Die Osterinsel

Vergessene Weltwunder - Teil 3

Teil 4 von 11

(Quelle: Wikipedia)

Auf einer einsamen Insel mitten im Pazifik stehen rätselhafte, riesige Steinfiguren. Diese Moais wurden vor 600 Jahren aufgestellt - und niemand weiß heute mehr, warum.


Moais am Ahu Tongariki. (Quelle: Wikipedia, GNU-FDL)

Die Osterinsel liegt etwa 3.600 Kilometer westlich der Küste Chiles und 2.250 Kilometer entfernt von der nächsten bewohnten Insel im Pazifischen Ozean. Sie ist eine der einsamsten Gegenden unserer Erde. Um 350 nach Christus verschlug es erstmals Menschen auf das felsige Eiland.

Es waren Polynesier, die sich mit einfachen Segelbooten auf die Suche nach einer neuen Heimat gemacht hatten. Für die nächsten 1.300 Jahre lebten sie völlig abgeschnitten von der Außenwelt auf ihrer Insel "Rapa Nui", was soviel heißt wie "großer Stein". Die 20.000 Insulaner entwickelten eine ganz eigene Kultur, die uns heute viele Rätsel aufgibt.

Rätselhafte Moais

Rings um die Insel stehen am Rande der Steilküste über 600 riesige Steinfiguren, die so genannten Moais. Die meisten sehen sich zum verwechseln ähnlich: Sie haben einen riesigen, lang gezogenen Kopf mit scharfkantigem Kinn, tiefe Augenhöhlen und sehr lange Ohren.

Es muss sehr viel Mühe gemacht haben, die zwischen sechs und 21 Meter hohen Figuren mit einfachen Werkzeugen aus dem Tuffstein des Insel-Vulkans zu meißeln und dann zum mehrere Kilometer entfernten Inselrand zu transportieren. Mit dem Rücken zum Meer wurden sie dann auf Sockel gehievt und aufgestellt.

Wettkampf um die mächtigste Statue

Die Moais schauen auf die weiten des Stillen Ozeans. (Quelle: Wikipedia)

Die Moais entstanden wahrscheinlich 1400 nach Christus. Doch warum wurden sie gebaut? Und warum wurden sie von den Inselbewohnern umgestürzt? Es gibt nur Vermutungen. Einige Wissenschaftler glauben, dass die Statuen die Bewohner der Insel beschützen sollten.

Dabei gab es einen Wettkampf der verschiedenen Stämme der Inselbewohner um die mächtigste Statue. Die Herstellung und Aufstellung verbrauchte aber immer mehr Holz - bis es schließlich keinen einzigen Baum mehr auf der ganzen Insel gab. Selbst heute gibt es keine wilden Bäume auf der Insel.

Ohne Holz konnten die Inselbewohner aber auch keine Schiffe mehr bauen, mit denen sie fischen gehen konnten. Eine schlimme Hungersnot brach aus. Da die Menschen so verzweifelt waren und glaubten, die Geister hätten sie verlassen, stürzten sie die Statuen um. Andere Moais blieben unfertig einfach liegen und gerieten in Vergessenheit.

Mutige Vogelmänner

Moai in Hanga Roa, mit dem chilenischen Armeeschiff Buque Escuela Esmeralda im Hintergrund. (Quelle: Wikipedia (Armee von Chile))

Auf Rapa Nui gibt es eine 300 Meter hohe, sehr steil abfallende Klippe und davor eine kleine Insel, auf der Fregattvögel brüten. Dort hat man in den Stein gehauene Abbildungen von Vogelmännern gefunden - halb Mensch, halb Fregattvogel. Einige Wissenschaftler haben versucht, die Geschichte der Vogelmänner nachzuvollziehen. Sie meinen, dass 1500 nach Christus die Krieger in den Eingeborenenstämmen immer mehr Macht bekamen.

Jedes Jahr suchten sie in einem Wettkampf den mutigsten Krieger aller Stämme, der sie dann für ein Jahr anführte. Im Frühjahr mussten junge Männer eines jeden Stammes die Klippen hinabsteigen und dann zur kleinen Insel schwimmen. Wer als erster ein Ei der Schwarzen Seeschwalbe fand und es heil zurück brachte, war Sieger des Wettkampfs - und damit der höchste Krieger aller Stämme. Ein Film von Regisseur Kevin Costner erzählt die spannende Geschichte der Vogelmänner Rapa Nuis. Ob sich alles aber auch wirklich so zugetragen hat, lässt sich jedoch nicht beweisen.

Die Eroberung der Osterinsel

Nach vielen Jahrhunderten, in denen die Inselbewohner wahrscheinlich dachten, sie seien die einzigen Bewohner der Erde und lebten am Nabel der Welt, verirrten sich holländische Seefahrer auf die Insel.

Am Ostersonntag des Jahres 1722 landete der niederländische Admiral Jakob Roggeveen an der Steilküste. Er wurde von "nackten Wilden", wie er in sein Tagebuch schrieb, freundlich begrüßt. In den folgenden Jahren überfielen angeblich "zivilisierte" Europäer immer wieder die Osterinsel.

Sie jagten die Eingeborenen, entführten sie und verkauften sie als Sklaven. Außerdem brachten die Eroberer fremde Krankheiten mit, denen viele Eingeborene zum Opfer fielen. Im Jahr 1870 waren von den einst 20.000 Insulanern nicht einmal mehr 200 übrig.

Sklaven der Schäfer

(Quelle: Wikipedia)

Im Jahr 1888 wurde die Osterinsel dann von Chile in Besitz genommen. Die Chilenen verpachteten die Grundstücke auf der Insel an Schafzüchter. Die Eingeborenen wurden von den neuen Herren als Leibeigene im eigenen Land gehalten. Sie mussten für die Schäfer arbeiten und lebten hinter Stacheldrahtzäunen. Erst 1965 erhielten sie chilenische Ausweise und Bürgerrechte.

Momentan leben knapp 3.000 Einwohner auf der Osterinsel. Die meisten wohnen in Dörfern im Westen der Insel. Jobs finden sie vor allem im Tourismus-Sektor, auch wenn der Inselflughafen nur selten angeflogen wird. Speziell für die ausländischen Urlauber wurden in den 1950er Jahren auch einige der Moais wieder aufgerichtet.

Kai HirschmannIm vierten Teil der Serie "Vergessene Weltwunder" erfährst du alles über Teotihuacán in Mexiko. Die Riesen müssen diese gigantische Metropole erbaut haben. Das dachten zumindest die Azteken, als sie die verlassene Stadt entdeckten und ihr den Namen Teotihuacán ("Platz der Götter") gaben. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Menschen so riesige, massive Pyramiden errichten konnten. So entstand die Legende, dass sich dort die Götter versammelt hatten, um über die Erschaffung des Menschen zu beraten.

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letzte Aktualisierung: 26.10.2009

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