Lexikon: "Ethnische Säuberung"

von Britta Pawlak

Als eine der größten "ethnischen Säuberungen" gilt die gewaltsame Vertreibung verschiedener afrikanischer Stämme während des Darfur-Konflikts im Westen des Sudan seit 2003. Bild: Eine vertriebene Frau mit ihrem Kind in Nord-Dafur (Quelle: USAID/ Creative Commons)

Der Begriff der "ethnischen Säuberung" bezeichnet den gewaltsamen Versuch, bestimmte ethnische (demselben Volk oder der gleichen Kultur angehörige Menschen) oder religiöse Gruppen aus einem Gebiet zu "entfernen" - bei der umstrittenen Bezeichnung entsteht der Eindruck, es handle sich um eine "Reinigung" des Landes oder Gebietes. Dabei bezeichnet der Begriff ein grausames Vorgehen, bei welchem die Menschen brutal vertrieben, umgesiedelt, verschleppt und in vielen Fällen sogar ermordet werden.

Häufig kommt es während eines Krieges und auch in Ländern mit Diktaturen zu so genannten "ethnischen Säuberungen". Menschen, die eine andere politische Meinung vertreten, einen anderen Glauben haben oder sich allein durch ihr Äußeres unterscheiden, werden verfolgt und vertrieben. Der Begriff der ethnischen Säuberung wurde 1992 erstmals verwendet, um die Geschehnisse im Jugoslawienkrieg zu beschreiben und wird seitdem für ähnliche Vorfälle gebraucht. Ursprünglich wurde der Begriff von den Serben verwendet, die damit den Umgang der Albaner gegenüber den Serben im Kosovo meinten.

Solche "ethnischen Säuberungen" gibt es leider schon, so lange die Menschheit existiert. So wurden zum Beispiel die Morisken (zum Christentum konvertierte Mauren) zwischen 1570 und 1611 aus Andalusien umgesiedelt oder nach Marokko ausgewiesen, da sie eigentlich dem muslimischen Gauben angehörten. In den 1990er Jahren wurde in Ruanda diese Art von "Säuberung" durchgeführt, um die Tutsis (eine Volksgruppe) zu vertreiben. Mehr als 500.000 Menschen fielen den Grausamkeiten dabei zum Opfer.

Auch in Deutschland gab es solche brutalen "Säuberungsaktionen". Im 20. Jahrhundert setzten sich die Nationalsozialisten zum Ziel, Deutschland systematisch von Menschen zu "befreiten", die sie als "minderwertig" ansahen. Dies betraf vor allem jüdische Familien, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende, Homosexuelle und behinderte Menschen. Millionen von Menschen wurden deshalb grausam verfolgt und kaltblütig ermordet. Man kann den Begriff der "ethnischen Säuberung" aber nicht mit dem des Völkermordes gleichsetzen, da sie nicht zwangsweise die Tötung von Gruppen bezeichnet, sondern auch deren gewaltsame Vertreibung.

Mit dem Begriff verbindet man, dass die Menschen, die vertrieben werden sollen, "unrein" oder "Schmutz" seien, von dem man sich befreien müsse. Daher werden die Gruppen, die vertrieben werden sollen, auch immer menschenunwürdig behandelt. Um eine Gruppe von Menschen dazu zu bewegen, umzusiedeln, werden im schlimmsten Falle Folter und Mord verübt, oder deren Unterkünfte und Wohnungen werden zerstört. Ethnische Säuberungen sind immer grausam und stellen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar.

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letzte Aktualisierung: 04.05.2015

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