Finnland

Teil 11 von 45

von Silke Bauerfeind

Die Flagge Finnlands: Auf ihr ist ein blaues skandinavisches Kreuz auf weißem Grund dargestellt. Das Kreuz ist fast allen Flaggen der skandinavischen oder nordischen Länder Europas gemeinsam. Die Farbe Blau steht für die vielen Seen Finnlands, der weiße Hintergrund für die schneereichen Landschaften.


Finnland ist ein Land im Norden Europas voller Kontraste. Hier werden lange ineinander übergehende Nächte des Winters von einem Sommer abgelöst, der die Sonne nicht untergehen lässt. Endloser Wald, viele Seen und kleine verstreute Städte verteilen sich über diesen wunderschönen Landstreifen.

Lage und Hauptstadt

Die Inselfestung Suomenlinna: Sie liegt vor der Küste der Hauptstadt Helsinki und wurde 1747 zur Verteidigung des Landes nach dem Krieg der Hüte gegründet. (Quelle: Michal Pise, pisem1@fel.cvut.cz/ Wikimedia Commons (CC-BY-2.0.) )

Finnland liegt im Norden Europas und wird oft als Teil von Skandinavien betrachtet, weil es geographisch und politisch eng mit Schweden, Dänemark und Norwegen verwandt ist. Streng genommen zählt es aber nicht zu den skandinavischen Ländern. Finnland grenzt im Osten an Russland, im Norden an Norwegen und im Nordwesten an Schweden. Im Süden und im Westen ist das Land von der Ostsee umgeben.

Die Hauptstadt Finnlands heißt Helsinki, dort wohnen etwa 595.500 Menschen. Man nennt sie auch die "Grüne Hauptstadt", weil ein Drittel mit Grünflächen bedeckt ist. Es gibt viele Bars, Restaurants und Nachtclubs, in denen von Punk bis Klassik alles an Musikrichtungen zu hören ist. Helsinki ist modern und gemütlich. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt kann man bequem zu Fuß erreichen. Der weiße Dom ist weit sichtbar und das Wahrzeichen Helsinkis. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das finnische Nationaltheater, die Nationalbibliothek und die Finnlandia-Halle.

Finnische Bevölkerung und Wirtschaft

Finnland ist etwas größer als Deutschland, hat aber viel weniger Einwohner. Während in Deutschland ca. 81,8 Millionen Menschen leben, sind es in Finnland nur 5,4 Millionen. Die meisten Finnen wohnen in Südfinnland, weil es dort viel mehr Arbeitsplätze gibt. Auch der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefonen, die Firma Nokia, hat dort seinen Sitz. Viele Menschen arbeiten in der Forstwirtschaft, das heißt sie fällen Bäume und liefern das Holz an andere Betriebe, die daraus dann zum Beispiel Möbel oder Papier herstellen. Große Mengen Holz werden auch an andere Länder verkauft, damit verdient Finnland sehr viel Geld. Landwirtschaft gibt es in Finnland nur ganz wenig, die meisten Nahrungsmittel werden von anderen Ländern gekauft und nach Finnland importiert.

Viele "Samen" - die Völker, die im hohen Norden Finnlands wohnen - leben von der Rentierzucht. (Quelle: J. Pawlak)

Die Landschaft im Norden Finnlands nennt man auch Lappland und die Bewohner daher Lappländer. Viele von ihnen züchten Rentiere, die den Hirschen sehr ähnlich sind. Im Winter fuhren früher viele Lappländer mit Schlitten, die von Rentieren gezogen wurden. Aber auch das Fell und das Fleisch kann man auch heute noch gut verkaufen. Die Menschen im nördlichen Finnland werden auch "Samen" genannt. Sie sprechen nicht nur Finnisch, sondern auch eine eigene Sprache, nämlich Samisch ("Saami"). Viele von ihnen sind Rentierzüchter.

Die Eisenbahn hat in Finnland nicht so eine große Bedeutung wie in Deutschland. Viele Finnen fliegen lieber, weil das Land so groß ist. Aber die Schifffahrt ist ebenfalls sehr wichtig, denn über natürliche oder künstliche Wasserstraßen kann man auch entlegene Orte erreichen. Für den Handel und den Tourismus braucht man vor allem die finnischen Ostseefähren. Die größten Häfen sind Helsinki, Turku, Kotka, Hanko, Naantali, Rauma und Porvoo. Im Winter frieren diese Häfen meist zu und werden dann von Eisbrechern freigehalten. Finnland verfügt auch über viele Fischerboote, die in der Ostsee Fischfang betreiben.

Insgesamt werden die Finnen oft als etwas unterkühlt empfunden. Das liegt daran, dass sie eher still und zurückhaltend sind. Wenn man sie besser kennenlernt, merkt man schnell, wie herzlich, warm und freundlich die meisten Einwohner Finnlands sind.

Unberührte Natur Finnlands

Rentiere im Nordwesten von Lappland (Quelle: BishkekRocks/ Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0) )

Finnland hat in ganz Europa die größten Waldflächen. Über 86 Prozent des Landes sind mit Wald bewachsen, der meistens aus Kiefern, Fichten und Birken besteht. Auf dem Boden wachsen Blaubeersträucher und Moos, im Norden Finnlands sehr viele Flechten. Das sind pflanzliche Lebensgemeinschaften aus Pilzen und Algen. Die Flechten dienen den Rentieren als Futter, besonders im Winter. Ganz im Norden Finnlands wachsen fast keine Bäume, sondern nur Pflanzen, die den Boden bedecken. Eine solche Landschaft wird als Tundra bezeichnet. Zudem gibt es im Süden und in der Mitte Finnlands zahlreiche Moore, von denen man in den letzten 100 Jahren viele trockengelegt hat. Auf den Mooren wachsen auch Bäume, die viel Wasser brauchen.

Weil es in Finnland so viel Wald und unberührte Natur gibt, leben dort zahlreiche Tierarten. Besonders Elche, Rentiere, Rotfüchse und Marderhunde sind weit verbreitet. Außerdem wurden viele Weißwedelhirsche in Süd- und Westfinnland angesiedelt. Wölfe, Braunbären und Luchse kann man in Finnland auch sehen, sie sind aber viel seltener als die anderen Tiere zu finden. Außerdem leben über 400 Vogelarten in Finnland, zum Beispiel Steinadler und Seeadler sowie Wildhühner wie das Birkhuhn, Haselhuhn und Moorschneehuhn. Der Singschwan gilt als der finnische Nationalvogel.

Es gibt in Finnland viele Schären - so nennt man Ansammlungen kleiner Felseninseln vor dem Festland. Bild: Schärenmeer vor Turku an der Südwestküste Finnlands (Quelle: Plenz/ Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0) )

In Finnland existieren über 180.000 Gewässer, darum wird es auch "Land der tausend Seen" genannt. Das unendliche Blau des Wassers wird durch viele Inseln und kleine Landengen unterbrochen. Die meisten findet man innerhalb der Finnischen Seenplatte im Süden des Landes. Der größte See, der als das Herzstück der Finnischen Seenplatte gesehen wird, ist der Saimaa. Hier findet man auch noch die Saimaa-Ringelrobbe, die vom Aussterben bedroht ist. Die Seen entstanden nach der letzten Eiszeit vor ungefähr 10.000 Jahren. Das Eis hat das Land sehr glatt geschliffen und dabei viele Mulden hinterlassen, die sich später mit Wasser füllten. Durch die Eiszeit ist Finnland zu einem flachen Land ohne hohe Berge geworden.

Nicht zuletzt hat Finnland eine tausende Kilometer lange Küstenlinie mit zehntausenden vorgelagerten Inseln. Darunter befinden sich sowohl auf dem Land als auch im Meer einige Naturschutzgebiete, die verschiedene Pflanzen und Tierarten vor dem Aussterben bewahren sollen. Die Küstenregion ist außerdem bekannt für viele Leuchttürme und eine große Flotte an Fähren, die Menschen und Fahrzeuge vom Festland zu den Inseln oder auch von Insel zu Insel bringen.

Märchenhafte Winter und helle Sommernächte

Im finnischen Lappland liegt sechs Monate lang im Jahr Schnee und man kann hier märchenhafte Winterlandschaften bewundern. (Quelle: J. Pawlak)

Das finnische Lappland sieht im Winter aus wie ein Märchenland. Hier liegt sechs Monate lang im Jahr Schnee und in klaren Winternächten kann man bunte Polarlichter am Himmel tanzen sehen. Laut einer samischen Legende verursachen Füchse, die über den Himmel rennen und deren Schwänze Funken schlagen, die Polarlichter. In Wirklichkeit entstehen sie, wenn elektrisch geladene Teilchen der Sonnenwinde auf Sauerstoff und Stickstoff der Erdatmosphäre treffen. Polarlichter leuchten in 200 Nächten in Lappland, auch wenn man sie nicht immer sehen kann. Wer mag, kann in Lappland Schneemobilfahren, Schneeschuhlaufen oder mit dem Schlitten Huskytouren und Rentierschlittenfahrten unternehmen.

Im Sommer, wenn auch die Nächte fast taghell sind, sind die Finnen aktiv beim Wandern, Trekking und Mountain Biking - auch etwas ausgefallenere Beschäftigungen wie Fliegenfischen oder Goldschürfen sind möglich in Finnland. Im Sommer wird gegrillt, Kanu und Boot gefahren und geschwommen. Ein gemütliches Hüttenleben mit viel Zeit am Wasser und Angeln gehört in Finnland unbedingt dazu. Und wenn man ein bisschen Glück hat, kann man an den Ufern der Seen oder oft auch am Rand von Waldlichtungen Elche sehen.

und dann gibt es noch die Sauna….

Granitfelsen auf Söderskär vor der Südküste Finnlands, die mit der Zeit von Gletschern abgeschliffen wurden. (Quelle: Miika Silfverberg (MiikaS)/ Flickr.com (CC BY-SA 2.0) )

Die Sauna ist für die Finnen mehr als nur ein Häuschen des Schwitzens. Schon immer war die Sauna ein Ort, an dem rituelle Handlungen vollzogen wurden. Dazu gehörte zum Beispiel, dass finnische Frauen in der Vergangenheit ihre Kinder in der Sauna auf die Welt brachten und dass ein Mensch, der gestorben war, in der Sauna ein letztes Mal gewaschen wurde. Heute suchen die Finnen hier vor allem Ruhe und Zeit zum Nachdenken, um klare Gedanken fassen zu können, oder Sorgen für eine Weile zu vergessen. Die Sauna ist für die Finnen ein Ort zur Reinigung von Körper und Geist.

Klima voller Gegensätze

Nirgendwo sonst ändert sich das Bild der Landschaft mit ihren Farben, Gerüchen und Geräuschen, dem Licht und der Temperatur mit dem Wechsel der Jahreszeiten so extrem wie in Finnland. In Finnland gibt es aufgrund der geographischen Lage sehr kalte, trockene Winter und kühle, aber milde Sommer, in denen am meisten Regen fällt.

Rund ein Drittel der Gebiete Finnlands liegen nördlich des Polarkreises, dort ist es im Winter am kältesten und die Sonne geht für 51 Tage nicht auf. Diese Zeit nennt man Polarnacht, in der man häufig Polarlichter beobachten kann. Im Sommer hingegen geht die Sonne fast gar nicht unter und bleibt für etwa 70 Tage immer sichtbar. Selbst im Süden Finnlands sind die Nächte dann sehr hell und werden "Weiße Nächte" genannt.

Finnische Kultur

In den langen, hellen Sommernächten wird viel gefeiert. Bild: Mittsommer-Feuer auf der Insel Seurasaari in Helsinki zum finnischen "Juhannus"-Fest, das neben Weihnachten der bedeutendste Feiertag ist. (Quelle: Ralf Roletschek/ de.wikipedia (GNU Free Documentation License))

Im Jahre 1548 übersetzte der finnische Reformator Mikael Agricola das Neue Testament, einen Teil der Bibel, in die finnische Alltagssprache und legte damit den Grundstein für die finnische Schriftsprache. Es sollte aber noch sehr lange dauern, bis die Finnen eine eigenständige literarische Kultur schufen. Die seit langer Zeit vorhandene reichliche Volksdichtung wurde weiterhin mündlich überliefert, dabei handelte es sich meist um Geschichten aus der finnischen Sagenwelt. Erst im 19. Jahrhundert wurden diese Geschichten und Sagen dann schriftlich aufgezeichnet, vor allem von dem Schriftsteller Elias Lönnrot, dessen Werk "Kalevala" als das finnische Nationalepos gilt. Noch heute ist es in Finnland sehr berühmt. Als bedeutendster Schriftsteller gilt Frans Eemil Sillanpää, der 1939 als bisher einziger finnischer Autor den Nobelpreis für Literatur erhielt.

Auch die Volksmusik ist bis heute bei den Finnen sehr beliebt. Seit den 1960er Jahren existieren viele Musikgruppen, die finnische Folk- und Volksmusik spielen. Zudem sind Metal- und Rockbands in Finnland sehr beliebt, die bekannteste Gruppe mit großen internationalen Erfolgen sind die Leningrad Cowboys. Auch andere finnische Rockbands wie HIM und The Rasmus erlangten mit ihren Songs Weltberühmtheit. Ebenso Hardrock wie Hip-Hop werden in Finnland vom Publikum sehr geschätzt. In den langen Sommernächten, in denen es nicht dunkel wird, feiern die Finnen viele Festivals. Von Oper über Konzerte bis hin zu Punknächten wird alles geboten, Hauptsache der Sommer wird gefeiert, denn der lange Winter kommt bestimmt.

Das finnische Essen kommt meist direkt aus der Natur. Forelle, Weißfisch, Lachs, Ente, Schneehuhn, Elch und Rentier gehören zu den Delikatessen des Landes. Man sollte nicht verpassen, von den leckeren Blau-, Preisel- und Motebeeren zu naschen. Ein typischer finnischer Snack ist Lörtsy - sie sehen ähnlich aus wie Krapfen, sind salzig und mit Fleisch gefüllt. Eine typische und leckere Süßigkeit ist Salmiakki, eine schwarze oder braune salzige Lakritze.

Geschichte des Landes

Gebirgsentstehungen liegen in Finnland fast eine Milliarde Jahre zurück und das Gestein wurde mit der Zeit immer stärker abgetragen. Deshalb gibt es im Land heute nur noch wenige Berge, die vor allem im Norden anzutreffen sind. (Quelle: J. Pawlak)

Bis heute ist nicht ganz geklärt, woher die Finnen eigentlich stammen. Viele Wissenschaftler glauben, dass das Gebiet östlich des Urals oder die Gegend um die Wolga in Russland Urheimat der Finnen sind. Heute sind viele der Meinung, dass Finnland von ganz unterschiedlichen Völkern zu verschiedenen Zeiten besiedelt wurde. Zwar hat Finnland viele Gemeinsamkeiten mit seinen skandinavischen Nachbarländern, und doch unterscheidet sich die finnische Sprache völlig von der schwedischen, norwegischen und dänischen. Sie zählt zur so genannten "finnisch-ugrischen" Sprachgruppe und ist unter anderem mit dem Ungarischen, Estnischen und Samischen verwandt.

Die steinzeitliche Bevölkerung bestand aus Jägern und Sammlern, bis vor etwa 4.000 Jahren die Völker des Landes Ackerbau und Viehzucht einführten. Vor ungefähr 2.000 Jahren begannen die Finnen, mit den anderen Völkern Europas Handel zu treiben. Durch den Ostseehandel während der Völkerwanderung und auch später durch die Wikinger kamen die finnischen Küstenregionen zu Wohlstand. Ungefähr um das Jahr 1.000 handelte die finnische Bevölkerung sehr viel mit Russland.

Vom 12. bis zum 19. Jahrhundert war Finnland eng an Schweden angebunden, danach wurde es teilweise vom Russischen Reich erobert und diesem angeschlossen. Erst am 6. Dezember 1917 erklärte das finnische Parlament sein Land für unabhängig und löste sich von Russland. Seit 1919 ist Finnland eine parlamentarische Republik, in der das Volk alle sechs Jahre einen Präsidenten wählt. Dieser Präsident bestimmt dann den Ministerpräsidenten und hat auch sonst viel mehr Macht als der deutsche Bundespräsident. Zum Beispiel befehligt er das Militär und darf auch das Parlament auflösen.

Seit 1995 ist Finnland Mitglied der Europäischen Union und hat dieselben Rechte und Pflichten wie alle anderen Mitgliedsstaaten. 2002 wurde auch in Finnland der Euro als Zahlungsmittel eingeführt.

Was man in Finnland unbedingt tun sollte:

Man sollte auf keinen Fall verpassen, einmal in einem eiskalten See zu schwimmen, am schönsten ist es, wenn man vorher in einer der vielen Saunen war. Auch eine Schneeballschlacht ist Pflichtprogramm in Finnland - und wenn es möglich ist, macht Urlaub in einer kleinen Hütte an einem der unzähligen Seen. Und am Wichtigsten ist es natürlich, den Weihnachtsmann zu besuchen, denn der soll ja in Finnland am 486 Meter hohen Berg Korvatunturi wohnen - so sagt man zumindest...


Größe des Landes
338.431 qkm

Hauptstadt
Helsinki
Einwohner

5,4 Mio. (Stand 2012)

Amtssprachen

Finnisch

Schwedisch

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letzte Aktualisierung: 18.05.2015

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