an der Schnauze liegt, können Blut noch in milliardenfacher Verdünnung riechen - und wittern ihre Beute bereits aus weiter Ferne.

Auch ihr Hörempfinden spielt auf der Jagd eine wichtige Rolle: Die Ohren des Hais liegen auf beiden Seiten des Schädels. Der Raubfisch interessiert sich auf seinem Beutefeldzug vor allem für niedrige Frequenzen unter 600 Hertz, wie sie zum Beispiel grunzende Seehunde erzeugen. Besonders empfindlich reagiert er auf Töne unter 100 Hertz, die auf verletzte, schwache und kranke Tiere schließen lassen und dem Hai daher eine leichte Beute wären. Haie vernehmen niedrig frequenzierte Töne, die für das menschliche Ohr längst nicht mehr zu hören sind. Die feinen Geschmacksknospen befinden sich bei den Fischen im Gaumenbereich. Empfinden sie ihr Fressen als "ungenießbar", spucken sie es mitunter auch einfach wieder aus. Meistens kehren sie nach einem "Testbiss" aber zurück zur Beute, die durch den Blutverlust geschwächt ist, um diese dann zu verschlingen.

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letzte Aktualisierung: 16.12.2009

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