Globalisierung: Kommunikation und Welthandel

Teil 1

Teil 1 von 3

von Britta Pawlak

Globalisierung ist ein bedeutender Prozess, der es dank neuer technischer Möglichkeiten Menschen auf der ganzen Welt ermöglicht, sich auf vorher nie möglich gewesene Weise miteinander auszutauschen. Der Welthandel bietet viele Vorteile und treibt den Wohlstand einiger Länder voran. Aber der Prozess ist auch umstritten: Die wirtschaftliche Macht wächst und konzentriert sich auf einige wenige Großkonzerne, während viele Menschen für einen Hungerlohn arbeiten und die armen Länder dieser Welt in neue Abhängigkeiten geraten. In unserer dreiteiligen Reihe erfährst du mehr über die Hintergründe der Globalisierung.

Mit Frachtschiffen werden zum Beispiel Bananen aus südlichen Ländern nach Europa transportiert. (Quelle: Jan von Broeckel | Pixelio)

Viele Menschen sprechen über Globalisierung. Doch was ist das eigentlich? Der Begriff entstammt dem Wort "global", was soviel bedeutet wie "die ganze Erde betreffend". Das Wort leitet sich nämlich von dem lateinischen Begriff "globus" her, der mit (Erd-)Kugel übersetzt werden kann. Der Prozess der Globalisierung beschreibt die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen Staaten, aber auch die persönlichen Verbindungen zwischen den Menschen. Globalisierung bedeutet also, dass die Menschen auf der Erde miteinander handeln, sich gegenseitig austauschen und auch voneinander profitieren können - in der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft, Technik und Umwelt.

In der Idealvorstellung einer globalisierten Welt dient der wirtschaftliche Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Kapital (das sind alle Produktionsmittel wie Geld, Werkzeuge oder Fabriken, die bei einem Herstellungsprozess verwendet werden) dem Wohlstand aller Länder, die miteinander Handel betreiben. Demzufolge soll jedes Land die Waren produzieren, für die es die entsprechenden Rohstoffe und Materialien, den Boden, ausgebildete Arbeitskräfte und das nötige Fachwissen aufbringen kann. Das Warenangebot wird somit immer vielfältiger, denn die Länder können ihre Güter untereinander austauschen und haben nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland einen Absatzmarkt für ihre Produkte. Diese Entwicklungen werden oft als die großen Vorteile der Globalisierung herausgehoben. In der Realität sieht die Situation allerdings etwas anders aus. Kritische Stimmen machen immer wieder auf Missstände und Ungerechtigkeiten im Welthandel aufmerksam. Was sind die Hintergründe der fortschreitenden Globalisierung?

Moderne Zeiten durch neue Techniken

Diese Dampfmaschine war eine bedeutende technische Erfindung. Durch sie konnten Waren und auch Reisende schneller transportiert werden. (Quelle: Peter Lukas | Pixelio)

Globalisierung ist im Grunde kein neues Phänomen. Schon mit dem Beginn der Hochseefahrt konnten Menschen aus verschiedenen Kontinenten miteinander Handel betreiben. Beschleunigt wurde das "Näherrücken" der Menschen auf der Erde zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zeitalter der Industrialisierung. Zunehmend wurde die Handarbeit der Menschen durch Maschinen und Fabrikarbeit abgelöst, wodurch die Produktionsmengen deutlich erhöht werden konnten.

Zwei Erfindungen waren hierfür sehr wichtig: der Telegraf und die Dampfmaschine. Der Telegraf erlaubte es, Nachrichten zum ersten Mal nicht nur schriftlich, sondern nun elektronisch mithilfe eines Kabels in kurzer Zeit über weite Distanzen zu verschicken. Erstmals konnten sich Menschen aus verschiedenen Städten zeitnah Informationen zukommen lassen. Dies bedeutete, dass Neuigkeiten sofort weitergegeben werden konnten und nicht erst tagelang mit der Postkutsche transportiert werden mussten. Durch die Dampfmaschine wurden Transportmöglichkeiten wie die Kutsche oder das Schiff unabhängig von menschlicher und tierischer Kraft, Ausdauer und Willen. Auch der Wind war für die Schifffahrt nicht mehr so wichtig. Man musste stattdessen die Öfen mit ausreichend Brennstoff versorgen und das Fahrzeug bewegte sich voran. Dadurch konnten Menschen und Waren schneller und zuverlässiger von Ort zu Ort gebracht werden.

Es ist schwierig zu bestimmen, wann genau der Prozess der Globalisierung seinen Anfang nahm. In früheren Zeiten wurde allerdings noch nicht von einer "Globalisierung" gesprochen, sondern eher von einer "Internationalisierung" der Wirtschaft. "International" bedeutet "zwischenstaatlich" - das heißt zunächst einmal, dass unterschiedliche Länder miteinander in Kontakt stehen.

Immer schnellere Vermittlung von Informationen

Globalisierung bedeutet, dass Menschen auf der ganzen Welt miteinander vernetzt sind, Handel betreiben und kommunizieren. (Quelle: Gerd Altmann/ pixelio.de)

Das Wort "Globalisierung" wurde ab Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet, um insbesondere den erheblichen Anstieg des weltweiten Warenhandels zu beschreiben. Es setzte sich aber vor allem nach 1990 im allgemeinen Sprachgebrauch durch, um das "Zusammenwachsen der Welt" durch neue weltweite Beziehungen zwischen Menschen, Gesellschaften, Institutionen (also Einrichtungen und Organisationen) und Ländern zu beschreiben.

Grund für die Veränderung dieser Beziehungen waren vor allem zwei einschneidende Ereignisse: zum einen die Entwicklung der "neuen Medien" wie das Internet und Mobiltelefone, zum anderen der Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991. Nach dem Ende des Kalten Krieges, der die Welt zuvor in die "kapitalistischen" Gesellschaftssysteme des Westens und die kommunistischen Staaten des "Ostblocks" gespalten hatte, öffnete sich die Welt stärker für die globale Kommunikation. Viele Länder, die vorher miteinander verfeindet waren oder im Einflussgebiet des Gegners lagen, konnten nun miteinander Handel treiben. Daraus hat sich auch ein viel größerer Kundenkreis ergeben.

Mit dem Internet haben sich die Ausmaße der Informationsvermittlung grundlegend geändert. Bereits der Telegraf beschleunigte die Kommunikation der Menschen untereinander - doch meist wurden nur wenige kurze Sätze verschickt. Durch das Internet kann man nun innerhalb von Sekunden Bilder, Videos, Meldungen und ganze Bücher von einem Ort der Welt zum anderen schicken oder auch Geld von einem Konto auf ein anderes überweisen. Damit eröffnet das Internet ganz neue Wege, sich zu informieren, auszutauschen und Meinungen zu verkünden. Das Internet bietet somit auch Einrichtungen wie beispielsweise politischen Gruppierungen viele Möglichkeiten, sich zu organisieren, Aktionen zu planen und ihre Inhalte zu verbreiten. Weil Menschen rund um den Globus daran teilhaben können, wird oft hervorgehoben, dass die neuen Medien in der globalisierten Welt zur "Demokratisierung" der Gesellschaften beitragen.

Freier Welthandel ohne Zoll

An solch einem Zollhäuschen mussten die Menschen Geld zahlen, damit sie Waren in ihr Land bringen durften. (Quelle: Stephanie Hofschlaeger | Pixelio)

Ein wichtiger Begriff, wenn man über Globalisierung spricht, ist der "Freihandel". Freier Handel bedeutet, dass Waren wie beispielsweise Bananen, Schokolade, Kaffee oder Elektrogeräte ohne Einschränkungen von einem Land in ein anderes verkauft werden dürfen. Das war nicht immer so. Früher versuchten die Länder, ihre Wirtschaft vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen. Das hat man gemacht, damit Waren, die im eigenen Land produziert werden, sich dort auch gut verkaufen - eine solche Schutzmaßnahme eines Staates zugunsten der eigenen Wirtschaft nennt man "Protektionismus".

Die Menschen hätten wahrscheinlich lieber Waren aus dem Ausland gekauft, wenn diese günstiger angeboten werden als die inländischen Produkte. Aber billigere Waren aus anderen Staaten wurden mit einem so genannten "Zoll" belegt. Das bedeutet, dass man für das Recht, Waren in ein Land zu bringen, Geld zahlen muss. Dadurch wurden die Produkte deutlich teurer und waren somit für die Kunden nicht mehr so interessant. Es gibt zwar noch immer einige Zollbestimmungen, aber viele Waren können heute ohne große Preisaufschläge in der ganzen Welt gehandelt werden. Dies kann man an unserer Kleidung sehen - so werden in unseren Geschäften zum Beispiel Schuhe aus Taiwan oder T-Shirts, die in Bangladesch genäht wurden, angeboten.

Die heutige Europäische Union (EU) ist aus der früheren "Montanunion", aus der später die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und schließlich die Europäische Gemeinschaft (EG) wurde, hervorgegangen. Ursprünglich ging es um rein wirtschaftliche Vorteile für die Länder, denn durch den Wegfall der Zölle unter den Mitgliedern konnten die Staaten günstig Waren kaufen und verkaufen. Auch heute noch profitieren die EU-Staaten stark von den Handelsvorteilen. Auch die USA, Kanada und Mexiko haben untereinander ein solches Abkommen für freien Handel: die NAFTA ("North American Free Trade Agreement"). Weiterhin gibt es zum Beispiel den Mercosur ("Mercado Commún del Sur"), dem südamerikanische Länder wie Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela angehören. Die OPEC ("Organization of the Petroleum Exporting Countries") ist ein Zusammenschluss von Ländern, die Erdöl exportieren (ins Ausland verkaufen) - unter ihnen Algerien, Iran, Irak, Kuwait, Libyen und Venezuela.

"Arme" und "reiche" Länder auf der Welt

Der westafrikanische Staat Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Bild: Burkinische Bauern (Quelle: United States Department of Agriculture)

In der Wirtschaft wird zwischen den "Industrieländern" wie Nordamerika, Australien und die europäischen Staaten, den "Schwellenländern" wie Brasilien, Indien oder China sowie den "Entwicklungsländern", die von großer Armut und Hunger betroffen sind, unterschieden. Oft wird auch noch der Begriff "Dritte Welt" für die armen Länder verwendet. Dieser gilt allerdings als veraltet, da die Einteilung noch auf die Zeit des Kalten Krieges zurückgeht. Ebenso die Bezeichnung "Entwicklungsland" ist jedoch umstritten - viele sehen darin eine Wertung, da von der Annahme ausgegangen wird, die Länder befänden sich in einer Entwicklung und sollten den Weg anstreben, der von der "westlichen Welt" vorgegeben wird.

Zu den ärmsten Staaten dieser Welt gehören vor allem afrikanische Länder wie Burkina Faso, Burundi und Niger. Während die Industrieländer untereinander einen regen Handel betreiben, stehen die armen Länder in starker Konkurrenz zueinander, da sie von dem Verkauf bestimmter Produkte abhängig sind. Sie machen zwar drei Viertel der Weltbevölkerung aus, ihr Anteil am Welthandel ist jedoch weiterhin gering. Wirtschaft und Infrakstruktur (also Straßen oder Einrichtungen zur Gas-, Strom- und Wasserversorgung) der Schwellenländer sind dagegen "weiter entwickelt" als die der armen Staaten, jedoch nicht auf dem Stand der reichen Industrienationen. Die globale Wirtschaft wird vor allem von den "Wirtschaftsblöcken" USA, EU-Staaten und Südostasien dominiert. Der Welthandel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert und es sind einflussreiche Wirtschaftsbündnisse und Handelsregionen entstanden. So genannte "transnationale" (über die Grenzen eines Landes hinausgehende) Unternehmen spielen heute auf dem Weltmarkt eine entscheidende Rolle. Sie tauschen Kapital, technische Verfahren und Fachwissen aus und steuern die globale Arbeitsteilung.

Die "Welthandelsorganisation (WTO)" ist eine mächtige Einrichtung der Vereinten Nationen (UN), die den globalen Handel steuern und die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Länder erleichtern soll. Auch die Weltbank und der so genannte "Internationale Währungsfonds (IWF)" haben die Aufgabe, den weltweiten Warenhandel besser zu regeln. Die Weltbank ist eine Sondereinrichtung der UN. Sie soll auch die "weniger entwickelten" Staaten wirtschaftlich unterstützen und vergibt zum Beispiel Darlehen - sie verleiht also Geld gegen bestimmte Auflagen. Der Internationale Währungsfonds soll die Zusammenarbeit in der Währungspolitik der Staaten unterstützen, ein ausgewogenes Wirtschaftswachstum fördern und für die Stabilität der Währungen (wie zum Beispiel Dollar oder Euro) sorgen.

Technologische Neuerungen ermöglichen Handel und Kommunikation auf der ganzen Welt, aber längst nicht alle Menschen profitieren davon. Im zweiten Teil des Artikels, " Unfairer Handel, Kinderarbeit und Armut", erfährst du mehr über die Probleme und Schattenseiten der Globalisierung. So müssen viele Menschen unter harten Bedingungen für einen Hungerlohn arbeiten und die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert sich.

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letzte Aktualisierung: 18.05.2015

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