Pisa: Mäßiges Abschneiden deutscher Schüler - was sind die Gründe?

von Christin Schmidt, 19 Jahre

Liebe Leserinnen und Leser von Helles Köpfchen!

(Quelle: Christin Schmidt)

Mein Name ist Christin Schmidt und ich bin 19 Jahre alt. Ich studiere an der FernUniversität Hagen im ersten Semester Kulturwissenschaften. In meiner Freizeit lese ich gerne mal einen guten Roman oder treffe mich mit meinen Freunden. In meinem Beitrag geht es um das Thema "Pisa-Studie": Wo liegen die Ursachen für das mäßige Abschneiden der deutschen Schüler und Schülerinnen? Wie könnte der Unterricht verbessert werden? Wenn euch mein Artikel gefällt, könnt ihr gerne eine Bewertung abgeben. Und jetzt viel Spaß mit meinem Beitrag!

Viele Grüße, eure Christin


Was sind die Ursachen für das mäßige Abschneiden der deutschen Schüler und Schülerinnen bei der Pisa-Studie? (Quelle: Helles Köpfchen)

Es gibt keinen Schüler, der nicht etwas mit dem Begriff "Pisa" anfangen könnte. Seit 2001 werden von der OECD - das ist die "Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung" - regelmäßig 15- und 16-jährige Schüler und Schülerinnen in ihren schulischen Leistungen getestet.

Ursprünglich war das eine von den USA angeleitete Idee, um starke Defizite und Wissenslücken in ihrem Land zu erkennen und beseitigen zu können. Heute ist Pisa vor allem ein Instrument, mit dem man nationale Bildungssysteme vergleichen kann. 2001 musste Deutschland feststellen, dass Schüler entgegen der guten Erwartungen mehr als dürftig abgeschnitten haben. Nun wurde heftig diskutiert und viele kluge Köpfe fingen an zu rauchen bei der Frage: Warum?

Waren deutsche Schüler und Schülerinnen einfach nur "zu dumm"? Lag es an dem Schulsystem, vor allem der Aufteilung in Sonder-/ Förderschulen, Hauptschule, Realschule und Gymnasium? Oder gibt es noch andere Gründe? Ganze Bücher erörtern diese Fragen nach den Hintergründen der schlechten Pisa-Ergebnisse. In einem von mir gefundenen Buch werden Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Familie angeben. Weiter spielt es eine Rolle, ob der Schüler aus einer Einwanderungsfamilie stammt oder ob man eine staatliche oder private Schule besucht.

Zu wenig Geld für die Bildung

Regelmäßig werden 15- und 16-jährige Schüler aus verschiedenen Ländern von der OECD auf ihre schulischen Leistungen getestet. (Quelle: stock.xchng (isaj))

Alles schön und gut, wird sich jetzt wahrscheinlich jeder schulbesuchende Leser denken, und was ist mit den Lehrern? Könnten sie nicht auch "Faktoren" sein für das schlechte Abschneiden? Oder die Sparmaßnahmen der Bildungspolitik? Wenden wir uns zunächst einmal Letzterem zu. Vielleicht werden einige von euch folgende Situation in ähnlicher Weise schon miterlebt haben: Lehrer und Lehrerinnen müssen regelrecht um neue Bücher betteln, doch die Mittel vom Staat sind begrenzt - und die Bücher werden immer älter.

Also, erster Faktor aus meiner Sicht: Die Politiker investieren zu wenig in die Jugend. Schon seit Jahren wird an unserer Bildung gespart und nun will die Politik gleich ein ganz neues Schulsystem aufbauen - wenn sich die Politiker mal einigen könnten, welches nun das richtige ist. Und das, obwohl sie ansonsten nicht in der Lage sind, die einfachsten Mittel den Schulen zur Verfügung zu stellen? Es braucht doch nicht gleich eine ganz neue Schulform zu sein. Würde man den Schulen die nötigen finanziellen Mittel zukommen lassen, wären den Lehrern nicht andauernd die Hände gebunden und sie könnten den Unterricht besser gestalten.

Lehrer müssen mehr können, als nur den Stoff beherrschen...

Lehrer müssen den Unterrichtsstoff nicht nur beherrschen, sie sollten auch die Fähigkeit besitzen, ihn gut zu vermitteln. (Quelle: stock.xchng (minasi))

Nun gut, gehen wir jetzt einmal davon aus, dass wir alle erdenklichen Schulmittel haben und in den schönsten Klassenräumen sitzen, mit gemütlichen Stühlen, damit man sich lange konzentrieren kann. Aber diese Schüler schneiden auch schlecht beim Pisa-Test ab. Warum? Die klugen Köpfe bräuchten jetzt bestimmt einige Monate, um diese schwierige Frage zu beantworten. Doch würde man manchmal auf uns Schüler hören, hätte man die Antwort schon in diesem Augenblick: "Der Lehrer kann einfach nicht erklären", oder: "Der Unterricht ist so langweilig..."

Solche und ähnliche Sätze lassen sich jetzt endlos weiterführen, aber jeder weiß, worauf ich hinaus möchte. Es wäre nicht fair und auch nicht ausreichend, die Faktoren und Hintergründe nur bei den Schüler und Schülerinnen zu suchen. Meine Schulzeit hat mir eines deutlich gezeigt: Noten und vor allem Leistungen und Motivation im Unterricht sind sehr stark vom Lehrer abhängig. Ich möchte an dieser Stelle auf keinen Fall den Beruf des Lehrers schlecht machen oder jene als faul bezeichnen. Ganz im Gegenteil: man sollte Hochachtung vor Menschen haben, die die Verantwortung dafür haben, dass die Kinder und Jugendlichen etwas lernen. Genau hier liegt aber das Problem. Nicht jeder, der Lehrer geworden ist, scheint dazu fähig zu sein.

Fazit: Die Probleme liegen nicht nur bei den Schülern

Schüler allein können nicht für das Pisa-Ergebnis verantwortlich sein. Auch die Unterrichts- gestaltung der Lehrer spielt eine Rolle - und vor allem die Politik, die in der Macht steht, gute Voraussetzungen zu schaffen. (Quelle: stock.xchng (lusi))

Vielen fehlen menschliche und pädagogische Fähigkeiten, um mit den jungen Menschen, die vor ihnen sitzen, umzugehen. Auch bemerkt man oftmals die Lustlosigkeit mancher langjähriger Pädagogen, mit der sie ihren Unterricht "abspulen". Eine solche Lustlosigkeit und Unzufriedenheit färbt natürlich auch auf die Schüler ab, das führt zu weiterer Unruhe in der Klasse und der Lehrer fühlt sich noch gestresster - scheinbar ein ewiger Teufelskreis.

Die Ursachen liegen teilweise schon im Studium zum Lehrer. Viele sehen den Lehrberuf nur als Ausweichmöglichkeit, weil sie keinen anderen Platz bekommen haben. Sie vergessen oder ignorieren dabei völlig, welche Verantwortung sie nach Beendigung des Studiums für die Schüler übernehmen müssen. Gerade bei dem Beruf des Lehrers ist darauf zu achten, dass die Studenten auch menschliche Fähigkeiten mitbringen. Ich habe schon viele Referendare im Unterricht erlebt, die für diesen Beruf viel zu unsicher und schüchtern waren. Dass diese Eigenschaften nicht günstig sind, muss wohl jedem einleuchten, denn Kinder können manchmal wirklich gemein werden. Sie können nämlich Angst und Unsicherheit förmlich riechen - und wer würde einen ruhigen Unterricht vorziehen, wenn man die Möglichkeit hat, dem Lehrer auf der Nase herumzutanzen?

Mein persönliches Fazit aus den Pisa-Tests: Schüler allein können nicht für das Ergebnis verantwortlich sein - schließlich muss der Lehrer vor ihnen fähig genug sein, ihnen etwas beizubringen. Es ist also wichtig, bei der Ausbildung der Lehrer auf diese Fähigkeiten zu achten, beziehungsweise diese beizubringen. Noch wichtiger scheint mir aber die Rolle der Politiker, die in der Macht stehen, den Lehrern auch die Möglichkeiten zu bieten, vernünftigen Unterricht zu gestalten.

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letzte Aktualisierung: 01.12.2009

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