Volksaufstand in Birma: Militärs greifen Demonstranten an

Tausende Mönche protestieren friedlich gegen die Diktatur

von Britta Pawlak - 27.09.2007

Seit Tagen ziehen buddhistische Mönche in den Städten Rangun, Mandalay, Pakokku und Sittwe auf die Straßen, um für die Menschen in Myanmar zu protestieren. In diesem asiatischen Land (auch Burma oder Birma genannt) herrscht ein strenges Militärregime. Es gibt keine Meinungs- und Pressefreiheit, und viele Menschen leben in großer Armut. Die Schar der Demonstranten wächst: Immer mehr Völker schließen sich den Mönchen an. In einigen Städten kam es zu einem Aufmarsch von über 10.000 Menschen. Die Militärs gehen gewaltsam gegen die friedlichen Demonstranten vor. Es gab viele Verletzte, neun Menschen sollen bisher sogar getötet worden sein.

Tausende buddhistische Mönche zogen in Myanmar auf die Straßen, um friedlich für die Freiheit ihres Landes zu kämpfen. (Quelle: Claus Bünnagel)

Den Namen Myanmar trägt das Land erst seit 1989, davor hieß es offiziell Burma oder Birma. Den neuen Namen bestimmte die Militärjunta, die schon seit 45 Jahren eine Diktatur im Land führt ("junta" heißt auf Spanisch "Versammlung" oder "Rat" und wird auch als Begriff für eine Militärregierung verwendet). In vielen Staaten ist heute noch der frühere Name "Burma" oder "Birma" gebräuchlich.

Myanmar ist fast doppelt so groß wie Deutschland und liegt in Südostasien. Es grenzt an die Länder Indien, Laos, China, Thailand, Bangladesch und den Indischen Ozean. Dort leben viele verschiedene Völker, die meisten von ihnen gehören dem Buddhismus an. Die Briten, damalige Kolonialmacht Birmas, entließen das Land 1948 in die Unabhängigkeit. Wie auch in anderen Ländern, die "entkolonialisiert" wurden, brachen anschließend Kämpfe aus. Völker, die lange Zeit unterdrückt und fremdbestimmt wurden, sind sich nicht einig über die Politik oder die Machtverteilung im Land.

Leben in Armut und Unterdrückung

Die meisten Menschen in Birma sind Buddhisten. Während das Militärregime Macht und Gelder mehrt, lebt die Bevölkerung in großer Armut. Dabei ist das Land reich an Bodenschätzen. (Quelle: Stefan Grünig)

So herrschte auch in Birma in den ersten Jahren der Unabhängigkeit ein Kampf um Macht und Positionen. 1962 übernahm dann das Militär die staatliche Führung. Statt für Frieden und Sicherheit zu sorgen, schuf es im Land eine schlimme Zwangsherrschaft. Es konnte sich keine Demokratie mit freien Wahlen entwickeln, bei der die Menschen geschützt werden. Die Militärjunta geht gegen Kritiker der Regierung hart vor und regiert im Eigeninteresse: Sie will Macht, Einfluss und Kontrolle behalten - notfalls gewaltsam.

Das Militärregime baute seine Diktatur immer weiter aus - zum Beispiel verstaatlichte es alle wirtschaftlichen Unternehmen. Das bedeutet, Besitzer von Firmen werden einfach enteignet, die Unternehmen sind von nun an Staatseigentum - und gehören somit den Militärs. Das Regime mehrt Macht und Reichtümer, während die Armut innerhalb der Bevölkerung wächst. Myanmar gehört mittlerweile sogar zu den ärmsten Ländern überhaupt. Dabei ist das Land sehr reich an wertvollen Bodenschätzen - wie Erdgas, Edelsteinen und Silber.

Hausarrest für engagierte Politiker

1990 gewann die demokratische Partei NLD die Wahlen in Birma. Das Ergebnis wurde aber nicht anerkannt. Die einstige Parteivorsitzende Aung San Suu Kyi (Bild) steht nun schon seit 18 Jahren unter Hausarrest. (Quelle: Wikipedia (U.S. Department of State))

Versammlungen und Demonstrationen jeglicher Art sind in Birma verboten. 1988 kam es zu Unruhen, die mehrere Monate andauerten. Die Regierung schlug die Proteste gewaltsam nieder, und tausende Menschen starben. 1990 war es endlich soweit. Eine demokratische Wahl sollte den Menschen das Recht auf Mitbestimmung gewährleisten. Die Wahl fiel zu Ungunsten des Militärs aus, Sieger war die Partei NLD ("Nationale Liga für Demokratie").

Das Militär erklärte die Wahl allerdings für "ungültig" und setzte sich selbst wieder als Regierungsmacht ein. Daraufhin gingen Studenten auf die Straße, um gegen das Vorgehen der Militärs zu protestieren. Wieder ging der Staat brutal gegen die Demonstranten vor. Die Partei NLD, die großen Zuspruch aus der Bevölkerung fand, wurde verboten und vom Militär offiziell aufgelöst.

Die Demonstranten fordern auch die Freilassung politischer Gefangener. Viele Menschen in Myanmar werden festgehalten, weil sie Staatskritiker sind oder mittlerweile verbotenen Parteien angehörten. Die einst verbotene Partei NLD ist wieder aktiv, viele Mitglieder werden dennoch verhaftet. Die Politikerin Aung San Suu Kyi, die bei der Gründung der NLD 1988 Parteivorsitzende war, wurde ein Jahr später unter Hausarrest gestellt - nun sind es bereits 18 Jahre. Für ihren außergewöhnlichen Einsatz für die Demokratie im Land bekam sie 1991 sogar den Friedensnobelpreis verliehen. Ihre Söhne nahmen ihn für sie entgegen. Ab dem Jahr 1995 durfte ihr Ehemann sie nicht einmal mehr besuchen, 1999 verstarb er überraschend.

"Menschenrechte sind für alle da"

Die Menschen im Land hoffen, dass die schlimme Zwangsherrschaft endlich beendet wird. Bild: Kinder in Myanmar (Quelle: Stefan Grünig )

Die derzeitigen Proteste in Myanmar sind die größten seit 1988. Die Mönche riefen über Megaphone: "Wir marschieren für das Volk". Auf den Transparenten steht geschrieben: "Dies ist eine friedliche Massenbewegung." Trotzdem wird mit scharfer Munition seitens des Militärs in die Menge geschossen. Mittlerweile wurden fünf buddhistische Klöster zu Sperrzonen erklärt, die Mönche wurden eingesperrt.

Die Bevölkerung sieht die Proteste als Chance, die Militärdiktatur endlich zu beenden. Einige riskieren dafür sogar ihr Leben. Viele Menschen auf der Welt verlangen, dass die Vereinten Nationen endlich aktiv werden, das Blutvergießen in Birma offiziell verurteilen und dagegen vorgehen. 2005 hatte sich der Weltsicherheitsrat schon einmal eingeschaltet, um für die Rechte der Menschen und die Freilassung politischer Gefangener dort zu kämpfen.

Im Januar 2007 wurde das Vorhaben durch Russland und China abgelehnt. Die Volksrepublik China hat enge wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Birma. Diese will die chinesische Regierung nicht aufs Spiel setzen, andererseits aber auch nicht ihr Ansehen in der Weltöffentlichkeit gefährden. Der deutsche Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: "Ich bin besorgt, dass es bei eindeutigen Menschenrechtsverletzungen, die es in Birma gegeben hat, zu keinem Beschluss mit klaren Verurteilungen und Strafmaßnahmen gekommen ist".














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letzte Aktualisierung: 30.11.2009

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