Hilfe bei Schulstress und Prüfungsangst

Teil 1

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von Andreas Fischer

Viele Kinder und Jugendliche haben Probleme in der Schule: Sie fühlen sich überfordert, unter Druck gesetzt oder haben Angst vor schlechten Noten. Besonders schlimm ist es für viele, ein Jahr wiederholen zu müssen. Nicht selten haben die Schüler das Gefühl, "versagt" zu haben. Auch die Reaktion der Eltern wird oft gefürchtet. Schlechte Noten nach Hause zu bringen oder sitzen zu bleiben ist aber noch längst kein Weltuntergang. Panik und starker Leistungsdruck sind kein guter Ansporn - im Gegenteil. Manche Schüler belastet der Schulstress so sehr, dass sie körperliche und seelische Probleme bekommen. Was tun bei Schwierigkeiten in der Schule? Wie kannst du besser lernen?


Schulstress und Zeugnis-Angst? Viele junge Menschen belasten schlechte Noten im Zeugnis. Einige haben große Angst, ihren Eltern zu sagen, dass sie nicht versetzt wurden. (Quelle: stock.xchng )

Viele Schüler bangen jedes Jahr in der Endphase vor der Zeugnisausgabe um ihre Benotung - oder auch um ihre Versetzung. Sitzen zu bleiben ist für die meisten ein schlimmes Ereignis: Zum einen müssen sie die vertraute Klassengemeinschaft verlassen und können nicht mehr zusammen mit ihren Freunden zur Schule gehen. Zum anderen sind sie oft von Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen geplagt - fühlen sich gar als "Versager", weil sie die Leistungsanforderungen nicht erfüllt haben.

Sie haben Angst, dass sie von anderen für "weniger intelligent" gehalten werden könnten - und viele fürchten auch die Reaktionen ihrer Eltern. Oft haben die Eltern Verständnis dafür, dass in der Schule nicht immer alles "rund läuft" und unterstützen ihre Kinder, wenn es Schwierigkeiten gibt. Manchmal werden Schüler von ihren Eltern aber auch stark unter Druck gesetzt und ihnen drohen ernste Auseinandersetzungen oder Bestrafungen, wenn sie mit schlechten Noten nach Hause kommen - oder die Versetzung nicht geschafft haben.

Angst und Leistungsdruck sind kein Ansporn

Eine Nicht-Versetzung ist für viele Schüler eine Katastrophe. Sie sind nicht selten von Selbstzweifeln geplagt und haben Angst, ihre Freunde zu verlieren. (Quelle: Helles Köpfchen)

Es ist entscheidend, dass Kinder in der Familie die nötige Unterstützung erhalten und auch motiviert werden - vor allem dann, wenn es Probleme gibt. Kritisch ist es, wenn Erwachsene die Schüler einzig mit hohem Druck und Zwang zu besseren Leistungen und Erfolg anspornen wollen. Kinder und Jugendliche müssen das Gefühl haben, dass sie auch Fehler machen und Schwächen haben dürfen - und dass sie dann Hilfe bekommen, anstatt bestraft zu werden.

Wichtig ist, dass du deinen Eltern schlechte schulische Leistungen nicht verschweigst, sondern darüber redest. Erkläre ihnen, wo deine Probleme liegen. Vielleicht können sie dir helfen, oder ihr überlegt gemeinsam, was zu tun ist. Du darfst auf keinen Fall den Mut verlieren oder gar aufgeben, sondern solltest dich mit deinen Schwierigkeiten auseinandersetzen. Viele überforderte Schüler verlieren mehr und mehr die Lust und lernen in ihren "Problem-Fächern" irgendwann überhaupt nichts mehr. Die Folge ist, dass sie völlig den Anschluss verlieren.

Fühlst du dich von deinen Eltern stark unter Druck gesetzt, kommst du mit bestimmten Lehrern überhaupt nicht klar oder hast du sonstige Schulprobleme und weißt einfach nicht mehr weiter? Dann solltest du Hilfe suchen und mit jemandem darüber sprechen. Wenn es keine Person deines Vertrauens in deiner Familie oder dem Bekanntenkreis gibt, kannst du dich auch an Beratungsstellen wenden. Unten im Beitrag findest du hilfreiche Links und Nummern für eine telefonische Beratung.

Sollte Sitzenbleiben abgeschafft werden?

Sollte Sitzenbleiben ganz abgeschafft werden? Die einen sagen, es solle viel mehr mit Förderung gearbeitet werden, die anderen halten ein gewisses Maß an Druck und Disziplin für entscheidend. (Quelle: stock.xchng )

Auf jeden Fall ist es keine Katastrophe, wenn du mal schlechte Noten hast, und auch eine Nicht-Versetzung ist noch lange kein Weltuntergang. Du wärst schließlich nicht der oder die Erste. Selbst berühmte Persönlichkeiten hatten Schwierigkeiten in der Schule. Der Schriftsteller Thomas Mann zum Beispiel musste eine Stufe wiederholen. Albert Einstein war zwar ein recht guter Schüler, hatte aber so große Probleme mit strengen Lehrern, dass er die Schule im Alter von 15 Jahren ohne Abschluss verließ. Erst Jahre später setzte er seine Schullaufbahn in der Schweiz fort und bestand die Matura-Prüfung (entspricht dem deutschen Abitur).

Es gibt viele Kritiker, die das Schul- und Benotungssystem in Frage stellen und der Meinung sind, dass die Schüler dadurch eher gestresst und gehemmt werden, anstatt ihre individuellen Begabungen richtig entfalten zu können. Einige junge Menschen empfinden den Leistungsdruck als so groß, dass sie körperliche und seelische Probleme bekommen. Manche haben sogar täglich Angst davor, in die Schule zu gehen. Sie ziehen sich zurück, werden aggressiv oder depressiv.

Es gibt viele Debatten darüber, ob unser Schulsystem nicht völlig anders aufgebaut sein sollte. Einige sind dafür, das Sitzenbleiben abzuschaffen. Es solle viel mehr mit Förderung und Motivation gearbeitet werden, als mit Benotung, Bestrafung und Leistungsdruck. Andere hingegen sagen, dass eine gewisse Form von Druck und Disziplin wichtig sei, um Schüler zu fordern. Aus freien Stücken würden die meisten schließlich nicht wirklich lernen und Leistungen erbringen.

Klicke auf den Weiter-Pfeil rechts unten, um zum zweiten Teil "Fördern statt fordern - Vorbild finnisches Schulsystem" zu gelangen. Im dritten Teil unserer Reihe listen wir die wichtigsten Lern-Tipps für dich auf.

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letzte Aktualisierung: 19.08.2010

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