Die Biene und das Massensterben der wichtigen Insekten

Was sind die Ursachen für das große Bienensterben?

von Katharina Hahn

Wie leben Bienen eigentlich und wie gefährlich ist ihr Stich? Die Honigbiene ist eines der nützlichsten Insekten, das wir kennen - und dass nicht nur, weil wir den Honig so gerne essen. Denn Bienen sorgen für die Bestäubung vieler Pflanzen, tragen somit zu ihrer Verbreitung bei und sichern damit auch die Nahrung des Menschen. Um so bestürzender ist es, dass tausende von Honigbienen-Völkern in den letzten Jahren gestorben sind. Auch die Wissenschaftler kommen erst langsam dahinter, woran das liegt. Welche Folgen hätte es für den Menschen, wenn es keine Bienen mehr geben würde? Und was können wir tun, damit es den Bienen wieder besser geht?

Die Honigbiene ist eines der nützlichsten Insekten, das wir kennen: Sie liefert nicht nur Honig, sondern sorgt für die Bestäubung der Pflanzen. (Quelle: Erich Westendarp/ pixelio.de)

Biologen unterscheiden neun verschiedene Honigbienenarten. Die bekannteste und am häufigsten vorkommende Art ist die westliche Honigbiene, die auf der ganzen Welt von Imkern gehalten wird, um Honig zu gewinnen. Ihr wissenschaftlicher Name ist "Apis mellifera", das ist ein lateinischer Begriff und bedeutet "Honig tragende Biene". Die Honigbiene ist eine Unterart der Familie der Bienen, von denen es auf der Welt schätzungsweise 20.000 Arten gibt. Zu ihnen gehören die so genannten "Echten Bienen" (Apidae) wie die Honigbiene und die Hummel sowie viele andere Bienenarten wie Wollbienen und Grabwespen.

Da die Biene ein Insekt ist und alle Insekten Gliedertiere sind, ist ihr Körper dreiteilig aufgebaut: Vorne ist der Kopf (caput), in der Mitte die Brust (Thorax) und hinten der Hinterleib (Abdomen). Am Kopf hat die Biene über den zwei großen Facettenaugen noch zusätzlich drei Punktaugen. Mit den zwei Fühlern kann sie riechen und Tasten. Der Schlund der Biene ist auffällig geformt, sie hat Mundwerkzeuge und einen Rüssel, um leicht an den Nektar in den Blüten zu gelangen. An der Brust sitzen die drei Beinpaare und zwei dünne Flügelpaare. Der größte Teil des Bienenkörpers ist der Hinterleib - er ist braun gefärbt und hat eine helle Haarbinde, durch die die Biene gestreift erscheint. Im Hinterleib sitzt auch der Giftstachel der Biene. Nur wenn sie sich bedroht fühlen, stechen Bienen zu. Der Stachel bleibt dann in der Haut stecken und die Biene stirbt. Für Menschen ist ein Bienenstich zwar schmerzhaft aber ungefährlich, wenn man nicht allergisch auf das Gift reagiert.

Ein streng organisierter Bienen-Staat

Arbeiterinnen kümmern sich im Bienen-Staat um die Nahrung, den Bau der Waben und sie ziehen die Larven groß. (Quelle: Maja Dumat/ pixelio.de)

Bienen bilden, ähnlich wie Ameisen, Staaten. Sie bauen aus Waben, die aus Bienenwachs bestehen, einen Bienenstock, in denen sich die Larven entwickeln und Vorräte (Honig, Nektar und Pollen) aufbewahrt werden. Die Waben sind ganz gleichmäßig sechseckig gebaut und sehr stabil. 40.000 bis 60.000 Bienen leben in einem Stock zusammen und bilden ein Volk. In einem Bienenstaat leben drei verschiedene Bienenarten: Eine Königin, Drohnen und Arbeiterinnen.

Diese drei Arten haben nicht nur verschiedene Aufgaben in der Bienengemeinschaft, sondern sie sehen auch unterschiedlich aus. Die Königin ist mit 15 bis 18 Millimetern am größten, männliche Drohnen, die keinen Stachel besitzen, messen 13 bis 16 Millimeter. Die Arbeiterinnen sind die kleinsten, sie werden höchstens 13 Millimeter groß. Die Bienen, die wir meistens sehen, sind die Arbeiterinnen. Sie sammeln die Nahrung, ziehen die Larven groß und kümmern sich um den Bau der Waben. Sie sind steril, können sich also nicht fortpflanzen. Die Drohnen haben nur eine einzige Aufgabe: sich in der Zeit zwischen April und Juli mit der Königin zu paaren. Diese legt dann täglich 1.500 Eier.

Von Bienen, Menschen, Honig und Mumien

Bienenkörbe aus Stroh und anderen Materialien dienen den von Imkern gehaltenen Honigbienen als Behausung und Nisthöhle. (Quelle: olga meier-sander/ pixelio.de)

Vor allem, weil Bienen auch unsere Nutzpflanzen bestäuben, sind sie wichtig für die Landwirtschaft. An der Außenseite der Hinterbeine der Arbeiterinnen befinden sich "Körbchen" - eine Mulde, in der die Arbeiterinnen bei der Nahrungssuche den Blütenstaub aufbewahrt. Bei ihren Flügen von Blüte zu Blüte sorgen die Bienen ganz nebenbei dafür, dass die Pflanzen bestäubt werden und Früchte bilden können. Ohne sie könnten sehr viele Lebensmittel nicht angebaut werden. Schon in der Antike haben Imker deswegen Bienen als "Nutztiere" gehalten.

Das bekannteste Bienen-Produkt ist Honig. Daneben liefern Bienen aber auch noch andere wichtige Dinge: Der Bienenwachs wird nicht nur für Kerzen verwendet, sondern sorgt auch dafür, dass Süßigkeiten wie Gummibärchen in der Tüte nicht verkleben. Auch in vielen Cremes wird der Wachs verwendet und in Möbel- oder Bodenpolituren. Bienen produzieren auch einen Stoff, der Propolis genannt wird. In ihrem Stock dichten sie mit diesem "Bienenharz" Ritzen und kleine Löcher ab, damit keine Feuchtigkeit eindringt und es nicht zu kalt wird. Mit Propolis haben schon die alten Ägypter ihre Mumien einbalsamiert. Heute wird es in Kosmetik und in Farbanstrichen für alte Möbel verwendet. Außerdem wird es vielfach in der Naturheilkunde eingesetzt - zum Beispiel zur Stärkung der Abwehrkräfte und zur Vorbeugung gegen Erkältungen. Sogar das Bienengift wird von uns Menschen in manchen Medikamenten genutzt.

Das große Bienensterben

Ein Imker überprüft in Schutzkleidung die Waben des Honigbienen-Volkes. (Quelle: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt/ pixelio.de)

Wie wichtig die Bienen für uns Menschen sind, zeigt nicht zuletzt ein Bericht der Vereinten Nationen, der folgende Schätzung enthält: Von 100 Nutzpflanzen, die 90 Prozent unserer Lebensmittel ausmachen, werden 71 vor allem von Bienen bestäubt. Gerade weil Bienen für unsere Nahrungsproduktion so wichtig sind, sind Wissenschaftler sehr beunruhigt darüber, dass auf der ganzen Welt in den letzten Jahren immer mehr Bienenvölker gestorben sind.

Die Forscher haben diesem Phänomen sogar einen eigenen Namen gegeben: "Colony Collapse Disorder". In Europa sind zehn bis 30 Prozent der Bienenvölker gestorben, in Amerika 30 Prozent und im Nahen Osten sogar 85 Prozent - also die große Mehrheit der Bienen. Auch Japan und Afrika sind von dem Massensterben betroffen. Begonnen hat das Bienensterben vor fünf Jahren in Nordamerika. Seitdem versuchen Experten herauszufinden, woran die Bienen sterben und was man dagegen tun kann.

Verschiedene Möglichkeiten wurden von offizieller Seite in Betracht gezogen und andere wiederum zurückgewiesen. So haben einige Wissenschaftler und Kritiker von gentechnisch manipulierten Pflanzen einen Zusammenhang zwischen Gen-Mais und dem Bienensterben vermutet. Denn dieser Mais wird in großen Mengen in den USA angebaut und von den Honigbienen wird sein Pollen als Futter für den Winter eingelagert. Offiziell heißt es aber, dass keine Verbindung zwischen dem Einsatz von Gen-Saat und dem Bienensterben hergestellt werden könne.

Pestizide und Klimawandel - wie wir den Bienen das Leben schwer machen

Zugabe von Pflanzenschutzmitteln: Mit den hochgiftigen Pestiziden und Insektiziden sollen Pflanzen unempfindlich gegen Krankheiten, Unkräuter und Schädlinge gemacht werden. (Quelle: USDA)

Fest steht, dass es viele - größtenteils vom Menschen verursachte - Faktoren gibt, die den Bienen das Leben schwer machen. So verwenden viele Landwirte große Mengen an Pflanzenschutzmitteln (Pestizide) und Insektenvernichtsungsmitteln (Insektizide) auf ihren Feldern, um die Pflanzen gegen Krankheiten zu schützen sowie "Unkräuter" und "Schädlinge" zu vernichten. Diese starken Gifte sind aber auch schädlich für den Menschen und gefährden ebenso nützliche Tiere wie Honigbienen.

Besonders die Kombination an Insektiziden ist sehr problematisch: Wenn zum Schutz der Nutzpflanzen viele verschiedene Gifte eingesetzt werden, ist diese Mischung ganz besonders gefährlich für die Biene. Aber vor allem das Insektizid "Clothianidin", mit dem Landwirte zum Beispiel Mais-Saatgut behandeln, wird verantwortlich für den Tod vieler Bienen auch in deutschen Regionen gemacht. Der große Pharmakonzern Bayer verdient mit diesem Insektizid eine Menge Geld. Viele Experten und Umweltschützer kritisieren nun, dass Spritzmittel mit Clothianidin, das auch auf der "schwarzen Liste" der Umweltschutzorganisation Greenpeace steht, schon viel früher mit dem Bienensterben hätten in Verbindung gebracht werden müssen - man habe aber die Warnhinweise einfach missachtet.

In der Landwirtschaft werden auch immer mehr "Monokulturen" geschaffen. Monokulturen nennt man große Felder, die ein Landwirt anlegt, auf denen nur eine Pflanzenart angebaut wird. Das schadet aber den Böden, verdrängt andere Pflanzen und somit ebenso Tiere, die im selben Ökosystem leben. In einer solchen Umgebung leiden die Bienen unter einer einseitigen Ernährung, weil sie nicht mehr genügend Pflanzen finden. Auch durch den Klimawandel sterben viele Pflanzenarten aus, sodass die Bienen nicht mehr so ein vielfältiges Nahrungsangebot haben wie früher. Eine weitere Folge des Klimawandels ist, dass sich die Blühzeiten der Pflanzen verändern. Diese Umstellung macht den Bienen zusätzlich zu schaffen.

Gefährlicher Parasit: Die Varroamilbe

Bild unterm Mikroskop: Zu sehen ist eine Varroamilbe, die eine Biene befallen hat (Quelle: United States Department of Agriculture)

Ebenso wie Menschen und andere Tiere können auch Bienen krank werden. Verschiedene Pilze, Viren, Bakterien und Parasiten können die Bienenvölker befallen. Der für die Bienen bedrohlichste Parasit ist die Varroamilbe. Diese Milbe wird 1,6 Millimeter groß und beißt sich wie ein Blutegel an den Bienen fest. Die Milben befallen vor allem die Brut der Bienen, da sie sich in den Waben, in denen die Bienen-Larven heranwachsen, entwickeln und vermehren. Besonders im Winter befallen sie aber auch erwachsene Bienen.

Die Varroamilben stammen aus Asien. Die dort heimische östliche Honigbiene ist nicht so anfällig für diesen Parasiten. Sie beißen den Milben die Beine ab, wenn sie befallen werden. Außerdem erkennen und entfernen sie befallene Waben, sodass sich die Milben nicht überall im Stock verbreiten können. Ende der 1970er Jahre wurde die Milbenart in Deutschland und anderen europäischen Ländern eingeschleppt, als asiatische Honigbienen zu Forschungszwecken aus ihrer Heimat mitgebracht wurden. Die hier lebende westliche Honigbiene kennt diesen Parasiten aber nicht und ist nicht in der Lage, sich auf dieselbe Weise wie ihre asiatischen Verwandten gegen ihn zu schützen. Die Milben können sich deshalb im Bienenstock stark vermehren und das Bienenvolk so schwächen, dass es den Winter nicht übersteht. Wissenschaftler vermuten, dass die Varroamilbe auch andere Krankheiten auf die Bienen überträgt.

Wie können wir der Honigbiene helfen?

Biologen und Ökologen können bisher nicht mit Sicherheit sagen, welche Ursachen für das plötzliche große Massensterben der Bienen verantwortlich sind. (Quelle: Rita Thielen/ pixelio.de)

Biologen und Ökologen können nicht mit Sicherheit sagen, welche dieser Ursachen nun tatsächlich für das plötzliche große Massensterben der Bienen verantwortlich ist. Möglich ist es auch, dass die Kombination aus all diesen Dingen so viele Bienenvölker sterben lässt. Die vielen vom Menschen eingesetzten Giftstoffe, der Klimawandel und das einseitige Nahrungsangebot für die Bienen schwächt die Insekten-Völker vermutlich so sehr, dass sie gegen die Varroamilben und andere Krankheiten kaum mehr eine Chance haben.

Um das Bienensterben aufzuhalten, forschen viele Wissenschaftler an Medikamenten gegen die verschiedenen Krankheiten, die die Bienen befallen und an Maßnahmen, um die Varroamilbe zu bekämpfen. Auch nach den genauen Ursachen wird weiter gesucht. Im November diesen Jahres hat sich auch das Parlament der Europäischen Union in Straßburg mit dem Thema beschäftigt. Einige Abgeordneten fordern, dass mehr Gelder für die Bekämpfung des Bienensterbens zur Verfügung gestellt werden.

Kritische Stimmen werfen den Verantwortlichen in der Politik und Wirtschaft hingegen vor, ökonomischen Interessen den Vorrang zu geben - Lobbys (also Interessengruppen) von Pharmaunternehmen und Chemiekonzernen hätten dabei viel zu viel Einfluss auf die politischen Entscheidungen. Nicht wenige Wissenschaftler werden auch von Wirtschaftsunternehmen bezahlt, um bestimmte Studien herauszubringen. Dabei sei die Aufklärung jedoch häufig mangelhaft und vor allem im Interesse der mächtigen Firmen. Ernste Probleme und Ursachen für die Umweltbedrohung werden laut vielen Kritikern und Umweltschützern nicht erkannt oder ernst genommen, wenn dies mit Nachteilen für die einflussreichen Konzerne verbunden ist - zum Beispiel, weil diese weiter ihre Pestizide verkaufen wollen.

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letzte Aktualisierung: 04.12.2011

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