Indianer: Die Irokesen

Demokraten mit 50 Häuptlingen

Teil 6 von 9

Bei den Irokesen hatten die Frauen in den Clans das Sagen. Und ihre Ratsversammlung war das Vorbild für die amerikanische Demokratie.


Irokesenhäuptling Logan (Quelle: Irokesenhäuptling Logan)

Die Irokesen lebten im Waldland im Osten der Großen Seen und am St.-Lorenz-Strom vom heutigen Staat New York bis nach Kanada. Du kennst bestimmt den typischen Haarschnitt der Irokesen-Männer, den heute vor allem Punker tragen. Doch mit denen haben die Indianer nichts gemein.

Im 16. Jahrhundert schlossen sich fünf Indianerstämmen (Mohawk, Onondaga, Cayuga, Oneida und Seneca) zu einem Bund zusammen. Um 1720 kam noch der eingewandeterte Stamm der Tuscarora dazu. Es entstand der "Bund der sechs Nationen" (auf Englisch „League of Six Nations“ oder einfach „Six Nations“). Die Stämme halfen sich in Notzeiten oder im Krieg und handelten untereinander mit Waren.

Dabei waren die Frauen für die Häuser und die Landwirtschaft zuständig, während die Männer der Jagd und anderen Aufgaben nachgingen, die ein Verlassen des Clanlandes erforderlich machten. Die Irokesen lebten vor allem als Bauern, Handwerker und Händler, aber auch gefürchtete Krieger. Sie bauten Mais, Kürbisse, Bohnen und Tabak, später auch Äpfel und Pfirsiche an. Sie waren bekannt für ihre Töpferwaren und für ihre Flechtarbeiten aus Maisstroh. Sie benutzten Muschelgeld als Währung beim Warenaustausch, das sie Wampum nannten.

Jedes Irokesendorf bestand aus bis zu hundert, mit Rinde verkleideten Langhäusern. Entlang der Innenwände lebten die Familien eines Familienclans in halb-privaten Abteilungen. Im Zentrum der Langhäuser fanden regelmäßig Versammlungen statt.

Eine frühe Demokratie mit mächtigen Frauen

Bei den Irokesen gab es schon seit der Gründung des Bundes eine Demokratie. Interessant ist, dass jeder Familienclan traditionell von einer Clanmutter angeführt wurde. Für die große Ratsversammlung wählte jeder Clan einen Vertreter aus seinen Reihen, der für ihn in Versammlungen sprechen sollte. Die anderen Clansprecher in der Versammlung mussten einem neuen Clansprecher aber noch bestätigen. Wenn ein Mitglied des "Regierungsrates" sich etwas zu Schulden kommen ließ, dann durften ihn die Frauen seines Clans offiziell absetzen und einen Nachfolger wählen. Die Konföderation selbst hatte kein Oberhaupt; Beschlüsse wurden vom Rat der Konföderation in der Regel in einstimmiger Wahl gefasst.

Der Rat der Irokesenliga, bestehend aus 50 Häuptlingen, war das Vorbild des amerikanischen Regierungssystemes.

Erfolgreiche Kriegstaktik

Als die Europäer in Amerika landeten, trafen sie sehr schnell auf die Irokesen. Dadurch gelangten die Irokesen auch schnell an Feuerwaffen (Gewehre) und besiegten in Kriegen viele andere Indianerstämme. Bis zum Jahr 1720 herrschten 25.000 Irokesen in einem riesigen Gebiet vom Atlantik bis zum Mississippi und vom Sankt-Lorenz-Strom bis zum Tennessee River.

Gegenüber den weißen Einwanderern verhielten sich die Irokesen neutral. Ihnen war es recht, dass die Franzosen und Engländer sich um die Macht in den neuen Kolonien stritten und dabei gegenseitig bekämpften. Die Irokesen sorgten an der kanadischen Grenze für ein Gleichgewicht der Kräfte. Sie besetzten nahezu zweihundert Jahre lang die Verbindungsstraße zwischen der Ostküste und den großen Seen. Dabei verhinderten sie, dass Franzosen, Holländer oder Engländer sich hier dauerhaft ansiedeln konnten.

Als dann der US-amerikanische Unabhängigkeitskrieg ausbrach, waren sich die Irokesen nicht mehr einig und kämpften auf beiden Seiten. Die Oneida und Tuscarora unterstützten die siegreichen Amerikaner. Die Mohawk, Onondaga, Cayuga und Seneca hatten mit den Briten auf den falschen Verbündeten gesetzt und kapitulierten nach einem blutigen Rachefeldzug von US-Fußtruppen im Jahr 1779.

Das Ende des Irokesenbundes

1784 schlossen die Irokesen einen Friedensvertrag mit den USA und lösten ihren Bund offiziell auf. Sie zogen sich friedlich in Reservate zurück. Die Onondaga, Seneca und Tuscarora blieben in New York, während die Mohawk und Cayuga nach Kanada gingen. Die Oneida ließen sich in Wisconsin nieder. Dort lebten sie weiter als Bauern und Handwerker.

Von den heute etwa 60.000 Irokesen sprechen noch etwa 12.000 eine der Irokesischen Sprachen.

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letzte Aktualisierung: 02.02.2010

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