Bulgarien und Rumänien gehören ab jetzt zur EU

Beitritt ist mit Ängsten und Hoffnungen verbunden

von Britta Pawlak - 01.01.2007

Zum neuen Jahr ist die Europäische Union um zwei Mitglieder reicher: Die osteuropäischen Länder Rumänien und Bulgarien sind am 1. Januar der EU beigetreten. Es gab zuvor viele Diskussionen um ihren Beitritt, nicht bei allen EU-Mitgliedern fand die Erweiterung Zustimmung. Auch in den beiden zukünftigen EU-Ländern selbst haben die Menschen eine zwiespältige Haltung zum Beitritt. Viele der Bürger hoffen aber auf ein Leben in besseren Verhältnissen.

Seit dem 1. Januar 2007 gehören Bulgarien (B) und Rumänien (R) zur Europäischen Union.

Die Europäische Union wurde damit auf 27 Mitgliedsstaaten erweitert. Der EU-Beitritt bringt viele Vorteile für die Beteiligten: Die Staaten können nun politisch enger zusammen arbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen. Ärmere Länder erhalten finanzielle Unterstützung - und reichere Länder können zum Beispiel ihre Produkte zollfrei in andere EU-Staaten transportieren.

Viele Länder waren jedoch bis zuletzt gegen den Beitritt Bulgariens und Rumäniens zur Europäischen Union. Als Gründe gegen die EU-Erweiterung zählten vor allem die gesellschaftlichen Probleme und Missstände der beiden Länder. Trotz der positiven Entwicklung Bulgariens stellen die extreme Armut, Kriminalität und Korruption (Bestechlichkeit) weiterhin ein erhebliches Problem dar. Auch der Umgang mit ethnischen Minderheiten (Volksgruppen, die in einem Gebiet in großer Unterzahl sind) ist problematisch. Vor allem Roma werden in Bulgarien gesellschaftlich benachteiligt und ausgegrenzt. Etwa 370.000 Roma leben im Land, viele von ihnen in Ghettos.

Zunächst war im Gespräch, dem Staat erst ein Jahr später - also 2008 - die EU-Mitgliedschaft zu ermöglichen. Viele Bulgaren freuten sich darüber, dass ihr Land nun doch bereits ab dem Jahr 2007 der Europäischen Union angehört. Einige sind allerdings auch in Sorge, ob sich ihre Situation tatsächlich zum Positiven verändern wird. Die Menschen fürchten vor allem einen Anstieg der Preise. Bulgarien gilt weiterhin als eines der ärmsten Länder Europas. Viele Bulgaren versorgen sich durch Viehzucht und den Anbau von Obst und Gemüse. Das Durchschnittseinkommen entspricht ungefähr einem Viertel des Durchschnitts aller Bürger der EU-Länder.

Furcht und Hoffnung innerhalb der Bevölkerung

Neben Korruption und Kriminalität ist in Bulgarien und Rumänien auch die Diskriminierung von Minderheiten wie der Gruppe der Roma problematisch.

Auch die rumänische Regierung kämpft darum, die Standards der EU einzuhalten. Vor allem Korruption ist in Rumänien weit verbreitet. Viele Rumänen sind der Ansicht, dass Gerichtsentscheidungen in erster Linie von Geld und Beziehungen abhängen. Innerhalb der Bevölkerung gehört Bestechung beinahe zur Normalität. Ein weiteres gesellschaftliches Problem ist die Kluft von arm und reich zwischen der Stadt- und Landbevölkerung. Während der Lebensstandard in den Städten relativ hoch ist, leben die Menschen auf dem Land häufig in bitterer Armut.

Ebenso die Diskriminierung von gesellschaftlichen Minderheiten ist nach wie vor Besorgnis erregend. Vor allem Roma werden in Rumänien ausgegrenzt und extrem benachteiligt. Auch im Land lebenden Arabern, Türken und Chinesen begegnet man oft mit Vorurteilen.

Wie die Menschen in Bulgarien sind auch die Rumänen hin- und hergerissen zwischen der Angst vor einer Verschlechterung und der Aussicht auf mehr Wohlstand. Viele Rumänen sind unzufrieden und hoffen auf mehr Arbeitsplätze, einen höheren Lebensstandard, mehr gesetzlichen Schutz und weniger Kriminalität. Auf der anderen Seite fürchten sie mit dem EU-Beitritt einen Preisanstieg, hohe Steuern und Nachteile für ihre eigene Landwirtschaft. Durch den Prozess der fortschreitenden Globalisierung gewinnen große Konzerne an Einfluss, während kleine Unternehmen, Einzelhändler und Landwirte unter immer größerem Konkurrenzdruck stehen. Viele rumänische Kleinbauern haben Angst um ihre Existenz. Dennoch ist der EU-Beitritt der Rumänen mit vielen Erwartungen verbunden. Die meisten Menschen versprechen sich neue Chancen für die Zukunft und ein Leben in besseren Verhältnissen.

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letzte Aktualisierung: 28.11.2009

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