Die Geschichte der RAF

Teil 2 von 3

08.05.2007

Die Terrororganisation RAF entstand zur Zeit der 68er, als viele junge Menschen auf die Straßen zogen, um sich für eine "gerechtere Gesellschaft" einzusetzen. Im Gegensatz zu friedlichen Protestlern wollte die radikale RAF ihre Ziele jedoch mit Terror und Gewalt durchsetzen und verübte Morde und Anschläge. Im Jahr 1998 löste sie sich offiziell auf.

Proteste gegen das System

US-amerikanische Soldaten im Einsatz in Vietnam. Als Reaktion auf den fortdauernden Vietnam-Krieg beschloss die RAF, Anschläge auf US-Ziele in Deutschland zu verüben.

In den sechziger Jahren protestierten viele junge Menschen gegen die Regeln und Lebensgewohnheiten, die ihre Eltern ihnen vorschrieben. Sie empörten sich über den Krieg, den die USA in Vietnam führten. Sie meinten, dass die Generation ihrer Eltern sich nicht ausreichend mit den Verbrechen, die im Nationalsozialismus begangen wurden, auseinander setzte und die Vergangenheit herunterspielte. Sie lehnten sich gegen starre und veraltete Lehrmethoden an Schulen und Universitäten auf.

Sie kritisierten den Kapitalismus. Das ist das Wirtschaftssystem, das auch heute in Deutschland und anderen Ländern herrscht. Sie bemängelten daran vor allem, dass der Besitz ungleich verteilt war und die Macht in erster Linie den reicheren Menschen gehörte, die "auf Kosten der Ärmeren" lebten. Ihrer Ansicht nach beuteten die einflussreichen Unternehmer mit Geld (dem Kapital) ihre Angestellten und Arbeiter aus. Zudem kritisierten die jungen Menschen, dass vor allem die reichen Staaten Macht ausübten und Herrschaftsansprüche stellten - und ärmere Länder durch den Handel benachteiligt waren. Sie warfen dem Großteil der Gesellschaft vor, hauptsächlich auf materielle Dinge, also Reichtum und Geld, bedacht zu sein. Sie wehrten sich gegen den Bau der ersten Atomkraftwerke und prangerten an, dass die Menschen viel zu sehr auf ihren persönlichen Vorteil bedacht seien und sich zu wenig für ihre Umwelt und die Erhaltung der Natur einsetzten.

Studentenbewegung der 68er-Generation

Eine friedliche Studenten-Demonstration gegen Atomkraftwerke. Bild links: Studentenführer Rudi Dutschke. (Quelle: Hans Weingartz)

Vor allem Studenten suchten nach neuen Lebensformen und zogen die Schriften von Denkern wie Karl Marx und Friedrich Engels heran, mit deren Theorien und Werten sie eine neue, gerechtere Gesellschaft errichten wollten. Sie solidarisierten sich mit den Arbeitern, die sich gegen die "mächtigen Unterdrücker" auflehnen sollten. Sie vertraten eine politische Auffassung, die auch heute noch als "links" bezeichnet wird - und wurden als die "linken Rebellen" der "68er-Bewegung" bekannt. Den Staat - also etwa Politiker, Richter und Polizei - der der Gesellschaft ihrer Ansicht nach ein vorgegebenes System aufzwang, empfanden sie als unterdrückend und autoritär.

Auch die Gründer der RAF strebten nach diesen Zielen, aber mit einem ganz entscheidenden Unterschied: Sie hielten sich nicht an die Regeln des demokratischen Staates - und schreckten auch vor Gewalt nicht zurück. Sie versuchten sogar, ihre Ziele mit Mord, Erpressung und Gewaltanschlägen durchzusetzen. Die "Rote Armee Fraktion" wird deshalb - im Gegensatz zu friedlichen linken Gruppierungen - als "linksextremistische Terrororganisation" bezeichnet.

Wut und Entrüstung: Tod eines friedlichen Demonstranten

Trauriger Höhepunkt des Konflikts zwischen Protestlern und Staat: Der friedliche Student Ohnesorg wurde am 2. Juni 1967 von einem Polizisten erschossen.

In vielen Städten Europas demonstrierten junge Menschen. Sie zogen auf die Straße, um ihre Meinung zu verkünden und auf die Missstände und die "ungleichen Verhältnisse" aufmerksam zu machen. Die Proteste der Studenten wurden von vielen Politikern leichtfertig abgetan - und der Staat ging zum Teil mit harten Polizeieinsätzen gegen die demonstrierenden Studenten vor. Protestaktionen wurden gewaltsam beendet, einige junge Demonstranten wurden von der Polizei auch tätlich angegriffen und verhaftet.

Zeitungen wie das konservative Boulevard-Blatt "Bild" hetzten massiv gegen die Vertreter der 68er-Bewegung und bezeichnete sie öffentlich als "Politgammler" und "Krawallköpfe", gegen die man "gewaltsam" vorgehen müsse. Man verurteilte alle Anhänger der Studentenvereinigungen, radikal und gewaltbereit zu sein und forderte die Bevölkerung dazu auf, die "Störenfriede" zu bekämpfen.

Der vorerst traurigste Höhepunkt des Konfliktes zwischen Staat und rebellierender Jugend war der Tod des Studenten Benno Ohnesorg. Der 26-Jährige bekannte sich ausdrücklich zur friedlichen Auseinandersetzung und nahm am 2. Juni 1967 in Berlin zum ersten Mal an einer Demonstration teil. Am Rande der Versammlung geriet er in ein Handgemenge mit der Polizei. Aus der Dienstwaffe eines Polizisten löste sich ein Schuss, der für Benno Ohnesorg tödlich war. Vor Gericht beteuerte der Polizist später, der Schuss habe sich versehentlich gelöst und wurde frei gesprochen. Die Bild-Zeitung verdrehte die Fakten, spielte den Tod Ohnesorgs herunter und beschuldigte hingegen die "gewaltbereiten" und "militanten" Studenten, für jegliche Ausschreitungen verantwortlich zu sein, bei denen es eben auch einen Toten gegeben habe.

Abspaltung gewaltbereiter Terror-Gruppierungen

Das Zeichen der Terror- organisation "Rote Armee Fraktion". (Quelle: Wikipedia)

Für die Studentenbewegung, unter ihnen die zukünftigen RAF-Terroristen, saß der Schock tief. "Der Staat hat auf uns alle geschossen" war ein prägender Satz, der von nun an durch die Studentenvereinigungen ging. In der "linken Szene" spalteten sich von den mehrheitlich friedlichen Protestlern extreme Gruppierungen ab, die ihren überzeugten Kampf mit allen verfügbaren Mitteln führen wollten. Die radikale, gewaltbereite Einstellung der RAF-Mitglieder fand hier ihren Nährboden.

Die Mitglieder der "Roten Armee Fraktion" verübten von der Zeit der Gründung 1970 bis ins Jahr 1993 zahlreiche Anschläge und Entführungen in Deutschland sowie auch im Ausland. Vor allem in den siebziger Jahren richteten sich die Terrorattacken der RAF immer wieder gegen bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. 34 Menschen fielen den schlimmen Gewalttaten der RAF zum Opfer, auf Seiten der "Roten Armee Fraktion" starben 20 Mitglieder.

Wenn du mehr über die Geschichte der RAF erfahren möchtest, dann klicke auf den Pfeil rechts unten, um zum dritten Teil unseres Artikels, "Chronik des RAF-Terrors", zu gelangen.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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